Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
seien Freunde unseres Vaters. Sie haben angedeutet, dass sie um Vaters Seelengießer wüssten und mir sehr ernsthaft empfohlen, ihn an sie herauszugeben.
Schallan runzelte die Stirn. Sie trug noch immer den zerbrochenen Seelengießer ihres Vaters in der Schutztasche ihres Ärmels. Zurückgeben?, schrieb sie.
Wir haben nie herausgefunden, woher Vater ihn hatte, teilte Nan Balat ihr mit. Schallan, er muss da in irgendetwas verwickelt gewesen sein. Zuerst diese Karten, dann das, was Luesch gesagt hat, und jetzt dies hier. Wir tun immer weiter so, als würde Vater noch leben, und manchmal bekommt er Briefe von anderen Hellaugen, die von vagen Plänen sprechen. Ich glaube, er hat versucht, Großprinz zu werden. Und er wurde darin von sehr mächtigen Personen unterstützt.
Diese Männer, die uns besucht haben, sind äußerst gefährlich, Schallan. Es sind Männer, denen man sich lieber nicht in den Weg stellt. Und sie wollen ihren Seelengießer zurückhaben. Wer immer sie sind, ich vermute, sie haben ihn Vater überlassen, damit er Reichtum anhäufen und nach dem Thron greifen kann. Sie wissen, dass er tot ist.
Ich habe Angst, dass wir alle in einer sehr ernsten Gefahr schweben könnten, wenn wir ihnen keinen funktionsfähigen Seelengießer zurückgeben. Du musst uns Jasnahs Fabrial bringen. Wir werden ihn rasch dazu einsetzen, ergiebige Steinbrüche zu schaffen, und dann händigen wir ihn an diese Männer aus. Schallan,
du musst es schaffen. Damals, als du ihn vorschlugst, war ich von dem Plan ja nicht so ganz überzeugt, aber alle anderen Möglichkeiten schwinden.
Schallan lief es kalt den Rücken herunter. Sie las die Absätze mehrmals und schrieb dann: Wenn Luesch tot ist, können wir den Seelengießer nicht mehr einsetzen. Das ist ein Problem.
Ich weiß, entgegnete Nan Nalat. Vielleicht kannst herausbekommen, wie er funktioniert. Das ist gefährlich, Schallan. Ich weiß es. Und es tut mir leid.
Sie holte tief Luft. Es muss getan werden, schrieb sie.
Ich will dir etwas zeigen, schrieb Nan Balat. Hast du dieses Symbol schon einmal gesehen? Die darauf folgende Zeichnung war sehr grob. Eylita war keine große Künstlerin. Zum Glück war es ein einfaches Bild – drei Rauten, die in einem seltsamen Muster angeordnet waren.
Das habe ich noch nie gesehen, schrieb Schallan. Warum?
Luesch hat einen Anhänger mit diesem Symbol getragen, erwiderte Nan Balat. Wir haben es an seinem Körper gefunden. Und einer der Männer, die nach dem Seelengießer gefragt haben, hatte das gleiche Muster auf seiner Hand eintätowiert, knapp unterhalb des Daumens.
Seltsam, schrieb Schallan. Also ist Luesch …
Ja, unterbrach Nan Balat. Ich glaube, er war derjenige, der Vater den Seelengießer gebracht hat, auch wenn er es abstritt. Luesch war in diese Sache verwickelt; vielleicht ging es um die Beziehung zwischen ihm und den Personen, die ihn unterstützt haben. Ich habe anzudeuten versucht, dass sie stattdessen mich unterstützen könnten, aber die Männer haben mich einfach ausgelacht. Kurz darauf sind sie wieder abgereist und haben keinen genauen Zeitpunkt genannt, zu dem ihnen der Seelengießer zurückgegeben werden soll. Ich nehme an, mit einem zerbrochenen werden sie nicht zufrieden sein.
Schallan schürzte die Lippen. Balat, ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass wir einen Krieg auslösen könnten?
Wenn bekannt wird, dass wir einen Alethi-Seelengießer gestohlen haben …
Nein, es würde keinen Krieg geben, schrieb Nan Balat zurück. König Hanavanar würde uns einfach an die Alethi ausliefern. Und die würden uns wegen des Diebstahls gewiss hinrichten.
Das ist wunderbar beruhigend, Balat, schrieb sie. Vielen Dank dafür.
Gern geschehen. Hoffentlich erkennt Jasnah nicht, dass ihr Seelengießer gestohlen wurde. Vielleicht wird sie annehmen, dass der ihre aus irgendeinem Grund zerbrochen ist.
Schallan seufzte. Vielleicht.
Pass auf dich auf, schrieb Nan Balat.
Du auch.
Das war alles. Sie legte die Spannfeder beiseite, las noch einmal das ganze Gespräch und lernte es auswendig. Dann zerknüllte sie die Blätter und ging in Jasnahs Wohnzimmer. Sie war nicht da – Jasnah unterbrach ihre Studien nur sehr selten –, und so verbrannte Schallan die Zwiesprache im Kamin.
Lange stand sie da und sah den Flammen zu. Sie war besorgt. Nan Balat war ein fähiger Kopf, aber sie alle hatten von dem Leben, das sie geführt hatten, Wunden davontragen müssen. Eylita war die einzige Schreiberin, der sie vertrauen konnten, und sie
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