Der Weg der Helden
» So«, meinte Viruk schließlich. » Jetzt bist du zehn Jahre jünger. Nutze diese Jahre klug«, setzte er mit einem Lächeln hinzu.
Boru erhob sich und machte eine Verbeugung. » Ich danke Euch, Herr.«
» Nicht der Rede wert.« Er betrachtete prüfend Borus Gesicht. » Dein Bart ist jetzt etwas gelblicher, und dein Haar ist dichter. Vielleicht hast du ein bisschen mehr als zehn Jahre gewonnen. Ich bin nicht sonderlich geschickt in der Verwendung dieser Kristalle bei Untermenschen. Trotzdem… genieße es!«
» Das werde ich, Herr. Ich kann Euch gar nicht genug dafür danken.«
» Das stimmt beinahe.« Viruk grinste breit. » Und jetzt muss ich aufbrechen.«
Viruk ging zum Pony und schwang sich in den Sattel. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, ritt er nach Westen.
Es war wirklich höchst erfreulich, ein Gott zu sein.
Boru hatte Recht gehabt. Das Pony war immer noch müde. Viruk hatte es eilig, zurück nach Egaru zu kommen, und benutzte die Energie des Kristalls. Das kleine Pferd war sofort wieder munter, und Viruk trieb es zu einem Galopp an. Das Tier starb eine halbe Meile, nachdem sie die Stadttore durchritten hatten. Als es unter ihm zusammenbrach, sprang Viruk aus dem Sattel und landete geschickt auf den Füßen. Es war merkwürdig, dass diese Kristalle vierfüßigen Tieren keine wirkliche Kraft spenden konnten. Bei ihnen wirkten sie eher wie Aufputschmittel. Es ärgerte Viruk, dass das Pony nicht noch ein bisschen länger durchgehalten hatte.
Unmittelbar nach seiner Ankunft teilte ihm einer seiner Diener mit, dass der Questor General ihn unbedingt sehen wollte. Viruk badete, wechselte seine Kleidung und ritt zu Raels Palast.
Der Questor General befand sich in seinem Arbeitszimmer im Obergeschoss, wo er über Karten und Schriftrollen brütete, als Viruk eintrat. Rael verschwendete keine Zeit mit Formalitäten. » Judon von den Patiaken hat eine Versammlung in Ren-el-gan einberufen«, sagte er. » Er versucht die Stämme unter seiner Führung zu vereinigen und will dann die Städte erstürmen. Ändert seine Meinung.«
» Mit Vergnügen, Ser«, erwiderte Viruk.
Rael schob die Karten zurück und stand auf. » Soweit ich verstanden habe, habt Ihr die Banditen gefunden und sie getötet. Das war gut. Nicht gut dagegen war diese Botschaft an Ammon. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Bote klug genug war, Euren Befehl zu missachten.«
Viruk zuckte mit den Schultern. » Was für eine Rolle spielt das? Irgendwann müssen wir doch gegen sie kämpfen.«
» Der ideale Zeitpunkt wäre, wenn Talaban mit den aufgeladenen Truhen zurückgekehrt ist.«
» Questor Ro hatte Erfolg? Das ist eine Überraschung, wenn auch zugegebenermaßen eine sehr angenehme.«
» Sie ist zweischneidig«, erwiderte Rael. » Sie konnten vier Truhen aufladen, eine haben sie verloren, und eine ist noch leer. Schlimmer ist jedoch, dass ein Vulkanausbruch die Pyramide und die Große Ader zerstört hat. Wenn wir keine andere finden, sind wir innerhalb von wenigen Jahren machtlos.«
» In ein paar Jahren kann viel geschehen«, erwiderte Viruk. » Aber sagt, Ser, wie soll ich Judons Meinung ändern?«
» So wie es Euch am besten zupasskommt!«, fuhr der General ihn an.
» Betrachtet es als vollbracht.«
» Das tue ich«, gab Rael zurück. » Ihr werdet ein schnelles Pferd benötigen, und es gibt kein schnelleres Reittier als mein Pakal. Behandelt ihn gut. Ich will das Pferd unversehrt zurückhaben.«
» Jawohl, Ser.«
» Gut. Und jetzt berichtet mir von den Banditen… und lasst nichts aus.«
Viruk gehorchte und beschrieb minutiös den Vorfall, einschließlich des Todes des Anführers. Als er zu Ende gesprochen hatte, ging Rael um den Schreibtisch herum und setzte sich darauf, unmittelbar vor den Offizier.
» Ich habe eine Beschwerde erhalten, dass Ihr eine Dorfbewohnerin vergewaltigt habt.«
» Ich würde es schwerlich Vergewaltigung nennen. Ich war müde und angespannt, also habe ich mir eine der Huren des Dorfes bringen lassen. Der neue Dorfälteste, Bekar, hat sie mir geschickt.«
» Die Rassengesetze sind eindeutig, Viruk«, erklärte Rael. » Es gibt keinerlei Vermischung mit den unteren Klassen. Das wisst Ihr sehr genau.«
» Ich weiß, dass sie weich, süß und sehnsüchtig war. Aber schließlich ist es nicht so, als hätte ich sie geheiratet. Ich habe sie nur eine Weile geritten.«
» Das Konzil wird verlangen, dass man Euch tadelt und sie, falls sie schwanger geworden ist, getötet wird.«
» Ich bin bereits häufiger
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