Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
sie von einem zum anderen Plateau übersetzten.
Endlich erreichte Dalinars Armee das Ende der dauerhaft stehenden Brücken und musste auf die Chullbrücken warten. Die großen Maschinen waren wie Belagerungstürme gebaut und besaßen gewaltige Räder und gepanzerte Abschnitte an den Seiten, wo die Soldaten sie schieben konnten. Vor einer Kluft wurden die Chulle ausgespannt, und die Maschinen wurden dann von Hand weitergeschoben. Durch eine Sperrvorrichtung am hinteren Ende konnten sie abgesenkt werden.
Sobald das geschehen war und die Brücke über der Kluft lag, wurde die Maschinerie ausgeklinkt und hinübergezogen. Die Maschinen waren so gebaut, dass sie am anderen Ende wieder eingeklinkt werden und die Brücke heben konnten. Dann wurde diese erneut an ein Chull gebunden.
Es war ein recht langsamer Vorgang. Dalinar beobachtete vom Pferd aus, wie die erste Kluft überspannt wurde, und trommelte dabei mit den Fingern auf seinem schweinsledernen Sattel. Vielleicht hatte Teleb ja Recht. War es vernünftig, kleinere und tragbare Brücken für diese frühen Klüfte zu benutzen und die Belagerungsbrücken nur für den letzten Angriff einzusetzen?
Ein Klappern von Hufen auf Stein verkündete, dass jemand neben den Truppen nach vorn ritt. Dalinar drehte sich um und erwartete, Adolin zu sehen. Stattdessen bemerkte er aber Sadeas.
Warum hatte Sadeas darum gebeten, zum Großprinzen für Nachrichtenwesen ernannt zu werden, und warum hatte er sich so in die Sache mit dem gerissenen Sattelgurt verbissen? Wenn er beschließen sollte, fälschlicherweise Dalinar zu beschuldigen …
Die Visionen haben mir gesagt, dass ich ihm vertrauen soll, sagte er bestimmt zu sich selbst. Doch er wurde immer unsicherer. Wie viel wollte er von ihnen abhängig machen?
»Deine Soldaten sind dir treu ergeben«, bemerkte Sadeas, als er neben Dalinar ritt.
»Loyalität ist die erste Lektion im Leben eines Soldaten«, erwiderte Dalinar. »Ich würde mir große Sorgen machen, wenn diese Männer das noch nicht gelernt hätten.«
Sadeas seufzte. »Wirklich, Dalinar, musst du immer so scheinheilig sein?«
Darauf gab Dalinar keine Antwort.
»Es ist schon merkwürdig, wie groß der Einfluss eines Anführers auf seine Männer ist«, bemerkte Sadeas. »Viele deiner Soldaten sind ein kleineres Abbild von dir selbst. Sie sind Gefühlsbündel,
die so fest eingewickelt und zusammengebunden wurden, dass sie vom Druck ganz steif geworden sind. In mancher Hinsicht sind sie sehr sicher, in anderer hingegen völlig unsicher.«
Dalinar biss die Zähne zusammen. Was treibst du für ein Spiel, Sadeas?
Sadeas lächelte, beugte sich vor und sagte leise: »Du willst dich mir unbedingt widersetzen, nicht wahr? Schon damals hast du es gehasst, wenn jemand angedeutet hat, du wärest unsicher. Zu jener Zeit hat dein Missfallen oft genug einen oder zwei Köpfe über die Steine rollen lassen.«
»Ich habe viele getötet, die den Tod nicht verdient hatten«, gestand Dalinar ein. »Ein Mann sollte nicht befürchten müssen, seinen Kopf zu verlieren, nur weil er einen Wein zu viel getrunken hat.«
»Vielleicht«, sagte Sadeas leichthin. »Aber willst du es nicht mehr aus dir herauslassen, so wie du es früher getan hast? Hämmert es nicht von innen gegen dich? So wie jemand, der im Innern einer großen Trommel gefangen ist? Schlägt es nicht und versucht sich zu befreien?«
»Ja«, sagte Dalinar.
Dieses Eingeständnis schien Sadeas zu überraschen. »Und die Erregung, Dalinar. Verspürst du sie noch manchmal?«
Die Männer sprachen nicht oft über die Erregung, über jene besondere Form der Lust und Freude an der Schlacht. Das war eine private Angelegenheit. »Ich spüre all das, was du erwähnst, Sadeas«, erwiderte Dalinar und hielt den Blick starr nach vorn gerichtet. »Aber ich lasse das alles nicht immer heraus. Die Gefühle eines Mannes sind das, was ihn erst zu ihm selbst macht, und Beherrschung ist das Anzeichen wahrer Stärke. Wenn man gar keine Gefühle mehr hat, ist man tot. Aber wenn man jedem Gefühl nachgibt, ist man ein Kind.«
»Das stinkt nach einem Zitat, Dalinar. Aus Gavilars kleinem Buch der Tugenden, nehme ich an?«
»Ja.«
»Ärgert es dich denn gar nicht, dass all die Strahlenden uns betrogen haben?«
»Das sind doch Legenden. Die Wiedererschaffung liegt so lange zurück, dass sie beinahe in den Schattentagen stattgefunden haben könnte. Was haben die Strahlenden denn wirklich getan? Und warum haben sie es getan? Wir wissen es
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