Der Weg der Helden
riesig, doppelt so groß wie Schlange Sieben, hatte mehrere Decks und wirkte dennoch schlank im Wasser. Aus der Nähe konnte er sehen, dass die Hülle sehr geschickt aus Holz gezimmert war, das mit gehämmerten Gold bedeckt war. Das Schiff war fast einhundert Meter lang und knapp fünfzehn Meter hoch. Den undurchsichtigen blauen Glasfenstern nach zu urteilen lagen vier Decks oberhalb der Wasserlinie.
Auf dem obersten Deck über und hinter dem Bug, sah er drei große Metallkonstruktionen mit einer Reihe von Rädern und Gegengewichten. Aus jedem dieser Teile ragte eine lange Metallröhre heraus, die etwa fünfzig Zentimeter Durchmesser aufwies. Ro hatte keine Ahnung, welchem Zweck sie dienten. Hinter den Maschinen studierte eine Gruppe von Männern Karten. Es waren große Männer, und ihre Haut hatte die Farbe von Kupfer. Sie trugen goldene Kleider und aufwendige Kopfbedeckungen, aus denen rot, grün und blau gefärbte Metallfedern herausragten.
Wie schnell werden sie Egaru erreichen?, fragte er Sofarita.
Das weiß ich nicht. Aber es gibt noch andere Schiffe im Süden.
Zeige sie mir.
Im nächsten Moment schwebte Ro über den vertrauten Eisfeldern und Gletschern, auf denen er erst kürzlich die Vereinigung hergestellt hatte. Hier lagen fünf Schiffe vor Anker. Sofarita führte ihn ins Inland, wo ein Lager aufgeschlagen worden war. Die Neuankömmlinge hatten ein Gebilde aus goldenen Stäben errichtet, das flach auf dem Eis lag und die Form eines Achtecks hatte. In der Mitte lagen drei Männer, wahrscheinlich Nomaden. Sie waren tot, man hatte ihre Brust aufgerissen und ihnen die Herzen herausgerissen. Die offenen Brusthöhlen waren mit blutbedeckten Kristallen gefüllt.
In dem Lager befanden sich etwa dreißig Neuankömmlinge. Trotz der beißenden Kälte trug keiner von ihnen Felle oder auch nur warme Kleidung. Die meisten hatten dünne Tuniken aus Baumwolle an und schienen von den eisigen Temperaturen um sie herum nichts zu bemerken. Insbesondere zwei Männer fielen Ro ins geistige Auge. Der eine trug eine Rüstung aus Gold und einen hohen, gefiederten Kopfschmuck. Der Mann neben ihm war kleiner und hatte einen Buckel. Zusammen betrachteten sie eine Karte, die auf eine Tierhaut aufgemalt war.
Wonach suchen sie?, wollte Ro wissen.
Das weiß ich nicht. Sie sind vor zwei Tagen hierhergekommen und haben eine Gruppe von Nomaden getötet.
Bring mich näher an sie heran. Ich will die Karte sehen.
Jetzt schwebte Ro direkt hinter dem großen Mann. Die Karte war mit Symbolen bedeckt, die Ro nicht entziffern konnte, was einen Avatar, der alle den Menschen bekannten Sprachen beherrschte, natürlich ärgerte.
Warum können wir sie nicht hören?, fragte er Sofarita.
Diese Macht ist neu für mich. Ich kann auch ihre Gedanken nicht lesen.
Eine Gruppe von Soldaten marschierte von Norden heran. Ro blickte zu ihnen hin. Sie trugen Pelze und waren sehr groß. Als sie näher kamen, bemerkte Ro, dass es gar keine Menschen waren. Es waren Krals, riesige, schwerfällige Bestien. Sie trugen gekreuzte Gurte aus schwarzem Leder über der Brust und eiserne Prügel. Ro bemerkte, dass zwei von ihnen eine lange Stange schleppten, von denen ein Nomade herunterhing. Er war an Händen und Füßen an die Stange gefesselt. Die Krals blieben vor dem großen Anführer stehen und verbeugten sich.
Der trat vor und zückte ein goldenes Messer, mit dem er die Taue durchtrennte, die den Gefangenen hielten. Der Mann stürzte auf das Eis, und der Anführer legte seine Hand auf die Stirn des Mannes.
Plötzlich explodierte Lärm in seinem Kopf wie unerwarteter Donner. Kannst du sie jetzt hören?, erkundigte sich Sofarita.
Ja. Aber eine kleine Warnung wäre sehr hilfreich gewesen. Ich wäre vor Schreck fast gestorben.
Der Anführer sprach mit dem Gefangenen. » Verstehst du mich jetzt? Spreche ich deine Sprache?«, wollte er wissen.
» Ich höre dich«, erwiderte der Gefangene mürrisch. Er war noch jung und blutete aus einer tiefen Wunde in seinem Gesicht.
» Meine Männer haben einen Palast gesehen, der neben einem See aus Eis erbaut wurde. Gehört dieser zu deinem Volk?«
» Nein. Er wurde von den Avatar errichtet. Vor langer Zeit.«
» Die Avatar? Eine Rasse von Göttern? Unsterblich?«
» Ja.«
» Und wo sind sie jetzt?«
» Im Norden. Die Götter haben sie gestürzt. Das Meer hat sie vernichtet. Angeblich herrschen sie über die nördlichen Länder. Ich weiß es nicht. Ich bin noch nie dort gewesen.«
» Hast du sie denn gesehen, diese
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