Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
gerechter Vergeltung Euch blind für die Bedürfnisse Eures Reiches macht. Der Rachepakt hat die Großprinzen zusammengehalten, aber was wird geschehen, wenn wir gewonnen haben? Werden wir auseinanderbrechen? Ich glaube, wir müssen sie vereinigen, sie zusammenschmieden. Wir führen diesen Krieg, als wären wir zehn verschiedene Nationen. Wir kämpfen nebeneinander, aber nicht miteinander. «
Zunächst sagte der König nichts dazu. Endlich aber schienen Dalinars Worte in ihn einzusinken. Er war ein guter Mann und hatte mehr mit seinem Vater gemeinsam, als die anderen zugaben.
Er wandte sich von Dalinar ab und lehnte sich gegen das Geländer. »Du glaubst also, ich bin ein schlechter König, nicht wahr, Onkel?«
»Wie bitte? Selbstverständlich nicht!«
»Du redest doch immer davon, was ich tun sollte und wo ich versage. Sei ehrlich zu mir, Onkel. Wenn du mich ansiehst, wünschst du dir dann, das Gesicht meines Vaters statt des meinen zu sehen?«
»Natürlich.«
Elhokars Miene verdüsterte sich.
Dalinar legte seinem Neffen die Hand auf die Schulter. »Ich wäre ein armseliger Bruder, wenn ich mir nicht wünschen würde, dass Gavilar lebt. Ich habe ihn im Stich gelassen, und das war der größte und schrecklichste Fehler meines ganzen Lebens.« Elhokar drehte sich zu ihm um. Dalinar hielt seinem Blick stand und hob den Finger. »Aber nur weil ich Euren Vater geliebt habe, bedeutet das noch lange nicht, dass ich Euch als Versager betrachte. Und es bedeutet auch nicht, dass ich Euch nicht um Eurer selbst willen liebe. Alethkar hätte nach Gavilars Tod auseinanderbrechen können, aber Ihr habt unseren Gegenangriff organisiert und durchgeführt. Ihr seid ein sehr guter König.«
Der König nickte langsam. »Du hast dir wieder aus diesem Buch vorlesen lassen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Weißt du, du klingst genau wie er«, sagte Elhokar und blickte noch einmal nach Osten. »So wie er am Ende war. Als er … unberechenbar wurde.«
»Sicherlich bin ich noch nicht so schlimm.«
»Vielleicht. Aber er war so ähnlich. Er hat davon gesprochen, den Krieg zu beenden, war fasziniert von den Verlorenen
Strahlenden, hat darauf beharrt, dass alle den Kodex befolgen …«
Dalinar erinnerte sich an jene Tage – und an seine eigenen Streitereien mit Gavilar. Welche Ehre können wir auf dem Schlachtfeld finden, wenn unser Volk hungert?, hatte ihn der König einmal gefragt. Hat es etwas mit Ehre zu tun, wenn sich unsere Hellaugen winden wie die Aale in einem Kübel, wenn sie umeinander herumgleiten und sich in die Schwänze zu beißen versuchen?
Dalinar hatte armselig auf seine Worte reagiert – genauso armselig, wie Elhokar nun auf Dalinars Worte reagierte. Sturmvater! Ich klinge tatsächlich genauso wie er, oder?
Das war beunruhigend und gleichzeitig auch irgendwie ermutigend. Wie dem auch sei, Dalinar erkannte jedenfalls etwas. Adolin hatte Recht. Elhokar und die Großprinzen würden einem Rückzug niemals zustimmen. Dalinar führte das Gespräch auf die falsche Weise. Der Allmächtige sei gesegnet dafür, dass er mir einen Sohn geschenkt hat, der so offen spricht.
»Vielleicht habt Ihr Recht, Majestät«, sagte Dalinar. »Den Krieg beenden? Dem Feind die Kontrolle über das Schlachtfeld geben? Das würde uns beschämen.«
Elhokar nickte. »Es freut mich, dass du wieder Vernunft annimmst. «
»Aber es muss sich etwas ändern. Wir brauchen eine bessere Kampfmethode.«
»Sadeas hat sie bereits entwickelt. Ich habe dir doch schon von seinen Brücken erzählt. Sie funktionieren sehr gut, und er hat auch schon so viele Edelsteinherzen gesammelt.«
»Edelsteinherzen sind unwichtig«, wandte Dalinar ein. »Das alles ist vollkommen unwichtig, wenn wir keinen Weg finden, die Rache zu üben, nach der wir alle uns sehnen. Ihr könnt mir nicht weismachen, dass es Euch Spaß bereitet, die Großprinzen miteinander streiten zu sehen und dabei zuzuschauen, wie sie den eigentlichen Grund Eures Hierseins missachten.«
Elhokar schwieg; er wirkte nicht sehr erfreut.
Vereinige sie. Er erinnerte sich daran, wie diese Worte in seinem Kopf widergehallt hatten. »Elhokar«, sagte er, als ihm eine Idee kam. »Erinnert Ihr Euch an das, was Sadeas und ich zu Euch gesagt haben, als wir hierherkamen? Über die besondere Ausrichtung der Großprinzen?«
»Ja«, sagte Elhokar. In ferner Vergangenheit hatte jeder der zehn Großprinzen Alethkars eine jeweils eigene Aufgabe bei der Führung des Königreiches übernommen. Einer war zum Beispiel die
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