Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
beschwere dich bei mir nicht über seinen Verfolgungswahn, solange du darauf beharrst, deine Uniform sogar im Bett zu tragen, nur für den Fall, dass sich die Parschendi plötzlich gegen jede Vernunft und Wahrscheinlichkeit dazu entschließen sollten, die Kriegslager anzugreifen. Ich weiß nicht, woher er das hat. Also wirklich! «
»Komm, Adolin, wir gehen«, sagte Dalinar, drehte sich um und schritt davon. Adolin folgte ihm.
»Dalinar!«, rief Sadeas hinter ihm her.
Dalinar hielt inne und sah sich um.
»Hast du es schon herausgefunden?«, fragte Sadeas. »Warum er es schrieb?«
Dalinar schüttelte den Kopf.
»Du wirst die Antwort niemals finden«, sagte Sadeas. »Das ist eine närrische Suche, alter Freund. Sie zerreißt dich. Ich weiß, was während der Stürme mit dir geschieht. Dein Verstand bricht zusammen, und zwar aufgrund des Drucks, den du dir selbst schaffst.«
Dalinar ging weiter. Adolin eilte hinter seinem Vater her. Worum war es im letzten Teil des Gesprächs gegangen? Warum hatte Sadeas von einem er gesprochen, der etwas aufgeschrieben hatte? Männer schrieben doch nicht. Adolin öffnete den Mund und wollte seinen Vater fragen, aber er spürte dessen Stimmung. Nun war nicht die richtige Zeit dazu.
Er ging mit Dalinar zu einem kleinen Hügel auf dem Plateau. Sie erkletterten den Kamm und betrachteten von dort aus den toten Kluftteufel. Dalinars Männer waren damit beschäftigt, Fleisch und Panzer zu ernten.
Er und sein Vater standen eine Weile dort. Adolin war randvoll mit Fragen, fand aber keine Möglichkeit, sie auszudrücken.
Schließlich war es Dalinar, der sprach. »Hab ich dir je erzählt, was Gavilars letzte Worte an mich waren?«
»Nein. Ich habe mich aber immer gefragt, was in jener Nacht passiert ist.«
» Bruder, folge heute Nacht dem Kodex. Es liegt etwas Seltsames im Wind. Das hat er zu mir gesagt; es war das Letzte, bevor wir mit der Feier zur Vertragsunterzeichnung begonnen haben.«
»Ich wusste gar nicht, dass Onkel Gavilar den Kodex befolgt hat.«
»Er ist sogar derjenige, der ihn mir als Erster gezeigt hat. Es ist ein Relikt aus dem alten Alethkar, und zwar aus jener Zeit, als wir zum ersten Mal vereinigt worden waren. Er hat den Kodex erstmals kurz vor seinem Tod befolgt.« Dalinar zögerte. »Das war eine seltsame Zeit, Junge. Jasnah und ich, wir wussten gar nicht, was wir von den Veränderungen in Gavilar halten sollten. Damals habe ich den Kodex für dumm gehalten, sogar jenen Teil, der einem Offizier vorschreibt, er solle während des Krieges starken Alkohol meiden. Besonders diesen. « Seine Stimme wurde noch leiser. »Ich lag bewusstlos am Boden, als Gavilar ermordet wurde. Ich erinnere mich an Stimmen, die versucht haben, mich aufzuwecken, aber ich war einfach zu benommen von dem Wein. Ich hätte doch für ihn da sein sollen.«
Er sah Adolin an. »Ich darf nicht in der Vergangenheit leben. Es wäre dumm. Ich gebe mir die Schuld an Gavilars Tod, aber jetzt kann ich nichts mehr für ihn tun.«
Adolin nickte.
»Mein Sohn, ich hege die Hoffnung, dass ich dich dazu bringen kann, dem Kodex so lange zu folgen, bis du dessen Sinn ebenso einsiehst, wie ich es getan habe. Hoffentlich brauchst du kein so dramatisches Beispiel für seine Wichtigkeit wie ich. Wie dem auch sei, du musst jedenfalls verstehen. Du sprichst von Sadeas und auch davon, ihn zu schlagen und zu besiegen. Weißt du, welche Rolle er beim Tod meines Bruders gespielt hat?«
»Er war der Köder«, sagte Adolin. »Sadeas, Gavilar und Dalinar waren bis zum Tod des Königs gute Freunde gewesen. Das wusste auch jeder. Sie hatten Alethkar gemeinsam erobert.«
»Ja«, bestätigte Dalinar. »Er war beim König und hat gehört, wie die Soldaten losschrien, ein Splitterträger greife an. Das Täuschungsmanöver war Sadeas’ Idee. Er hat eine von Gavilars Roben angezogen und ist an seiner Stelle geflohen. Was er getan hat, war der reine Selbstmord. Er hatte keinen Splitterpanzer
und hat sich trotzdem einem Splitterträger ausgesetzt. Ich glaube, das war das Tapferste, was ein Mann jemals getan hat.«
»Aber der Plan ist nicht aufgegangen.«
»Leider nicht. Ein Teil von mir kann Sadeas deswegen auch niemals verzeihen. Ich weiß zwar, dass es unvernünftig ist, aber er hätte bei Gavilar bleiben sollen. So wie ich es gemacht hätte. Wir beide haben unseren König im Stich gelassen, und dafür können wir einander nicht vergeben. Aber eines eint uns trotzdem immer noch. An jenem Tag haben wir einen Schwur
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