Der Weg der Helden
setzte Methras dann hinzu.
» Sie bringen Nachricht an Suryet. Sagen ihr, ich komme bald nachhause.«
» Ist das eine andere Vision, mein Freund?«
» Nein. Das ist Hoffnung«, erwiderte Mondstein traurig.
Methras beendete seinen Rundgang und kehrte in seine kleine Kabine zurück. Dort wartete Talaban auf ihn. Der große Krieger saß auf der Koje und starrte durch das Fenster auf das westliche Meer.
» Guten Abend, Ser.« Methras war überrascht.
» Dir auch, Korporal. Wie ist die Stimmung unter den Leuten?«
» Sie machen sich Sorgen, Ser. Sie fragen sich, wie sicher ihre Arbeit an Bord der Schlange ist. Vor allem die Matrosen, die für die Wanten und die Segel zuständig waren.«
» Hast du sie beruhigt?«
» So gut ich konnte.«
» Gut.« Talaban stand auf. » Folge mir.« Die beiden Männer gingen zusammen hinauf zum Oberdeck und der runden Brücke. Hier zeigte Talaban dem Vagaren, wie man die dreieckige Goldplatte an der Tür öffnete, und verriet ihm ebenfalls den richtigen Code für die sieben Symbole darunter. Die Tür ging auf, und die beiden Männer traten ein. Methras’ Gedanken überschlugen sich. Es war keinem Vagaren erlaubt, diesen Raum zu betreten. Talaban schien das nicht zu stören. » Es gibt nur noch sehr wenige Männer, die wissen, wie man Schiffe wie die Schlange manövriert«, erklärte der Avatar. » Also sieh mir genau zu. Solltest du irgendwelche Fragen haben, stelle sie.«
» Ich habe jetzt bereits eine Frage, Ser«, meinte Methras. » Warum zeigt Ihr mir das? Das ist Avatar-Wissen, und allein die Tatsache, dass ich es besitze, könnte mich das Leben kosten.«
» Die Zeiten ändern sich, Methras«, entgegnete Talaban. » Und jetzt sieh zu und lerne.« Talaban trat an die Kontrolleinheit, eine Reihe von Griffen und Hebeln, Rädern und Knöpfen. » Wie du sehen kannst«, fuhr er fort, » ist die Kontrolleinheit für beidhändige Personen ausgelegt. Komm, stell dich neben mich. Dieser Hebel kontrolliert die Vorwärtsbewegung…« Er erklärte seinem Korporal sämtliche Funktionen der Armaturen der Schlange. Methras begriff rasch. Schließlich trat Talaban zurück. » Führe mit dem Schiff eine Wende um dreihundertsechzig Grad aus«, befahl er. Methras holte tief Luft und legte seine Hände dann auf die beiden größten Hebel, die aus schwarzem Metall bestanden und speziell geformte Handgriffe hatten. Die Schlange drehte ab. » Nicht zu scharf!«, warnte ihn Talaban. » Du musst das Schiff spüren, als wäre es dein eigener Körper. Du bist das Herz der Schlange .« Das Schiff beschrieb langsam einen großen Kreis. » Und jetzt bring sie wieder auf Kurs, und zwar in einer Linie mit den Reißzähnen des Hundes.«
Methras blickte durch das Glasfenster hinauf in den Himmel und fand den Hundsstern. Problemlos richtete er die Schlange wieder nach Norden aus. Trotz seiner Furcht wegen dieses verbotenen Wissens fühlte Methras, wie seine Erregung wuchs. Er verspürte neue Energie und kam sich merkwürdig machtvoll vor. Er drehte sich um und grinste Talaban an. Dann glitt sein Blick suchend über die Kontrolleinheit vor ihm. » Wofür ist das da?«, fragte er und deutete auf eine geschlossene schwarze Klappe mit goldenen Angeln.
» Immer eins nach dem anderen«, antwortete Talaban. » Jetzt halte sie vorsichtig an.« Methras gehorchte, und sofort begann das Schiff in der Dünung zu rollen. » Wenn das Schiff sich nicht vorwärtsbewegt, musst du das Rollen und Schlingern damit kompensieren«, erklärte Talaban, beugte sich vor und drehte vorsichtig an einem goldenen Rad in der Mitte der Kontrolleinheit. Sofort hörte das Schiff auf zu schaukeln.
Fast eine Stunde lang erklärte Talaban dem Korporal der Vagaren die Steuerung und Handhabung der Schlange. Dann schloss er die Tür wieder, nahm Methras mit in seine eigene Kajüte und füllte zwei Pokale mit gutem Wein.
» Du hast deine Sache gut gemacht«, sagte er.
» Danke, Ser. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum Ihr dieses Wissen mit mir geteilt habt.«
» Es ist eine Frage des Vertrauens, Methras. Ganz einfach.«
» Ich werde dieses Vertrauen nicht missbrauchen«, versicherte Methras ihm.
» Das weiß ich. Trotz meiner Fehler vermag ich Menschen gut zu beurteilen. Und jetzt geh und ruh dich aus. Morgen werde ich die Mannschaft in einigen Feinheiten unterweisen, was die Handhabung der Schlange in einer Seeschlacht angeht.«
Methras salutierte und verließ die Kajüte. Er hatte immer noch keine Ahnung, warum Talaban ihn mit
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