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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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Zeuge des Unmöglichen geworden, und das erweckte sein Bewusstsein wieder zum Leben. Jetzt war er nicht länger passiver Beobachter, sondern er dachte, erinnerte sich an das Schiff, an sein Leben und…
    Mondstein!
    Wo war Mondstein?
    Er konnte ihn weder fühlen, noch spürte er seine Präsenz.
    Er nahm seine ganze Willenskraft zusammen und konzentrierte sich auf das Schiff, den Teppich, die Kajüte; auf seine Hände, die auf Mondsteins Schultern ruhten. Das Universum schien sich um seine Achse zu drehen, und Talaban wurde in seinen Körper zurückgeschleudert. Mondstein kniete immer noch vor ihm. Talaban schüttelte ihn und rief seinen Namen. Er bekam keine Antwort. Stattdessen sackte der Anajo in sich zusammen und fiel auf den Boden.
    Talaban gab sich einen Ruck, versuchte sich zu beruhigen und versetzte sich erneut in Trance, suchte einen Weg zurück zu den Sternen. Er suchte eine ganze Stunde lang, aber vergeblich.
    Zum ersten Mal seit Jahrzehnten begann Panik in ihm aufzusteigen. Er stand von dem Teppich auf, schenkte sich einen Becher mit Wasser ein und leerte ihn rasch, versuchte seine Ruhe wiederzufinden. Dabei blickte er auf die am Boden liegende Gestalt des Stammesmannes.
    Er hat dir vertraut!
    Wieder flammte Panik in ihm auf. Talaban fluchte, ließ zu, dass der Ärger über ihn hinwegfegte und die negativen Kräfte verscheuchte, die ihn zu lähmen versuchten.
    Mondsteins rechte Hand lag flach auf dem Teppich, und der Medizinbeutel war ihm entglitten. Talaban kehrte zu seiner früheren Position zurück, kniete sich hin und nahm den Beutel hoch. Der Inhalt dieses Beutels repräsentierte alles, was im Leben des Stammesmannes Wert besaß. Mondstein glaubte an seine Magie. Und genau die benötigte Talaban jetzt.
    Er hatte einmal gehört, wie Mondstein in seiner Kabine gesungen hatte. Talabans Ausbildung als Avatar ermöglichte ihm, sich an jeden einzelnen Ton, selbst an die feinste Nuance zu erinnern. Er hielt den Beutel an seine Brust gedrückt und begann zu singen. Farben flammten in seinem Kopf auf, das helle Blau eines Sommerhimmels, das dunkle, verschiedenartige Grün der Bäume des Waldes. Geräusche drangen flüsternd an seine Ohren: fernes Vogelgezwitscher, der leise Ruf der Osnu. Dann krachte etwas schrecklich Kaltes in sein Hirn. Der Schmerz war beinahe exquisit fokussiert.
    » Du bist nur wenige Augenblicke vom Tod entfernt.« Die Stimme war kälter als der Schmerz.
    » Ich muss Mondstein finden. Er hat sich verirrt«, erwiderte Talaban.
    Öffne mir deinen Geist!, kam ein Befehl. Talaban hatte das Gefühl, als würden Krallen seinen Schädel zerfetzen, ihn öffnen. Widersetze dich nicht!
    Der Avatar zwang sich dazu, sich zu entspannen, und gab dem Schmerz nach. Die Kälte wich sengender Hitze, die ihm einen Schrei entlockte. Glühend heiße Drähte schienen sein Hirn zu durchlöchern, sich durch das weiche, nasse Gewebe zu bohren. Galle stieg ihm in die Speiseröhre, und er erbrach sich auf den Teppich.
    Dann ließ der Schmerz nach, und die Stimme ertönte erneut. Du musst ihn finden.
    » Ich weiß nicht, wie.«
    Du hast den Beutel. Benutze ihn. Ich kann dich zum Milchfluss zurückführen. Aber nur wer den Beutel hält, kann ihn auch finden.
    » Was muss ich tun?«
    Häng dir den Beutel um den Hals. Dann drücke ihn mit deiner Linken an deinen Körper. Und strecke deine Rechte aus. Sobald du zwischen den Sternen etwas Festes fühlst, wird das Mondstein sein. Er wird nicht zurückkommen wollen. Er wird gegen dich kämpfen. Er wird sich mit Klauen und Zähnen wehren und dich in Fetzen reißen. Er wird viele Gestalten und Formen annehmen. Aber das werden alles nur Illusionen sein. Halt dich an ihm fest. Ganz gleich, was geschieht. Hast du das verstanden?
    » Ja.«
    Lass nicht los. Es wird keinen zweiten Versuch für dich geben.
    » Ich verstehe.«
    Sei stark. Wenn du nicht stark bist, wird er dich töten.
    » Wie kann eine Illusion mich töten?«
    Der Schmerz wird sehr real sein. Wenn du daran glaubst, wirst du sterben.
    Talaban schlang sich den Riemen des Beutels über den Kopf. » Ich bin bereit«, erklärte er dann. » Wer bist du?«
    Ich bin Einäugiger-Fuchs. Rette meinen Enkel. Talaban gehorchte. Jetzt schließ deine Augen und streck deine rechte Hand aus.
    Farben glühten unter seinen Augenlidern auf, helle, brennende, schmerzhafte Farben. Er spürte, wie er in einem Meer der Qualen trieb, und wollte aufschreien, hatte jedoch keine Stimme. Dann stürzte er, flog durch Feuer. Er hörte eine

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