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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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an, als er sich neben es setzte.
    » Dein Haar wird schon blau«, bemerkte sie.
    » Ärgere mich, Kind, dann reiße ich dir ein Bein aus und schlage dich mit dem blutigen Ende zu Tode.«
    Sie lachte fröhlich. » So etwas Schreckliches darf man nicht sagen«, tadelte sie ihn. Viruk griff unter den Bock und fand die Flasche Wein.
    » In der Kiste neben dem Sitz sind Zinnbecher!«, rief der alte Mann ihm zu.
    Viruk fand einen, brach das Wachssiegel an der Tonflasche und goss sich den Wein ein. Er hatte nicht viel erwartet und war angenehm überrascht, als er den milden, vollen Geschmack auf der Zunge spürte. Seine Laune besserte sich.
    » Warum ist dein Haar blau?«, fragte ihn das Kind.
    » Weil ich ein Gott bin«, antwortete er.
    » Bist du das? Wirklich?«
    » Wirklich.«
    » Kannst du Wunder wirken? Kannst du einen Blinden sehend machen? Kannst du die Toten zum Leben erwecken? Weißt du, warum der Ochse sich nicht den Hintern abwischen muss?«
    Viruk leerte den Becher und füllte ihn neu. Der alte Mann kletterte neben das Kind auf den Kutschbock. » Ich musste sie über die Brücke führen, Herr«, sagte er. » Sie mögen das Geräusch von fließendem Wasser nicht.«
    » Er sagt, er ist ein Gott, Vater«, meinte das Kind. » Aber er weiß nichts über den Hintern von Ochsen.«
    » Still, Kind, der Herr will dein Geplapper nicht hören.«
    » Ich gebe auf«, meinte Viruk. » Also warum muss sich ein Ochse den Hintern nicht abwischen?«
    » Er hat zwei Därme«, erklärte das Mädchen. » Einen inneren und einen äußeren. Der innere stülpt sich nach außen und… und…«
    » Scheidet aus«, sagte der alte Mann.
    » Ja, genau. Scheidet die Ausscheidung aus. Dann zieht er sich wieder nach innen zurück. Deshalb wird nichts schmutzig.«
    » Dieses Wissen werde ich zweifellos mit mir in die Ewigkeit nehmen«, versicherte Viruk.
    » Also«, fuhr das Kind fort, » kannst du nun die Toten zum Leben erwecken?«
    » Mein Talent bezieht sich eher auf das Gegenteil«, sagte er, nippte an dem Wein und genoss den Geschmack auf der Zunge.
    » Was ist ein Gegenteil, Vater?«, erkundigte sich das Mädchen.
    » Der Herr ist ein Krieger, Shori. Er schützt uns vor bösen Leuten«, antwortete der alte Mann. » Und es wäre am besten, wenn du jetzt ruhig wärest. Geh nach hinten in den Karren und spiel mit deinen Puppen.« Das Kind kletterte über die Lehne des Kutschbocks.
    » Bist du nicht schon ein bisschen zu alt, um Kinder zu zeugen?«, fragte Viruk den alten Mann.
    » Es sieht zumindest so aus, Herr«, antwortete der Mann.
    » Woher kommst du?«, wollte Viruk wissen.
    » Ren-el-gan, Herr. Meine Weinberge liegen dort ganz in der Nähe.«
    » Ich habe davon gehört. Zu welchem Stamm gehörst du?«
    » Banis-baya, Herr. Es gibt jetzt nicht mehr viele von uns. Vielleicht noch fünfzig. Aber wir werden nicht länger verfolgt. Die Avatar-Herren haben uns vergeben, glaube ich.«
    Stammesgeschichte hatte Viruk noch nie interessiert. Diese Untermenschen kämpften immer irgendwie gegeneinander. Und außerdem machte der Wein ihn schläfrig. Er kletterte auf die Pritsche des Karrens, schob die Puppen des Kindes beiseite und legte sich hin.
    Die Sonne würde bald untergehen, und als er einschlief, spürte er, wie sich der warme Körper des Mädchens an ihn schmiegte.
    Kinder mochten ihn. Sie hatten ihn schon immer gemocht. Was sehr merkwürdig war, wenn man bedachte, dass er sie verabscheute.

Kapitel 10

    Bei Sonnenuntergang fuhr Boru mit dem Wagen einen flachen Hang hinab und zügelte das Gespann neben einem schmalen Bach, der in den Luan mündete. Er trat die Bremse fest, kletterte auf die Pritsche des Karrens und blickte auf den schlafenden Avatar hinab.
    Wie einfach es wäre, dir die Kehle durchzuschneiden, dachte er.
    Seine Tochter Shori hatte sich an den Mann geschmiegt und schlief fest, den Daumen im Mund. Wäre der Avatar allein gewesen, hätte Boru ihn ermordet, aber er fürchtete, Shori könnte erwachen und ihre blutigen Albträume würden aufs Neue beginnen. Er legte Shori eine Decke über, was bedeutete, dass er auch den verhassten Mann zudecken musste, der neben ihr schlief. Boru unterdrückte seinen Hass, schob sich an den Schlafenden vorbei und nahm zwei Säcke mit Getreide. Dann ging er nach vorn und fütterte die Ochsen.
    Anschließend entzündete er ein kleines Feuer zwischen ein paar Felsbrocken, setzte sich hin und betrachtete den Sonnenuntergang.
    » Bist du nicht schon ein bisschen zu alt, um Kinder zu

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