Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Adolin. Auch Dalinar war in seiner Kindheit oft eifersüchtig auf Gavilar gewesen. Renarin war jedoch Adolins wichtigster Unterstützer. Er betete seinen älteren Bruder beinahe an. Und er war tapfer genug, gedankenlos auf ein Schlachtfeld zu preschen, wo ein Alptraumwesen Speerträger zerschmetterte und Splitterträger beiseitefegte.
Dalinar räusperte sich. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass du noch einmal mit dem Schwert übst.«
»Meine Blutschwäche …«
»… macht überhaupt nichts aus, wenn wir dir einen Splitterpanzer und eine Klinge besorgen«, wandte Dalinar ein. »Die Rüstung macht jeden Mann stark, und eine Splitterklinge ist fast so leicht wie die Luft selbst.«
»Vater«, sagte Renarin geradeheraus, »ich werde niemals ein Splitterträger sein. Du hast selbst gesagt, dass die Klingen und Panzer, die wir den Parschendi abnehmen, nur an die besten Krieger gehen dürfen.«
»Keiner der anderen Großprinzen gibt seine Beute an den König weiter«, sagte Dalinar. »Wer sollte es mir vorwerfen, wenn ich meinem Sohn ein einziges Mal ein Geschenk mache?«
Renarin blieb in der Halle stehen und zeigte ein ungewöhnliches Maß an Gefühlen, indem er große Augen machte und eine Miene des Eifers aufsetzte. »Meinst du das ernst?«
»Ich leiste dir meinen Eid, Sohn. Wenn es mir gelingen sollte, eine weitere Klinge und einen Panzer zu erringen, werden sie an dich gehen.« Er lächelte. »Um ehrlich zu sein, ich würde es schon einfach deshalb tun, weil ich Sadeas’ Gesicht sehen will, wenn du als vollgültiger Splitterträger vor ihm
stehst. Außerdem erwarte ich, dass dich deine natürlichen Fähigkeiten zum Strahlen bringen werden, wenn du genauso stark wie die anderen bist.«
Renarin lächelte. Eine Splitterrüstung würde zwar nicht alle Schwierigkeiten beseitigen, aber der Junge könnte sich endlich einmal beweisen. Und dafür würde Dalinar sorgen. Ich weiß, was es heißt, der zweite Sohn zu sein, dachte er, während sie auf die Gemächer des Königs zugingen, überschattet von einem älteren Bruder, den man gleichzeitig liebt und beneidet. O Sturmvater, das weiß ich sehr gut.
In gewisser Weise fühle ich mich noch immer so.
»Ah, der gute Hellherr Adolin«, sagte der Feuerer, der mit ausgebreiteten Armen auf ihn zukam. Kadasch war ein großer, schon etwas älterer Mann, der den für seine Berufung typischen kahlen Kopf und einen rechteckigen Bart hatte. Außerdem hatte er eine gebogene Wunde an der Stirn – eine Erinnerung an seine Zeit als Armeeoffizier.
Ein Mann wie er war unter den Feuerern selten – ein Hellauge, der einmal Soldat gewesen war. Oft kam es nicht vor, dass jemand seine Berufung änderte. Aber es war auch nicht verboten, und besonders im Hinblick auf seinen späten Start war Kadasch unter den Feuerern sehr hoch gestiegen. Dalinar hielt es für ein Zeichen des Glaubens oder der Beharrlichkeit. Vielleicht war es beides.
Der Tempel des Kriegslagers war zunächst nur ein großer, durch einen Seelengießer erschaffener Kuppelbau gewesen, doch dann hatte Dalinar Geld und Steinmetzen bereitgestellt und ihn in ein angemesseneres Bethaus umgewandelt. Nun schmückten Reliefs der Herolde die Innenwände und breite Glasfenster auf der windabgewandten Seite ließen das Licht herein. Diamantkugeln hingen in Bündeln von der Decke
herab – und außerdem waren mehrere Tische und Stehpulte für das Erlernen, die Ausübung und die Erprobung der verschiedenen Künste aufgestellt worden.
Im Augenblick befanden sich viele Frauen hier und wurden von den Feuerern unterrichtet. Die Männer waren in der Minderzahl. Im Krieg schien es leicht, die männlichen Künste auf dem Schlachtfeld auszuüben.
Janala verschränkte die Arme und betrachtete den Tempel mit offensichtlicher Unzufriedenheit, während sie neben Adolin stand. »Zuerst ein stinkender Lederladen, und jetzt ein Tempel? Ich hatte angenommen, dass wir zu einem Ort spazieren, der als wenigstens … annähernd romantisch zu bezeichnen ist.«
»Religion ist romantisch«, sagte Adolin und kratzte sich am Kopf. »Ewige Liebe und all das, nicht wahr?«
Sie sah ihn fest an. »Ich warte draußen.« Sie drehte sich um und ging in Begleitung ihrer Magd davon. »Und jemand soll mir eine sturmverdammte Sänfte holen.«
Adolin zog die Stirn kraus und sah ihr nach. »Ich fürchte, ich muss ihr irgendetwas Teures kaufen, um dies hier wiedergutzumachen. «
»Ich verstehe das nicht«, sagte Kadasch. » Ich halte die Religion für sehr
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