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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ihnen nichts mehr. Lirin hatte nicht aufgehört, Arzt zu sein. Die Einwohner des Ortes spendeten bloß nichts mehr, und das alles nur wegen eines Wortes von Roschone.
    »Er sollte so etwas nicht tun dürfen«, flüsterte Kal.
    »Er darf es aber«, erwiderte Lirin. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Weste über einer lohfarbenen Hose. Die Weste war nicht geknöpft und stand vor der Brust ebenso offen wie die Haut der Menschen in Kals Zeichnungen.
    »Wir könnten die Kugeln ausgeben«, sagte Kal zögernd.
    »Sie sind für deine Ausbildung bestimmt«, fuhr ihn Lirin an. »Wenn ich dich jetzt wegschicken könnte, dann würde ich es tun.«

    Kals Eltern hatten einen Brief an die Ärzte in Kharbranth gesandt und sie gebeten, Kal frühzeitig zu den Eignungsprüfungen zuzulassen. Das Gesuch war jedoch abgelehnt worden.
    »Er will, dass wir sie ausgeben«, sagte Lirin mit schwerer Zunge. »Darum hat er das gesagt. Er versucht uns zu zwingen, diese Kugeln zu benutzen.«
    Roschones Worte an die Bevölkerung waren kein richtiger Befehl gewesen. Er hatte lediglich angedeutet, dass Kals Vater keine Bezahlung erhalten sollte, wenn er so dumm war, keine festen Tarife zu fordern. Am nächsten Tag hatten ihm die Leute nichts mehr gegeben.
    Die Bewohner des Ortes betrachteten Roschone mit einer verwirrenden Mischung aus Anbetung und Angst. Kal war jedoch der Ansicht, dass er beides nicht verdient hatte. Offensichtlich war der Mann nach Herdstein verbannt worden, weil er so verbittert und mit Fehlern behaftet war. Er hatte es ohne jeden Zweifel nicht verdient, sich unter den wahren Hellaugen aufzuhalten, die auf der Zerbrochenen Ebene um Rache kämpften.
    »Warum wollen sich die Leute unbedingt bei ihm einschmeicheln? «, fragte Kal hinter dem Rücken seines Vaters. »Bei Hellherr Wistiow haben sie sich doch nie so benommen.«
    »Das tun sie, weil Roschone unanfechtbar ist.«
    Kal runzelte die Stirn. Waren diese Worte etwa dem Wein zuzuschreiben?
    Kals Vater drehte sich um; in seinen Augen glitzerte das reine Sturmlicht. In diesen Augen sah Kal eine überraschende Klarsicht. Sein Vater war gar nicht so betrunken. »Hellherr Wistiow hat den Menschen ihren Willen gelassen. Deshalb haben sie ihn nicht weiter beachtet. Roschone hingegen zeigt ihnen, dass er sie verachtet. Und so bemühen sie sich, ihm zu gefallen.«
    »Das ergibt doch aber keinen Sinn«, sagte Kal.

    »So ist das nun einmal«, erwiderte Lirin und spielte mit einer der Kugeln auf dem Tisch, indem er sie unter dem Finger hin und her rollte. »Das wirst du noch lernen müssen, Kal. Wenn die Menschen die Welt als richtig betrachten, sind sie zufrieden. Aber wenn sie darin ein Loch entdecken – einen Mangel –, dann bemühen sie sich, es auszufüllen.«
    »Wenn du es so sagst, klingt es wie etwas Edles.«
    »Das ist es in gewisser Weise ja auch«, seufzte Lirin. »Ich sollte mit unseren Nachbarn nicht so hart ins Gericht gehen. Sie sind engherzig, ja, aber es ist die Engherzigkeit der Unwissenden. Sie ekeln mich nicht an. Ich bin von demjenigen angeekelt, der sie manipuliert. Ein Mann wie Roschone nimmt das, was am Menschen ehrenwert und aufrichtig ist, und macht es zu einer einzigen Schlammmasse, auf der er herumtrampeln kann.« Er nahm noch einen Schluck – und nun war der Becher leer.
    »Wir sollten diese Kugeln ausgeben«, sagte Kal. »Oder sie zu einem Pfandleiher bringen. Wenn sie nicht mehr da sind, lässt er uns vielleicht in Ruhe.«
    »Nein«, entgegnete Lirin sanft. »Roschone ist nicht der Typ von Mensch, der einen Unterlegenen irgendwann in Ruhe lässt. Er wird immer wieder zutreten. Ich weiß nicht, welcher politische Fehler ihn an diesen Ort gebracht hat, aber er kann offensichtlich keine Rache an seinen Rivalen nehmen. Also sind wir alles, was er hat.« Lirin hielt inne. »Armer Narr.«
    Armer Narr?, dachte Kal. Er versucht, unser Leben zu zerstören, und mehr hat Vater dazu nicht zu sagen?
    Was war mit den Geschichten, die die Männer beim Herd sangen? Mit den Liedern von gewitzten Schäfern, die dumme Hellaugen übertölpelten und übervorteilten? Es gab Dutzende von Variationen dieses Themas, und Kal kannte sie alle. Sollte Lirin nicht kämpfen? Sollte er nicht etwas anderes tun, als bloß dazusitzen und abzuwarten?

    Aber er sagte nichts; er wusste ganz genau, was Lirin erwidern würde. Überlass diese Sorgen mir und mach dich wieder an deine Studien.
    Seufzend lehnte sich Kal auf seinem Stuhl zurück und betrachtete erneut die Zeichnungen in seinem

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