Der Weg der Helden
Ponys und streichelte seinen langen Hals. » Ganz ruhig«, sagte sie. » Ruhig.« Sofarita bedankte sich bei ihr. » Du kannst nicht weiterreiten, mein Kind«, sagte die bunt gekleidete Frau. » Keinem Reiter der Vagaren ist es erlaubt, das Stadtzentrum zu betreten. Wohin willst du?«
» Ich wünschte, das wüsste ich. Ich suche nach einem Ort, wo ich unterkommen kann.«
» Hast du Geld?«
» Ja, ein bisschen.«
» Dann komm«, sagte die Frau. Sie führte das Pony am Zügel und bog in eine schmale Seitenstraße ab. Dann ging sie durch einen Stallhof zu einem von Laternen erleuchteten Platz. Dort waren Tische aufgestellt, und Kerzen brannten flackernd darauf. Etwa zwanzig Leute saßen bereits dort und aßen, und Serviermädchen trugen Speisen und Getränke auf Holztabletts zu anderen wartenden Gästen. » Steig ab, Mädchen«, sagte die dicke Frau.
Sofarita glitt aus dem Sattel. Ihr Rücken schmerzte von dem langen Ritt, und die Innenseiten ihrer Schenkel waren wund und schmerzten. » Diese Taverne gehört meinem Neffen«, erklärte die Frau. » Er ist ein guter Junge, und du wirst hier keinen Ärger bekommen. Woher kommst du?«
» Pacepta.« Die Frau sah sie verständnislos an.
» Das ist ein Bauerndorf in der Nähe der Ländereien der Erek-jhip-zhonad.«
» Und du suchst Arbeit in der Stadt?«
» Ja.«
» Zuerst einmal brauchst du eine Erlaubnis. Ohne einen solchen Erlaubnisschein wirst du nirgendwo eingestellt werden. Aber, und das ist der Schwachsinn dabei, wenn du keine Anstellung hast, bekommst du auch keinen Erlaubnisschein.«
» Das verstehe ich nicht.«
» Ich auch nicht. Das sind die Gesetze der Avatar, Kind. Sie sind nicht gemacht worden, damit wir sie verstehen, sondern damit wir sie befolgen.« Ein korpulenter junger Mann tauchte in der Tür auf. Die Frau rief einen Namen, und er schlenderte zu ihnen.
» Bring dieses Pony in den Stall«, befahl sie, » und dann trag die Habseligkeiten der jungen Frau ins Haus.«
Sie nahm Sofarita am Arm und führte sie zwischen den Tischen hindurch in das Hauptgebäude. Hier saßen ebenfalls Tischgäste, und der Duft von gebratenem Fleisch strömte aus der Küche.
Ein großer junger Mann erblickte die beiden, setzte ein strahlendes Grinsen auf und kam zu ihnen herüber. Er trug eine weiße Schürze mit Fettflecken. » Guten Abend, Tante«, sagte er. » Kommst du nachsehen, was deine Investition macht?«
» Du bist zu dünn, Baj«, tadelte sie ihn. » Köche sollten stattliche Männer sein. Das zeigt den Gästen, dass ihr Essen es wert ist, verspeist zu werden.«
Er lachte und betrachtete Sofarita. Sein Blick war offen und anerkennend. Einen Augenblick lang war sie verlegen.
» Und wer ist dein neues Mädchen, Tante?«, erkundigte er sich.
» Sie ist keins von meinen Mädchen. Ich habe sie aufgelesen, als sie über die Hauptstraße ritt, auf der Suche nach einer Unterkunft. Sie ist ein Mädchen vom Land und ziemlich unverdorben, soweit man das sagen kann. Also behandle sie mit Respekt, junger Baj, oder du bekommst es mit mir zu tun. Du kannst auch ihr Pony für sie verkaufen. In Egaru kann sie es nicht gebrauchen, und ich denke doch, das Geld wäre ganz nützlich.« Sie drehte sich zu Sofarita herum. » Gib es nicht für weniger als zehn Silberpfennige weg. Du kriegst vielleicht sogar fünfzehn dafür.« Dann blickte sie scharf in das Gesicht der jungen Frau. » Wie alt bist du? Sechzehn?«
» Zweiundzwanzig«, erwiderte Sofarita.
» Du siehst jünger aus. Aber ich nehme an, du hast bereits etwas über das Leben gelernt, und das kann einer Frau in der Stadt nur helfen. Pass auf sie auf, Baj. Ich komme zurück und sehe nach ihr.«
Die dicke Frau klopfte Sofarita auf die Schulter, drehte sich um und verließ die Taverne. Sofarita schwindelte, als wäre ein kleiner Wirbelwind an ihr vorbeigezogen. » Ist sie immer so?«, erkundigte sie sich bei Baj.
Der junge Mann grinste gutmütig. » Immer«, sagte er. » Komm, ich suche dir ein Zimmer.« Sofarita folgte ihm durch einen dämmrigen Gang und eine wacklige Treppe hinauf, die nur vom Licht einer einzigen Laterne auf dem ersten Treppenabsatz erhellt wurde. Baj nahm die Laterne und hielt sie vor sich, während er weiter in die Dunkelheit hinaufstieg. » Später wird es heller«, rief er zu ihr zurück. » Ich lasse weitere Laternen anzünden.«
Die Stufen endeten auf einer Empore, die um den Essbereich im Erdgeschoss herum verlief. Baj trat zu einer derben Tür, drückte den Riegel herunter und öffnete
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