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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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Anspannung verbunden mit mentaler Entspannung, die Vermischung der Gegensätze, das Schließen des Kreises. Er spürte, wie er sich bewegte, umherwirbelte, so als würden er und Mondstein einen bizarren Tanz tanzen. Er wusste, dass dem nicht so war, dass sie beide noch zusammen auf dem Teppich in seiner Kajüte knieten, und doch ließ er es zu, dass dieses Gefühl wuchs. Farben tanzten in seinem Kopf, wirbelnde Regenbogen zogen vorbei, um ihn herum und durch ihn hindurch. Dann hörte er Musik, laut und primitiv, den Rhythmus des Universums, das unheimliche Singen der kosmischen Winde, das Seufzen ungeborener Sterne.
    Er schwebte jetzt in der Dunkelheit, und Szenen aus seiner Vergangenheit trieben an seinem geistigen Auge vorbei; seine erste Reise zu den verborgenen Inseln und die Schule dort, auf der er Anus Sternenkarten studiert hatte, er erinnerte sich, wie er um Suryet geworben hatte, wie sie zusammen durch die hohen Berge oberhalb der Tipis der Anajo gelaufen waren, erinnerte sich daran, wie er Mondstein gefangen hatte, wie Mondstein von Talaban gefangen wurde. Mit einem Ruck bemühte er sich, sich aus der vollkommenen Vereinigung der Geister zu befreien. Er zog sich zurück, klammerte sich an seine eigene Identität und wurde sich bewusst, dass Mondstein einen ganz ähnlichen Kampf ausfocht. Die Farben loderten erneut auf, und einen Moment lang spürte er den Teppich unter seinen Knien und die Bewegungen des Schiffes.
    Getrennt und doch zusammen entspannten sich die beiden Männer erneut, während sich ihr Geist erneut zu der Musik erhob. Ein Anblick von unendlicher Schönheit erfüllte Talabans Geist, Planeten, Sterne, Monde und Kometen, all das bewegte sich und wirbelte umeinander in diesem gewaltigen Tanz der Ewigkeit.
    Erregung durchströmte ihn, gefolgt von Ekstase. All die Geheimnisse des Universums strömten durch ihn hindurch, zu schnell, um sie zu begreifen, aber doch langsam genug, um zu erkennen, dass es hinter all diesen einzelnen Szenen ein Gemeinsames gab, und den Zweck zu ahnen, der dem allen zugrunde lag. Verloren im Wunder dieser Erfahrung trieb er zwischen den Sternen des Großen Milchflusses des Himmels.
    Er hatte Mondstein vergessen, das Schiff vergessen, jede Verbindung mit seinem eigenen kleinen, bedeutungslosen Leben verloren. Hier lagen die Antworten auf jede Frage, auf jedes Mysterium. Und er war frei, vollkommen frei, frei von jeder Sorge und Angst, frei von Streit und Missklang. Hier herrschte Harmonie. Hier war eine Freude, wie er sie sich niemals hätte träumen lassen.
    Die Zeit selbst war hier bedeutungslos, und er trieb weiter, beobachtete, lernte, betrachtete, erfüllt mit einem Gefühl ständig wachsenden Staunens. Er sah die Geburt von Sternen und den Tod von Planeten und wurde immer mehr ein Teil des Tanzes.
    Zwei Monde.
    Es war, als hätte eine Stimme zu ihm gesprochen, aber ohne Klang. Was bedeutete das? Dann erinnerte er sich an das Mysterium. Es wirkte jetzt so winzig, so bedeutungslos. Aber selbst der bloße Gedanke an dieses Rätsel flößte ihm das Verlangen ein, die richtige Lösung zu finden.
    Erneut wirbelten Farben um ihn herum, und er blickte plötzlich auf einen blauen Planeten hinab. Dann schoss er auf ihn zu, flog durch Wolken hindurch und schwebte über gewaltige Berge. Er sank immer tiefer, immer tiefer, bis er schließlich Parapolis und die Weiße Pyramide in ihrem Zentrum erkannte. Menschen bewegten sich über den Marktplatz und das Tempelgelände.
    Und da, da sah er sich, wie er über den großen Hof ging und ein Mystiker der Vagaren sich ihm näherte, ein zerlumpter Mann in zotteligen Pelzen.
    Die Szene flimmerte.
    Er schwebte immer noch über Parapolis… Aber es gab keine Weiße Pyramide mehr. Diesmal war es ein goldener Stufenturm, mit Treppen und einem flachen Dach. Der zerlumpte Mystiker war wieder da. Diesmal jedoch wurde er von Wachposten festgehalten. Einer von ihnen zog ein goldenes Messer mit einer gezahnten Klinge und schnitt damit dem kleinen Mann die Kehle durch.
    Erneut flimmerte die Szene und veränderte sich. Talaban flog höher.
    Es war Nacht, und ein gewaltiger Sturm wehte über dem Kontinent. Talaban schwang herum und blickte nach Norden.
    Eine Flutwelle stürzte sich auf die Stadt.
    In diesem Augenblick tauchte ein zweiter Mond am Nachthimmel auf, hell und strahlend. Und die Stadt verschwand… als die Flutwelle über sie hinwegrauschte.
    Die Euphorie, die Talaban nur Momente zuvor empfunden hatte, war mittlerweile verschwunden. Er war

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