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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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könntest du ein Jahr nach Süden gehen und würdest dein Land trotzdem nicht erreichen. Vorausgesetzt, dass das Eis dich nicht vorher umbringt. Ein großer Teil der Welt ist jetzt von Eis bedeckt.«
    » Ich glaube, ich stehle lieber Boot«, antwortete der Anajo.
    » Möge der Große Gott über dich wachen«, entgegnete Talaban. Er stand auf, zahlte für die Mahlzeit und ging davon.
    Mondstein fand schließlich ein kleines Boot. Es hatte zwar kein Paddel, aber schon bald beherrschte er den Umgang mit den langen Riemen und ruderte aufs Meer hinaus. Lieber wollte er bei dem Versuch sterben, Suryet zu erreichen, denn als Gefangener der Blauhaare leben.
    Achtzehn Tage später zog man ihn, ausgetrocknet und im Delirium, an Bord eines schwarzen Schiffes. Als er aufwachte, saß der große Krieger neben seinem Bett.
    » Ein sehr tapferer Versuch, mein Freund«, meinte er. » Jetzt aber glaube ich, solltest du mein Angebot annehmen.«
    Mondstein nahm es an. Mittlerweile waren seit seiner Gefangennahme zwei Jahre verstrichen. Zwei lange, einsame Jahre.
    » Ich werde nachhause kommen, Suryet«, flüsterte er. » Warte auf mich.«
    Doch im Einschlafen suchte ihn erneut die Vision dieser Feuersäule heim. Im Gegensatz zu den meisten seiner Visionen war diese für ihn unmöglich zu entschlüsseln, denn ganz sicher konnten Feuer und Eis nicht gleichzeitig am selben Ort existieren. Der Anajo drängte den Gedanken daran zurück und schlief ein.

Kapitel 3

    Und während der Frostriese schlief, erklommen sie seinen verfilzten Pelz, stiegen immer höher zu den gewaltigen Kiefern hinauf, die auf einem Berggipfel ruhten. Jede Strähne des Pelzes war dicker als der Arm eines Mannes, und darin hausten Dämonen, Geister böser Menschen, die dazu verdammt waren, auf ewig auf dem Rücken dieser Bestie zu leben. Tail-avar trug seinen Lichtbogen, Berühr-den-Mond sein silbernes Beil, aber Storro hatte die größte Waffe von allen. Denn er allein konnte den magischen Zahn finden und seine Macht anzapfen.
    Aus dem Morgenlied der Anajo
    Questor Ro kehrte kurz vor Morgengrauen zur Schlange zurück. Er war erschöpft, wenn auch nicht vollkommen entmutigt. Sechsmal hatten sie eine Vereinigung mit den Emanationen herstellen können, doch schon nach wenigen Augenblicken war die Energie wieder abgedriftet. Aber nicht dieses Scheitern erschöpfte ihn, sondern eher die quälende Nähe zum Erfolg. Seine Kabine war geräumig, wie es für einen Questor angemessen war, und mit breiten Fenstern sowie einer zweiten Tür ausgestattet, die zu einem zwar kleinen, dafür jedoch privaten und überdachten Deck auf der Backbordseite des Schiffes führte. Als der Schlange noch volle Energie zur Verfügung stand, hätte man diese Kabine als luxuriös bezeichnet, mit ihren breiten Couchs, den tiefen Sesseln und dicken Teppichen. Jetzt jedoch sorgten die großen Fenster nur dafür, dass die Hitze aus den Feuerkörben entweichen konnte, so dass es in der Kabine immer kalt war. Questor Ro vermutete, dass Talaban dies sehr wohl gewusst hatte, als er ihm dieses Quartier anbot, damals, in der sommerlichen Wärme der Hafenstadt Egaru, der zweiten Zwillingsstadt. In der kleineren Kabine unter Deck, in der sein Vagaren-Assistent Onquer untergebracht war, hätte Questor Ro es erheblich wärmer gehabt.
    Er unterdrückte seine Gereiztheit und schaufelte Kohlen in den Feuerkorb. Dann praktizierte er das erste der Sechs Rituale und versuchte damit, die Müdigkeit zu vertreiben, die ihm bis auf die Knochen ging und die der Erschöpfung und der ungeheuren Kälte geschuldet war. Der kleine Mann saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, den Kopf gesenkt, drückte beide Zeigefinger an seine Schläfen und rezitierte das Gebet vom Einen. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, denn ständig stiegen irgendwelche Gedanken und Ängste in ihm hoch. Trotzdem erfüllte ihn das Ritual mit innerer Wärme. Es war angenehm, konnte jedoch seine Erschöpfung nicht vertreiben. Sie lastete schwer auf ihm, zusammen mit dem bedrückenden Gefühl eines möglichen Scheiterns.
    Wie seine Feinde es genießen würden, wenn er in Schande zurückkehrte! Caprishan würde selbstverständlich Sympathie heucheln, während er sein breites, von Zahnlücken entstelltes Feixen hinter seiner fetten Hand verbarg. Niclin würde seine Feindseligkeit offener zur Schau tragen. Er würde zweifellos die ungeheure Verschwendung von Ressourcen hervorheben, die Tatsache unterstreichen, dass er ein solches Ergebnis vorhergesagt

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