Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
bereits auf neue Rekruten gewartet. Vor Fels machte er ein knappes Handzeichen. Der Hornesser nickte; er hatte die Ausbildung übernommen. Es war ohnehin Zeit für eine Pause.
Kaladin lief die kurze Steigung zum Rand des Holzplatzes hoch und bemerkte gerade noch, wie Gaz die Neuankömmlinge in Empfang nahm.
»Was für ein elender Haufen«, sagte Gaz. »Ich hatte gedacht, dass wir schon beim letzten Mal den Abfall bekommen haben, aber diese Kerle hier …«
Lamaril zuckte mit den Achseln. »Jetzt gehören sie dir, Gaz. Teil sie ein, wie du willst.« Er und seine Soldaten zogen wieder ab und ließen die unglücklichen Rekruten zurück. Einige steckten in anständiger Kleidung; es waren Verbrecher, vor kurzem erst erwischt. Der Rest trug Sklavenmale auf der Stirn. Als Kaladin sie sah, stiegen Gefühle in ihm auf, die er unterdrücken musste. Er stand noch immer am höchsten Punkt des steilen Hangs; ein falscher Schritt konnte ihn in die Tiefen der Verzweiflung stürzen.
»In eine Reihe, ihr Kremlinge!«, fuhr Gaz die neuen Rekruten an, zog seine Keule und wedelte damit herum. Er sah Kaladin an, sagte aber nichts.
Hastig stellten sich sie Männer auf.
Gaz zählte die Reihe ab und wählte die größeren Männer aus. »Ihr fünf seid in Brücke Sechs. Vergesst das nicht. Wenn
doch, dann werdet ihr ausgepeitscht.« Er zählte eine andere Gruppe ab. »Ihr sechs seid in Brücke Vierzehn. Ihr vier da hinten am Ende: Brücke Drei. Du, du und du: Brücke Eins. Brücke Zwei braucht keine … Ihr Vier: Brücke Sieben.«
Das war alles.
»Gaz«, sagte Kaladin und verschränkte die Arme vor der Brust. Syl landete auf seiner Schulter; ihr kleines Blättergewirbel formte sich zur Gestalt einer jungen Frau.
Gaz drehte sich nach ihm um.
»Brücke Vier hat nur noch dreißig einsatzbereite Mitglieder. «
»Brücke Sechs und Brücke Vierzehn haben noch weniger.«
»Beide hatten je neunundzwanzig. Und jetzt hast du ihnen eine Menge neuer Mitglieder gegeben. Brücke Eins steht bei siebenunddreißig, und du hast ihnen drei neue Männer überstellt. «
»Ihr habt beim letzten Lauf kaum jemanden verloren, und …«
Als der Sergeant weggehen wollte, packte Kaladin Gaz am Arm. Gaz zuckte zusammen und hob seine Keule.
Versuch es doch, dachte Kaladin und begegnete Gaz’ Blick. Er hoffte beinahe, dass der Sergeant zuschlüge.
Gaz biss die Zähne zusammen. »Also gut. Ein Mann.«
»Ich suche ihn selbst aus«, erklärte Kaladin.
»Von mir aus. Sie sind ohnehin alle wertlos.«
Kaladin drehte sich zu der Gruppe der neuen Brückenmänner um. Sie hatten sich zu Mannschaftsgruppen zusammengestellt. Sofort richtete Kaladin seine Aufmerksamkeit auf die größeren Männer. Nach Sklavenstandards waren sie gut genährt. Zwei von ihnen wirkten, als ob sie …
»He, du dürrer Haken«, rief eine Stimme aus einer anderen Gruppe. »He! Ich glaube, du willst mich haben.«
Kaladin drehte sich um. Ein kurzer, dünner Mann winkte ihm zu. Er hatte nur einen Arm. Wer hatte ihn bloß zu den Brückenmännern geschickt?
Er kann einen Pfeil aufhalten, dachte Kaladin. Das ist alles, wofür die Brückenmänner in den Augen der Oberen gut sind.
Der Mann hatte lohfarbene Haare und eine tiefbraune Haut, die nur ein klein wenig zu dunkel für einen Alethi schien. Die Fingernägel waren kristallin und schieferfarben – also war er ein Herdazianer. Die meisten Neuankömmlinge hatten den gleichen apathischen Blick, aber dieser Mann lächelte , obwohl er ein Sklavenmal auf der Stirn trug.
Das Mal ist alt, dachte Kaladin. Entweder war sein letzter Meister gnädig, oder er hat es irgendwie geschafft, nicht niedergeknüppelt zu werden. Offensichtlich begriff der Mann nicht, was ihn als Brückenmann erwartete. Denn keiner, der es begriff, würde lächeln.
»Du kannst mich gut gebrauchen«, sagte der Mann. »Wir Herdazianer sind großartige Kämpfer. Weißt du, da war ich nur ein einziges Mal mit drei Männern zusammen, und sie waren alle betrunken – und ich hab sie doch geschlagen.« Er sprach sehr schnell, während sein starker Akzent alle Worte miteinander verband.
Er würde einen schrecklichen Brückenmann abgeben. Vielleicht konnte er tatsächlich mit der Brücke auf den Schultern laufen, aber er würde die Manöver nicht mitmachen können. Um die Hüfte herum sah er sogar ein wenig fett aus. Die Brückenmannschaft, die ihn nahm, würde ihn in die vorderste Reihe stellen, damit er sich einen Pfeil einfing und die anderen ihn los waren.
Tu alles, was du
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