Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Sadeas’ Kriegslager. »Er hat Plateaus von anderen Großprinzen gekauft, und so wird es für ihn immer leichter, als Erster zum Schlachtfeld zu kommen.«
»Ja«, gab Roion zu und runzelte die Stirn. »Man braucht aber wohl kaum auf eine Karte zu schauen, um das zu wissen, Dalinar.«
»Seht Euch nur das Ausmaß an«, erwiderte Dalinar. »Wir kämpfen nun schon seit sechs Jahren, und bisher hat noch niemand den Mittelpunkt der Zerbrochenen Ebene gesehen.«
»Darum geht es doch auch gar nicht. Wir belagern sie, hungern sie aus und zwingen sie, zu uns zu kommen. Ist das nicht Euer Plan gewesen?«
»Ja, aber ich hätte niemals geglaubt, dass es so lange dauern würde. Meiner Meinung nach ist es allmählich an der Zeit, die Taktik zu ändern.«
»Warum? Sie funktioniert doch. Es vergeht kaum eine Woche ohne ein paar Kämpfe mit den Parschendi. Allerdings möchte
ich betonen, dass Ihr in den letzten Schlachten kaum ein Vorbild gewesen seid.« Er deutete mit dem Kopf auf Dalinars Namen, der auf dem kleineren Pergament stand.
Neben Dalinars Namen prangten zwar zahlreiche Striche für errungene Edelsteinherzen. Aber nur wenige davon waren neu.
»Einige sagen, der Schwarzdorn habe seinen Stachel verloren«, sagte Roion. Er bemühte sich zwar, Dalinar nicht offen zu beleidigen, ging aber weiter, als er es früher gewagt hätte. Die Nachrichten über Dalinars Anfall in der Baracke während des Großsturms hatten offenbar die Runde gemacht.
Dalinar zwang sich, ruhig zu bleiben. »Roion, wir können diesen Krieg nicht weiterhin wie ein Spiel behandeln.«
»Aber alle Kriege sind Spiele. Die größtmöglichen Spiele sogar, bei denen der Einsatz das wirkliche Leben ist und der Gewinn echter Reichtum! Das ist doch auch der Grund, warum die Menschen überhaupt existieren: um zu kämpfen, zu töten und zu gewinnen.« Er zitierte damit den Sonnenmacher, den letzten Alethi-König, der die Großprinzen vereinigt hatte. Gavilar hatte seinen Namen sehr verehrt.
»Vielleicht«, sagte Dalinar, »aber was ist der Sinn des Ganzen? Wir kämpfen, um Splitterklingen zu bekommen, und dann setzen wir diese Splitterklingen ein, um noch mehr Splitterklingen zu bekommen. Das ist ein Kreislauf. Wir laufen nur im Kreis und jagen unseren Schwänzen nach, damit wir besser darin werden, unseren Schwänzen nachzujagen.«
»Wir kämpfen, um uns auf die Rückeroberung des Himmels vorzubereiten und uns das zu nehmen, was uns zusteht.«
»Man kann sich darauf vorbereiten, ohne in den Krieg zu ziehen, und die Menschen können Kämpfe ausfechten, die nicht bedeutungslos sind. Es war ja nicht immer so. Es gab Zeiten, da unsere Kriege wirklich wichtig waren.«
Roion hob eine Braue. »Nun bin ich fast geneigt, den Gerüchten zu glauben, Dalinar. Es heißt, Ihr habt Euren Geschmack am Kampf verloren und besitzt nicht länger den Willen,
Schlachten zu schlagen.« Er betrachtete Dalinar wieder eingehend. »Einige sagen sogar, dass es für Euch Zeit wäre, zugunsten Eures Sohnes abzudanken.«
»Diese Gerüchte entsprechen nicht der Wahrheit«, fuhr Dalinar ihn an.
»Das ist …«
»Sie irren sich«, sagte Dalinar fest, »wenn sie behaupten, dass mir inzwischen alles gleich sei.« Er legte die Finger wieder auf die Karte und fuhr über das glatte Pergament. »Ich sorge mich, Roion, ich sorge mich zutiefst. Um unser Volk. Um meinen Neffen. Um die Zukunft dieses Krieges. Wenn ich nicht mehr den Willen zu kämpfen besäße, würde ich dann einen so aggressiven Kurs vorschlagen?«
»Nun, das ist gut zu hören.«
Vereinige sie …
»Ich will, dass Ihr mit mir zusammen einen Plateauangriff unternehmt«, sagte Dalinar.
»Wie bitte?«
»Ich will, dass wir beide unsere Bemühungen koordinieren und gleichzeitig angreifen.«
»Warum sollten wir das tun?«
»Wir könnten unsere Aussichten auf die Edelsteinherzen vergrößern.«
»Wenn eine höhere Anzahl von Soldaten meine Aussichten auf den Gewinn erhöhten, dann brächte ich einfach meine eigenen Leute mit«, sagte Roion. »Die Plateaus sind zu klein für große Armeen, und Beweglichkeit ist wichtiger als die bloße Anzahl der Kämpfer.«
Das war ein guter Einwand. Auf den Plateaus bedeutete mehr nämlich nicht unbedingt auch besser . Die Enge und der erforderliche stramme Marsch zum Schlachtfeld hatten die Kriegsführung erheblich beeinflusst. Die Anzahl der eingesetzten Soldaten hing von der Größe des Plateaus und der Kriegsphilosophie des jeweiligen Großprinzen ab.
»Eine Zusammenarbeit muss nicht
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