Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
manchmal. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass auch jemand versucht haben muss, ihn zu töten.«
»Wenn sich der König Sorgen macht«, erwiderte Dalinar, »dann müssen wir uns darum kümmern. An der einen Seite ist die Bruchstelle ziemlich glatt, so als ob der Riemen eigens angeschnitten worden wäre, damit er unter großer Belastung reißt.«
Adolin runzelte die Stirn. »Vielleicht.« Das war ihm entgangen. »Aber denk doch einmal darüber nach, Vater. Warum sollte jemand diesen Riemen durchschneiden? Ein Sturz vom Pferd kann dem Träger einer Splitterrüstung keinen Schaden zufügen. Wenn das ein Attentatsversuch war, dann war es ein ziemlich schlechter.«
»Wenn es ein Attentatsversuch war«, sagte Dalinar, »dann haben wir tatsächlich etwas, worüber wir uns Sorgen machen müssen, auch wenn es ein ziemlich unbeholfener gewesen sein mag. Es ist während unserer Wache passiert, und unsere Stallburschen haben sich um sein Pferd gekümmert. Wir müssen uns darum kümmern.«
Adolin ächzte und machte seiner Verärgerung auf diese Weise Luft. »Die anderen tuscheln schon, wir seien Leibwächter und Spielzeuge des Königs geworden. Was werden sie erst sagen, wenn sie hören, dass wir allen seinen verfolgungswahnartigen Ängsten nachgehen, wie verrückt sie auch sein mögen?«
»Was die anderen sagen, ist mir immer vollkommen gleich gewesen.«
»Wir verbringen unsere ganze Zeit mit bürokratischem Unsinn, während die anderen Reichtum und Ruhm anhäufen. Wir gehen kaum zu den Plateauangriffen, weil wir so etwas wie dies hier erledigen müssen! Wir sollten aber dort draußen
sein und kämpfen, wenn wir jemals mit Sadeas gleichziehen wollen!«
Dalinar sah ihn mit einem zunehmend finsteren Blick an, und Adolin unterdrückte seinen nächsten Ausbruch.
»Wir sind ganz von dem zerrissenen Riemen abgekommen«, sagte Dalinar.
»Es … es tut mir leid. Ich war wohl etwas übereifrig.«
»Vielleicht. Aber vielleicht musste ich das auch einmal hören. Mir ist aufgefallen, dass du nicht begeistert warst, als ich dich vorhin von Sadeas ferngehalten habe.«
»Ich weiß, dass du ihn ebenfalls hasst, Vater.«
»Du weißt längst nicht so viel, wie du zu wissen glaubst«, erwiderte Dalinar. »Dagegen werden wir gleich etwas unternehmen. Aber erst einmal muss ich dir sagen, dass dieser Riemen tatsächlich so aussieht, als wäre er angeschnitten worden. Vielleicht gibt es ja noch etwas, das wir nicht sehen. Dies hier könnte Teil von etwas Größerem sein, das nicht so gewirkt hat, wie es eigentlich sollte.«
Adolin zögerte. Das erschien ihm nun tatsächlich weit hergeholt, aber wenn es eine Gruppe gab, die gern komplizierte Pläne schmiedete, dann waren es die Alethi-Hellaugen. »Glaubst du, einer der Großprinzen könnte dahinterstecken? «
»Vielleicht«, sagte Dalinar. »Aber ich bezweifle, dass jemand von ihnen Elhokar tot sehen will. Solange er regiert, bekommen die Großprinzen in diesem Krieg doch genau das, was sie haben wollen, und sie können ihre Geldbörsen füllen. Dabei verlangt er nicht einmal etwas von ihnen. Sie mögen es, ihn als ihren König zu haben.«
»Es gibt Männer, die nur wegen des Ansehens auf dem Thron sitzen wollen.«
»Das stimmt. Sobald wir zurück sind, solltest du herausfinden, ob jemand in der letzten Zeit zu sehr herumgeprahlt hat. Überprüfe, ob Roion noch immer wegen der Beleidigung des
Schelms auf dem Fest in der letzten Woche verbittert ist. Und Talata soll die Verträge des Großprinzen Bethab mit dem König über die Benutzung seiner Chulle durchsehen. In den früheren Verträgen hatte er versucht, Andeutungen hineinzuschmuggeln, die seinen Anspruch auf den Thron bestätigen sollten. Er ist sehr rücksichtslos, seit deine Tante Navani uns verlassen hat.«
Adolin nickte.
»Und sieh zu, ob du die Herkunft des Riemens nachverfolgen kannst«, fuhr Dalinar fort. »Ein Lederwerker möge ihn sich ansehen und dir sagen, was er von dem Riss hält. Und frage die Stallburschen, ob sie etwas bemerkt haben. Hör dich um, ob jemand in der letzten Zeit einen Kugelregen abbekommen hat.« Er hielt inne. »Und verdopple die Wachen des Königs.«
Adolin drehte sich um und warf einen Blick auf den Pavillon. Sadeas trat gerade heraus. Adolin kniff die Augen zusammen. »Glaubst du …«
»Nein«, unterbrach ihn Dalinar.
»Sadeas ist wie ein glitschiger Aal.«
»Mein Sohn, du darfst dich nicht in ihn verbeißen. Er mag Elhokar, was man von den meisten anderen ja nicht gerade sagen kann. Er
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