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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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getadelt worden. Das ist kein Problem.«
    Rael holte tief Luft. » Das ist kein Problem, weil ich Euch beschütze. Aber gibt es Euch nicht zu denken, dass jedes Mal, wenn Ihr Eurem Verlangen nachgeht, eine Vagaren-Frau deshalb ihr Leben aufs Spiel setzt?«
    » Warum sollte mir das zu denken geben? Die Vagaren sterben doch ständig.«
    Rael schüttelte den Kopf. » Diese Diskussion ist tatsächlich vollkommen sinnlos. Geht und kümmert Euch um Judon. Und sorgt dafür, dass es Zeugen gibt, und zwar lebende Zeugen.«
    Mondsteins Genesung vollzog sich nur schleichend. Talabans Kristall hatte seine gebrochenen Rippen geheilt, und der Avatar hatte ihm angeboten, dasselbe mit den Wunden zu tun, die dem Anajo von den Klauen des Krals zugefügt worden waren, aber Mondstein hatte sich geweigert. Es waren Narben eines Kampfes, die man folglich wertschätzen musste, genauso wie den Schmerz, den die Wunden ihm bereiteten. Denn dieser Schmerz zeigte, dass sein Feind sehr mächtig gewesen war und er sich gegen ihn hatte behaupten können. Gewiss, er hatte die Bestie nicht getötet, aber er hatte sich ihr gestellt. Suryet wäre stolz auf ihn.
    » Wie fühlst du dich?«, fragte ihn Talaban am Morgen des vierten Tages.
    » Gut. Kräftig«, log Mondstein. Er hatte Fieber, das ständig stieg, und eine der Narben sonderte Eiter ab.
    » Zeig mir die Wunden.«
    » Sie heilen schnell.«
    » Zeig sie mir trotzdem.« Mit einem schmerzerfüllten Grunzen hob Mondstein sein Hemd hoch. » Ich werde die Infektion entfernen«, erklärte Talaban. » Aber mach dir keine Sorgen. Die Narben werden zurückbleiben.« Er legte den Kristall leicht auf die entzündete Wunde. Mondstein spürte, wie die Infektion verschwand.
    » Starke Magie«, erklärte Mondstein.
    » Es ist keineswegs Magie, mein Freund. Vor langer Zeit haben wir eine Verbindung zwischen diesen Kristallen und der Gesundheit entdeckt. Wir haben diese Verbindung nur verfeinert und einen Weg gefunden, die Macht der Kristalle durch die Kraft unseres Verstandes zu verstärken.«
    » Vor langer Zeit«, erwiderte Mondstein. » Immer heißt es, vor langer Zeit.«
    Er stopfte sich das Hemd in die Hose, stand auf und ging durch die Kabine, um sich einen Becher Wasser einzuschenken.
    » Ich verstehe deine Worte nicht«, erklärte Talaban.
    » Alles ist schon lange vergangen. Magischer Turm. Vor langer Zeit. Wundersame Schiffe. Vor langer Zeit. Welche Errungenschaften macht ihr jetzt?«
    Talaban sah nachdenklich zu Boden und schwieg einen Augenblick. » Jetzt überleben wir«, erklärte er schließlich. » Der letzte unserer großen Gelehrten hat sich entschieden zu altern und zu sterben. Jetzt gibt es niemanden mehr, der die Mysterien der Vergangenheit begreift. Ich weiß nicht, warum.«
    » Ihr überlebt nicht, Kapitän. Eure Tage sind beinahe vergangen. Sonne geht unter. Komm mit mir. Nach Westen. Suche neues Heim. Lehre mein Volk Umgang mit magischen Steinen.«
    Talaban stand auf. » Du musst heute ausruhen«, sagte er und verließ die Kabine.
    Nachdem er verschwunden war, aß Mondstein ein kleines Stück Dörrfleisch, ging ebenfalls hinaus und stieg zum Mitteldeck empor. Dort lehnte er sich an das Geländer und sah den Delphinen zu, die neben dem Schiff herschwammen. Er hatte die Launen der Osnu immer gemocht, des Volkes der See. Manchmal, zuhause, wenn er im warmen Wasser der Bucht schwamm, waren sie neben ihm aufgetaucht, waren gesprungen, wieder untergetaucht und hatten sich immer freundlich verhalten.
    » Merkwürdige Kreaturen.« Der Korporal der Vagaren, Methras, stellte sich neben ihn. Mondstein blickte zu dem großen, kahlköpfigen Unteroffizier hoch. Er mochte Methras, weil er die große Einsamkeit in dem Mann spürte, die seiner eigenen so sehr entsprach.
    » Nicht merkwürdig«, widersprach er. » Osnu sind magisch. Große Heiler.«
    » Ein Fisch, der heilt? Schwer zu glauben.«
    » Hab es mit diesen Augen gesehen«, antwortete Mondstein. » Kind geboren, wurde groß, redet nicht. Sitzt da. Starrt vor sich hin. Schamane ruft Osnu. Sie kommen.«
    » Einen Augenblick, Mondstein.« Methras lächelte. » Das mit dem Kind habe ich verstanden. Aber wie hat der Schamane die Delphine gerufen?«
    » Stand auf Klippe. Hat gesungen. Leise gesungen und Feuer gemacht. Rauch. In Dämmerung sie kamen. Zwanzig Osnu. In flaches Wasser. Schamane hat Kind zu ihnen getragen. Dann haben Osnu gesprochen. Hoher Singsang. Keine Worte. Schamane hat Kind genommen, es ins Wasser gelegt, auf Osnu gesetzt, Hände

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