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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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an ihnen vorbeistiegen. Es waren Helden und Lehrer, Mystiker und Poeten. Ihre Namen und ihre Taten waren auf den Marmortafeln neben ihnen eingraviert.
    Talaban blieb vor einer Statue von Varabidis stehen, dem Dichter und Mystiker, der die Sechs Rituale geschaffen hatte. Die Statue zeigte einen jungen Mann, der eine Taube in die Luft hielt, die ihre Schwingen zum Flug ausgebreitet hatte. Unter der Statue befand sich eine Inschrift. Der Vogel sucht nicht die Vergangenheit, sondern er fliegt immer hoffnungsvoll in die Zukunft.
    Nicht mehr, dachte Talaban.
    Im Palast führte ihn ein Diener der Vagaren zu dem geräumigen Wartebereich vor der Konzilskammer. Sofas und bequeme Sessel standen an den Wänden, und auf drei langen Tischen waren Speisen und Wein angerichtet. Die meisten Konzilsräte waren schon anwesend. Der fette Caprishan trug eine wogende silberne Robe und saß am westlichen Fenster, in ein Gespräch mit seinen Adjutanten vertieft. Niclin, der reichste und mächtigste unter den Räten, stand unter der hohen Galerie und plauderte liebenswürdig mit etlichen seiner Kollegen.
    Talabans Blick glitt durch den Raum. Von Questor Ro war nichts zu sehen.
    Eine große, schlanke Gestalt trat in Talabans Blickfeld. » Guten Abend, Cousin. Ich habe gehört, Ihr hattet eine höchst ereignisreiche Reise.«
    Viruk trug eine Tunika aus schwerer schwarzer Seide, in die Silberfäden eingewirkt waren. Sein Haar und sein Bart waren frisch gewaschen und geölt, und er schien unbewaffnet.
    » Guten Abend, Viruk«, antwortete Talaban. » Ich bin sicher, dass das Leben hier, zumindest für Euch, ebenfalls nicht langweilig gewesen ist.«
    » Allerdings nicht. Aber wir wollen uns nicht mit meinen bescheidenen Aktivitäten aufhalten. Ihr seid der Held des Augenblicks. Dank Euch ist die Überlegenheit der Avatar für ein paar Jahreszeiten gesichert.« Talaban sah dem Mann in die hellgrauen Augen.
    » Es ist gut, so zu denken«, erwiderte er.
    » Immer diplomatisch, Talaban. Ich habe gehört, dass Ihr eine Begegnung mit Krals hattet. Sind sie so wild, wie man sie beschreibt?«
    » Sie sind schnell und überaus tödlich.«
    » Ich würde gerne mal einen töten. Vielleicht kann ich Euch ja auf Eurer nächsten Reise begleiten.«
    » Eure Fähigkeiten wären bestimmt höchst hilfreich, aber diese Frage kann nur der Questor General beantworten.«
    Die Türen zur Konzilskammer schwangen auf. Und genau in diesem Augenblick erschien Questor Ro, schritt, ohne ein Wort an jemanden zu richten, durch den Saal und nahm seinen Platz ein.
    » Ich nehme an, wir werden jetzt eine pompöse Rede dieses kleinen Mannes über uns ergehen lassen müssen«, meinte Viruk.
    » Er hat sich das Recht verdient, uns zu Tode zu langweilen«, warf Talaban ein.
    Viruk lachte und legte Talaban eine Hand auf die Schulter. » Ich mag Euch. Ich mag Euch wirklich.« Er machte eine Pause, und sein Lächeln erlosch. » Mein Astrologe hat mir gesagt, dass Ihr und ich eines Tages einen Kampf auf Leben und Tod ausfechten werden.«
    Talaban lächelte. » Hoffen wir, dass es ein schlechter Astrologe ist. Falls jedoch nicht, seid versichert, dass ich Euch mit allen gebührenden Ehren bestatten werde.«
    Viruk lachte schallend. » Ich mag Euch wirklich, Talaban«, erklärte er.

Kapitel 14

    Viruk schien aufmerksam zuzuhören, als Questor Caprishan zu dem Konzil sprach. In Wirklichkeit jedoch verglich er Caprishan mit dem toten König der Patiaken. Beide waren geradezu unanständig fett, und beide schwitzten Seriosität aus wie Öl. Viruk stellte sich vor, wie Caprishans aufgeblähter Körper unter dem Energiestrahl eines Zhi-Bogens zerplatzte. Der Gedanke daran ließ ihn lächeln. Caprishan sah seinen Gesichtsausdruck und stockte in seiner Rede.
    » Hat etwas, das ich gerade sagte, Euch amüsiert, Cousin?«, erkundigte sich der Konzilsrat.
    » Verzeiht, Cousin. Ich habe nur Eure Rhetorik genossen.« Viruk schenkte ihm sein strahlendstes Lächeln.
    Caprishan erwiderte es und konzentrierte sich dann wieder auf seine Rede. Rund um den Tisch saßen dreißig Konzilsräte, und zwei Avatar-Schreiber machten Notizen. Viruk betrachtete die Gesichter der Zuhörer. Der fette Caprishan war sehr reich, was ihm viele Freunde eingebracht hatte. Mindestens acht dieser lauschenden Würdenträger würden für alles stimmen, was Caprishan vorschlug. Viruks Blick zuckte nach rechts, wo der schlanke Niclin saß. Er hatte sein schütteres Haar straff zurückgebürstet und mit Silberdraht zu einem

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