Der Weg der Helden
einer Seeschlacht sinken könnte. Nein! Ich sage, die Truhen sollten in die Stadt geschafft werden, wo sie bewacht werden können. Sie sind zu kostbar, um sie aufs Spiel zu setzen.«
» Bei allem Respekt, Konzilsrat«, entgegnete Talaban mit einem freundlichen Lächeln. » Ich glaube, Ihr vergesst die Bedeutung, die darin liegt, seine Macht zu demonstrieren. Wenn diese Neuankömmlinge uns auch nur annähernd ähnlich sind, dann werden sie höchst arrogant auftreten und von ihrer Überlegenheit und ihrem göttlichen Herrschaftsrecht überzeugt sein. Bedenkt, was hätte geschehen können, wenn wir dem Fall dieser Welt entkommen wären, wenn unser Imperium so gut wie intakt und unsere Hauptstadt unbeschädigt wäre. Wir wären mit unseren Schlangen über die neuen Ozeane gesegelt, hätten andere Rassen aufgespürt und sie unterworfen, so wie wir es immer getan haben. Stellen wir uns weiterhin vor, wir wären auf eine Rasse gestoßen, die uns ähnlich ist, nur dass sie keine Energiequellen mehr besessen hätte, keine Schiffe, keine Armeen und keine wirklichen Möglichkeiten, sich zu verteidigen. Hätten wir sie wie Brüder willkommen geheißen? Ich glaube nicht. Die Neuankömmlinge werden zunächst nicht wissen, dass wir nur noch eine Schlange besitzen. Sie sollten sie in ihrer ganzen kampfbereiten Pracht sehen. Dann werden sie uns möglicherweise als Gleichgestellte betrachten.«
» Ich stimme mit Talaban überein«, warf Questor Ro ein. » Was er sagt, trifft in vollem Unfang zu. Wir sind arrogant, wozu wir auch jedes Recht haben. Aber jetzt sehen wir uns einer unbekannten Gefahr gegenüber. Die Schlange sollte kampfbereit sein, obwohl wir beten sollten, dass sie nicht gebraucht wird.«
» Vielleicht sollten wir über diese Frage abstimmen«, schlug Niclin vor.
» Eine Abstimmung darüber ist nicht vonnöten«, ergriff Rael das Wort. » Das ist eine militärische Entscheidung und obliegt alleine mir. Die Truhe wird auf der Schlange bleiben, vorerst jedenfalls.«
Niclin hob die Hand. » Wie Ihr wollt, Rael. Aber bevor wir weitermachen, möchte ich eine Frage stellen. Kapitän… stimmt es, dass Ihr Questor Ro geschlagen habt, als Ihr auf dem Eis wart? Und zwar vor den Augen der Vagaren?«
Viruk hatte von solchen Gerüchten nichts gehört und war fasziniert. Er sah Talaban an und bemerkte, wie dessen Miene härter wurde.
» Der Questor und ich haben gegen die Krals gekämpft«, erwiderte Talaban, » und dann folgte dieser Vulkanausbruch. Ich bin zum Questor gerannt, um ihm zu helfen, und er stolperte, als die Erde aufriss. Ich habe ihn aufgefangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies als Schlag betrachtet werden könnte, aber möglicherweise sah es von weitem so aus.«
» Ihr behauptet also, Ihr habt ihn nicht geschlagen?«
Viruk bemerkte das Zögern des Kapitäns bei dieser Frage. » Sicherlich«, erwiderte Talaban schließlich, » sollte man das den Questor selbst fragen. Allerdings würde es mich sehr interessieren, den Ursprung dieser… bizarren Geschichte zu erfahren.«
» Ein Seemann von Eurem Schiff hat es seinen Freunden in einem Bierhaus erzählt«, erwiderte Niclin. » Glücklicherweise sprach er so laut, dass ein Offizier der Wache mithören konnte. Der Mann wurde verhaftet, verhört und zum Kristalltod bei Einbruch der Dunkelheit verurteilt. Im Augenblick werden andere Angehörige der Mannschaft verhört. Nötigenfalls werden sie alle den Tod durch die Kristalle erleiden.«
» Ich würde das Wort ermordet vorziehen«, antwortete Talaban kalt. » Und dazu wird es nicht kommen. Sie werden sofort freigelassen.«
» Diese Entscheidung steht Euch nicht zu«, gab Niclin zurück. Das Gesicht des Konzilsrates lief rot an. Viruk lächelte. Der Mann hatte Mühe, seine Wut zu zügeln.
» Nein, diese Entscheidung habe ich zu treffen«, erklärte Rael nachdrücklich. » Hat irgendjemand noch etwas hinzuzufügen?«
» Gewiss, Questor General«, mischte sich der fette Caprishan ein. » Wir sollten Questor Ro fragen, ob er die Wahrheit dieser Geschichte bestätigt oder abstreitet. Falls sie stimmt, sollte die gesamte Mannschaft der Vagaren auf der Stelle dem Kristalltod überantwortet werden.«
» Dieses Argument ist sehr stichhaltig, Cousin, und ich danke Euch dafür«, erklärte Rael. Er drehte sich zu Ro herum und bedeutete ihm zu sprechen.
Questor Ro wartete noch einen Moment, dann blickte er Talaban an. » Der Kapitän hat mir auf dem Eis das Leben gerettet. Ohne ihn wäre ich tot. Dies werdet Ihr
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