Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
ein kleines Bett, ein Nachtschränkchen und ein Schreibtisch waren die einzigen Möbel. Ihre Kleidung befand sich noch in der Truhe, die sie mitgebracht hatte. Kein Teppich schmückte den Boden, und es gab kein einziges Fenster. Die
Räume lagen im Konklave von Kharbranth, und dieses befand sich unter der Erdoberfläche.
Das macht alles nur noch schwieriger, schrieb die Feder. Exlita, Nan Balats Verlobte, besorgte das Schreiben, doch alle drei übrig gebliebenen Brüder Schallans würden sich in dem Zimmer in Jah Keved aufhalten und ihren Teil zu dem Gespräch betragen.
Ich vermute, sie nimmt ihn ab, wenn sie badet, schrieb Schallan. Sobald sie mir mehr vertraut, setzt sie mich vielleicht auch als Badedienerin ein. Dann könnte sich eine Gelegenheit ergeben.
Das ist ein guter Plan, schrieb die Spannfeder. Nan Balat sagt, ich soll betonen, dass wir es sehr bedauern, dich in diese Lage gebracht zu haben. Es muss dir äußerst schwerfallen, so lange weg zu sein.
Schwer? Schallan nahm die Feder in die Hand und zögerte.
Ja, es war schwer. Und schwierig, sich nicht in die Freiheit zu verlieben; schwierig, sich nicht zu sehr in ihren Studien zu verlieren. Es war ja erst zwei Monate her, seit sie Jasnah davon hatte überzeugen können, sie als Mündel anzunehmen, doch inzwischen war Schallan bereits halb so schüchtern und doppelt so selbstbewusst wie früher.
Das Schwierigste war das Wissen darum, dass dies alles bald enden würde. Das Studium in Kharbranth war ohne Zweifel das Wunderbarste, das sie je erlebt hatte.
Ich komme zurecht, schrieb sie. Ihr seid diejenigen, die ein schwieriges Leben haben und die Interessen unserer Familie zu Hause vertreten müssen. Wie geht es euch dabei?
Es dauerte eine Weile, bis sie antworteten. Nicht so gut, schrieb Eylita schließlich. Die Schulden eures Vaters müssen allmählich bezahlt werden, und Wilkin kann die Gläubiger kaum mehr hinhalten. Der Großprinz kränkelt, und jeder will wissen, auf welcher Seite unser Haus in der Frage der Nachfolge steht. Der letzte Steinbruch ist allmählich erschöpft. Wenn bekanntwerden sollte, dass wir keine Mittel mehr haben, stehen wir sehr schlecht da.
Erneut zog Schallan eine Grimasse. Wie viel Zeit bleibt mir noch?
Höchstens ein paar Monate, teilte ihr Nan Balat durch seine Verlobte mit. Es kommt darauf an, wie lange der Großprinz noch durchhält und ob jemand erfährt, dass Ascha Juschu unsere Besitztümer verkauft. Juschu war der Jüngste der Brüder und nur wenig älter als Schallan. Seine alte Spielleidenschaft erwies sich nun als ein großer Vorzug. Jahrelang hatte er seinen Vater bestohlen und den Verkaufserlös zur Begleichung seiner Spielschulden benutzt. Er gab vor, dies noch immer zu tun, allerdings setzte er das Geld nun dazu ein, die Schulden zu tilgen. Trotz seines schlimmen Lasters war er ein guter Mensch. Außerdem war er für die ganze Sache genauso wenig verantwortlich zu machen wie die anderen.
Wilkin glaubt, er könne die Gläubiger noch ein wenig hinhalten. Trotzdem verzweifeln wir allmählich. Je eher du mit dem Seelengießer zurückkommst, desto besser.
Schallan zögerte kurz und schrieb dann: Sind wir uns auch sicher, dass dies der beste Weg ist? Vielleicht sollten wir Jasnah einfach um Hilfe bitten.
Glaubst du, sie würde darauf reagieren?, schrieben sie zurück. Würde sie einem unbekannten und ungeliebten Veden-Haus helfen? Würde sie unsere Geheimnisse überhaupt für sich behalten?
Vermutlich nicht. Obwohl Schallan immer mehr den Eindruck hatte, dass man es mit Jasnahs Ruf ein wenig übertrieb, hatte diese Frau durchaus etwas Unbarmherziges an sich. Sie würde ihre wichtigen Studien nicht unterbrechen, nur um Schallans Familie zu helfen.
Sie griff nach der Feder und wollte antworten, doch da bewegte sich der Kiel bereits wieder. Schallan, stand auf dem Papier, hier ist Nan Balat. Ich habe die anderen weggeschickt. Nur Eylita und ich schreiben dir jetzt noch. Es gibt da etwas, das du wissen musst. Luesch ist tot.
Schallan kniff überrascht die Augen zu. Luesch, der Haushofmeister ihres Vaters, hatte als Einziger gewusst, wie man einen Seelengießer verwendete. Er war auch einer der wenigen Menschen, dem sie und ihre Brüder vertraut hatten.
Was ist geschehen?, schrieb sie, nachdem sie ein neues Blatt geholt hatte.
Er ist im Schlaf gestorben, und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass er umgebracht wurde. Aber wenige Wochen nach seinem Tod haben uns einige Männer besucht und behauptet, sie
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