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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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Stimme… dann viele Stimmen, die ihn anschrien. Einzelne Sätze drangen durch die Kakophonie…
    » Erbärmliches Kind. Kannst du nicht einmal einfachste Aufgaben bewältigen?« Mein Vater hat mich gehasst. Er kannte die Wahrheit.
    » Es gibt nichts, was du tun kannst, mein Sohn.« Meine Mutter verehrte mich. Sie war die Wahrheit.
    » Er ist vollkommen nutzlos. Er taugt zu nichts. Es ist schwer zu glauben, dass ich ihn gezeugt habe.«
    » Nicht das Talent für den Kampf macht den Avatar groß, Junge. Es ist der Verstand. Benutze den Verstand.« Endar-sen, mein Lehrer. Ohne ihn wäre ich verloren gewesen.
    Die Geräusche schwollen an, Stimmen kreischten, brüllten, flüsterten, sangen. Talaban kämpfte, umgeben von diesem Lärm, um seine geistige Gesundheit. Wo waren die hellen Sterne und die Musik des Universums?
    Sie werden auftauchen, meldete sich die Stimme von Einäugiger-Fuchs. Zuerst musst du nach innen fallen, dann werden wir nach außen fliegen. Höre auf die Stimmen. Wisse, wer du bist.
    » Ich weiß, wer ich bin.«
    Nein. Finde, was verloren war.
    » Mondstein. Er ist verloren.«
    Finde zuerst den verlorenen Mann in dir selbst, Talaban. Dann such Mondstein.
    » Ich verstehe nicht…!« Aber er verstand sehr wohl, und dann stürzte er in einen Ozean aus Stimmen.
    » Ein Mann muss einen Traum haben, Talaban«, sagte Endar-sen. » Ohne Träume sind wir nur belebte Materie. Wir essen, trinken, aber wir gewinnen keine Substanz. Wir hören und reden, aber wir lernen nichts von Wert. Wir atmen, aber wir leben nicht. Was ist dein Traum?«
    » Es gibt nichts, was du tun kannst, mein Sohn. Du bist etwas Besonderes.«
    » Ich habe keinen Traum! Für mich gibt es keinen Traum. Alle Träume sind unter dem Eis gestorben. All meine Hoffnungen wurden dort begraben.«
    » Erbärmliches Kind. Kannst du nicht einmal einfachste Aufgaben bewältigen?«
    » Komm zu mir, Talaban. Ich gehöre dir und nur dir.« Chryssa war die Beste. Sie liebte mich. Mit ihr hätte ich Träume verwirklichen können. Die Geräusche erstarben, und er sah erneut ihr letztes Treffen vor sich, ihre zierliche Schönheit, die beinahe erloschen war, ihre Haut, die wie Glas schien. Niemand hatte die Natur dieser Krankheit begriffen. Sie traf vielleicht einen von zehntausend Avatar. Man nannte sie Kristallkuss. Manchmal veränderte der Gebrauch der Kristalle irgendwie die Körperchemie. Weiches Gewebe wurde hart, und der Körper nahm die Eigenschaften der Kristalle selbst an. Hatte der Prozess einmal begonnen, konnte man ihn nicht mehr aufhalten. Gelegentlich konnte er sehr langsam und quälend verlaufen, bei anderen dagegen erschreckend schnell. Chryssa gehörte glücklicherweise zur letzten Gruppe. Talaban hatte neben ihrem Bett gesessen. Er hatte ihre Hand nicht halten können, aus Angst, ihr die Finger abzubrechen. Sie hatte selbst die Fähigkeit zu sprechen verloren, und nur ihre Augen, ihre wundervollen blauen Augen, blieben weich und feucht. Er sagte ihr, dass er sie liebte, dass er sie für alle Zeiten lieben würde. Eine Träne lief ihr über ihre kristallene Wange, dann wurden ihre Augen hart, und sie war von ihm gegangen.
    Damals hatte sich die Welt für ihn verändert, und der Fall der Welt im folgenden Jahr war nur eine weitere Sprosse auf der Leiter gewesen.
    Der Schmerz der Erinnerung war ungeheuerlich. Er brannte in ihm und gleichzeitig fröstelte ihn.
    Das war der Tag, an dem ich alles verloren haben, dachte er.
    Nein. Das war der Tag, an dem du alles aufgegeben hast, widersprach Einäugiger-Fuchs. Heute ist der Tag, an dem du es wieder in Besitz nimmst.
    Die Stimmen waren jetzt verstummt, und Talaban schwebte frei, hoch und schnell in der Luft, wirbelte um seine Achse. Dann drehte er sich herum.
    Unter ihm glänzte der blaue Planet wie eine Mitternachtslaterne. Talaban flog immer schneller, und der Planet schrumpfte zu einem winzigen Kieselstein zusammen. Zwei Kometen zuckten über seinen Weg, angezogen von einem ungeheuren Planeten, und tauchten in die gewaltigen Sturmwolken ein, die ihn umwirbelten. Riesige Feuersäulen stiegen von der Oberfläche auf.
    Talaban flog weiter.
    Jetzt konnte er die Musik hören, den Herzschlag des Kosmos. Er sehnte sich danach, ein Teil davon zu werden, loslassen zu können und in diesem Rhythmus der Ewigkeit zu leben. Festhalten!, befahl Einäugiger-Fuchs. Das ist die Strecke, die Mondstein genommen hat.
    Talaban riss sich von der Musik los und streckte die Hand aus. Er fühlte nichts.
    Schließ die Augen

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