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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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gekommen war, war zu gewaltig, als dass man hätte darüber sprechen können.
    Am Nachmittag waren drei der Männer weggebracht worden. Es dämmerte bereits, als sie Boru holten. Er folgte den zwei Wächtern in einen runden Raum. Dort warteten drei Avatar, die alle blaue Seidenroben trugen. In der Mitte des Raumes befand sich ein steinerner Sarkophag, der mit grünen Kristallen gefüllt war, die im Licht der Laternen schimmerten.
    » Nehmt ihm die Ketten ab«, befahl einer der blau gekleideten Herren.
    Als die Ketten von ihm abfielen, richtete sich Boru auf. Er war jung, groß und stark, sein Haar hatte die Farbe von reifem Mais. » Steig in den Sarkophag«, befahl ihm ein Avatar.
    » Was passiert dann?«, fragte er sie.
    » Tu, was man dir sagt. Es wird nicht lange dauern, und nach einer Stunde kannst du gehen.«
    » Ich kann gehen? Ich bin frei? Aber ich wurde zu dreißig Jahren verurteilt.«
    Zwei Wächter packten ihn an den Armen und führten ihn zu dem Sarkophag mit den glitzernden Kristallen. Er schüttelte die Männer ab, kletterte hinein und setzte sich auf die Kristalle. » Leg dich lang hin«, ertönte ein Befehl. Boru gehorchte. Die Männer traten zurück. Er spürte, wie sich die Kristalle in seine Haut gruben. » Schließ die Augen«, befahl man ihm, und er befolgte auch diesen Befehl. Helle Lichter zuckten hinter seinen Lidern, und er spürte, wie ihm schlecht wurde. Dann wurde er ohnmächtig.
    Eine Weile später wachte er auf. Es konnte eine Stunde oder ein Tag verstrichen sein. Die beiden Avatar zerrten ihn aus dem Sarkophag und führten ihn ohne Ketten wieder in den Gang, an dem Gerichtssaal vorbei und hinaus ins Tageslicht. » Geh nachhause zurück«, sagten sie ihm.
    Verwirrt war er die Stufen des Gerichts hinabgestiegen und auf den Platz mit dem Springbrunnen gegangen. Als er ihn erreichte, war er müde, was ihn ein wenig überraschte, da es nur eine kurze Strecke war. Er setzte sich auf das Marmorpodest des Springbrunnens und fühlte die kühle Gischt der Wassersäule auf seiner Haut. Dabei beugte er sich vor und stützte die Ellbogen auf seine Knie.
    Es überfiel ihn wie ein Schock. Seine Arme waren dürr, abgemagert, und die Haut faltig und trocken.
    Eine junge Frau näherte sich ihm. » Geht es Euch gut, Alterchen?«, erkundigte sie sich und legte ihm eine Hand auf die knochige Schulter.
    » Ich bin ein junger Mann.« Seine Stimme krächzte.
    Sie warf einen ängstlichen Blick zum Gerichtsgebäude. » Das tut mir leid«, sagte sie und ging dann rasch weiter.
    Sie hatten ihm dreißig Jahre genommen. Der fünfundzwanzigjährige Boru saß am Fluss, hielt seine abgemagerten Finger gegen die Sonne und dachte an den Avatar, der in seinem Karren schlief.
    » Ich werde euren Untergang miterleben«, versprach er sich. » Den Untergang von allen von euch.«
    Viruk fuhr aus dem Schlaf hoch. Er hatte nicht so tief einschlafen wollen. Er rollte sich auf die Seite. Jemand hatte ihm eine Decke übergelegt, was sehr umsichtig war, denn die Nacht war kalt. Dann erinnerte er sich an den alten Mann. Es freute ihn, Untermenschen zu finden, die zu Respekt fähig waren. Viruk setzte sich auf. In diesem Moment bewegte sich das goldblonde Kind neben ihm. Aber das Mädchen wachte nicht auf. Der Avatar kletterte über die Seite der Pritsche hinab und sah den alten Mann an einem kleinen Feuer sitzen.
    Die Sterne leuchteten am Himmel, und die Scheibe des Mondes strahlte hell. » Ich nehme an, Ihr habt gut geschlafen, Herr«, sagte der Mann.
    » Das habe ich allerdings. Wo befinden wir uns?«
    » Ich sollte Egaru etwa morgen gegen Mittag erreichen, Herr. Falls Ihr jedoch früh aufbrecht, werdet Ihr kurz nach Sonnenaufgang dort sein. Ich habe das Pony mit Getreide gefüttert, aber es ist immer noch müde. Es wird Euch leider nicht allzu schnell voranbringen.«
    » Wie lautet dein Name, Stammesmann?«
    » Boru, Herr.«
    » Du warst freundlich zu mir. Ich weiß eine solche Höflichkeit zu schätzen.«
    » Das war doch nicht der Rede wert, Herr. Es war mir ein Vergnügen, Euch zu Diensten zu sein.«
    » Das kann ich mir denken«, gab Viruk zurück. Er schlug dem alten Mann auf die Schulter. » Ich mag dich, Boru. Deshalb werde ich dir etwas schenken.« Viruk zog den grünen Kristall aus dem Lederbeutel und berührte damit Borus Brust. Der alte Mann versteifte sich vor Furcht. » Ich füge dir keinen Schaden zu«, erklärte Viruk. Boru spürte, wie die Arthritis und die Schmerzen in seinem Rücken und seinen Armen nachließen.

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