Der Weg der Helden
arbeiten.«
Eine andere Vision überkam sie. Ein großes Schlafzimmer mit einem runden Bett, das mit Laken aus Satin überzogen war. Zwei Frauen und ein Mann wälzten sich darauf. Was passierte mit ihr? Sofarita versuchte, ruhig zu bleiben. » Deine Tante führt ein Hurenhaus?«
» Das tut sie tatsächlich, aber ihre Angestellten lassen sich lieber Gesellschafter nennen. Sie verdienen in einer Nacht mehr als ich in einer ganzen Woche. Und erheblich mehr, als du in einer ganzen Saison als Serviermädchen oder Dienstmagd verdienen kannst.«
» Wie viel verdienen sie?«
» Meine Tante sagt immer, das hängt davon ab, was ihre jeweilige Kundschaft von ihr verlangt, und von dem Wohlstand und der Großzügigkeit des Kunden. Mit anderen Worten, wenn du einen reichen Mann findest, der dich mag, könntest du hundert Silberstücke pro Nacht verdienen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass du zwischen zwanzig und dreißig einnimmst.«
» So viel?«
» Reizt es dich?«
» Sollte es das nicht? Oder gibt es etwas, das du mir nicht erzählt hast?«
» Nein«, erwiderte er. » Es ist nur so, dass diese Art von Tätigkeit in Egaru nicht als ehrbarer Beruf gilt. In einigen Städten der Schlammleute, jedenfalls hat man mir das erzählt, werden Huren fast wie Heilige verehrt. Bei den Patiaken stehen sie in hohem Ansehen, aber in den Siedlungen der Vagaren blickt man für gewöhnlich auf sie herab.«
» Könnte ich hier arbeiten? Für dich?«
» Das könntest du, aber bei dem Lohn, den ich dir zahle, kannst du dir diesen Raum nicht allzu lange leisten.«
» Ich werde darüber nachdenken«, antwortete sie.
Eine Menschenmenge hatte sich im Hafen von Egaru versammelt, um die Schlange zu sehen, die majestätisch in den Hafen segelte. Einige der älteren Avatar bekamen feuchte Augen, und die jüngeren erfüllte ein Gefühl von Staunen. Verschwunden waren die plumpen Segel und das Schaukeln und Rollen eines verkrüppelten Schiffes. Stattdessen segelte sie fast heiter in den Hafen hinein. Die meisten Leute in der Menge waren Vagaren, die noch nie eine Schlange gesehen hatten, die unter voller Energie lief. Sie waren über den Anblick noch erstaunter.
Talaban manövrierte die Schlange dicht an die Mole, wo die Matrosen den wartenden Hafenarbeitern Taue zuwarfen. Sobald das Schiff vertäut war, fuhr Talaban die Energie herunter. Das Schiff sank ins Wasser.
Innerhalb einer Stunde hatte Questor Ro organisiert, dass die vier restlichen Truhen, von denen drei voll und eine leer waren, in Kisten verpackt und gelöscht wurden. Er hatte mit Talaban um die Truhe der Schlange gestritten. Letzterer hatte verlangt, dass sie an Bord blieb. Talaban hatte sich schließlich durchgesetzt. » Falls der Questor General verlangt, dass das Schiff wieder lahmgelegt wird, werde ich die Truhe herausgeben«, hatte er gesagt. » Bis dahin bleibt sie auf der Schlange .«
Die verpackten Truhen wurden sorgfältig auf einen wartenden Karren geladen. Ro befahl dem Kutscher, zum Palast zu fahren. Dann kletterte der kleine Questor auf den Kutschbock neben den Vagaren. Er sah weder zurück, noch winkte er, als der Karren sich entfernte.
Talaban versammelte die Mannschaft um sich, zahlte sie aus und befahl denjenigen, die Landurlaub hatten, stets die Aushänge zu lesen, die an die Tore des Hafens geheftet waren. » Wir müssen möglicherweise bald wieder ablegen«, sagte er. » Es ist sehr wichtig, dass ihr euch bereithaltet.«
Er ließ eine Rumpfmannschaft auf dem Schiff zurück, die von Methras befehligt wurde. Sie sollte die Schlange bewachen. Dann gingen Talaban und Mondstein das Fallreep hinab und traten auf die Mole. Nachdem sie den Hafen verlassen hatten, mietete Talaban eine offene Kutsche, mit der sie zu seinem Haus auf dem Fünfbaumhügel fuhren. Sein Haus lag in der Nähe einer Obstplantage mit Kirschbäumen. Es war kein besonders imponierendes Gebäude und hatte nur neun Räume. Die Wände waren schmucklos und weiß gestrichen, und das lange, abfallende Dach war mit roten Terrakottaziegeln gedeckt. Hölzerne Läden bedeckten die Fenster und schützten die Räume vor der schlimmsten Sonnenhitze.
Talaban kletterte aus der Kutsche und bezahlte den Fahrer. Die Vordertür öffnete sich, als Mondstein und er sich dem Gebäude näherten, und eine Frau mittleren Alters trat aus der Tür. Sie verbeugte sich vor Talaban. » Alles ist bereit, Herr«, sagte sie. » Mein Ehemann hat das Schiff gesehen. Er hat Euer Schlafzimmer gelüftet und Euer Bett vorbereitet. Das
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