Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
standen neben einer Brücke, die in der Schräge lag und deren Unterseite sichtbar war. Der Boden war eine komplizierte Konstruktion mit acht Dreierreihen, so dass vierundzwanzig Brückenmänner darunter Platz fanden. Dazu kamen sechzehn Griffpaare – acht an jeder Seite – für weitere sechzehn Männer, die an den Rändern mitliefen. Insgesamt waren es also vierzig Männer, die Schulter an Schulter rennen mussten.
Jeder Platz unter der Brücke hatte eine Vertiefung für den Kopf des jeweiligen Brückenmannes sowie zwei bogenförmig ausgefräste Blöcke, die auf den Schultern lagen, und zwei Stäbe, die als Handgriffe dienten. Die Brückenmänner trugen Schulterpolster, und die kleineren legten sich davon sogar mehrere übereinander. Gaz versuchte für gewöhnlich, die Brückenmänner nach ihrer Größe zu Mannschaften zusammenzustellen.
Das galt natürlich nicht für Brücke Vier. Brücke Vier bekam die Reste.
Kaladin deutete auf einige Stäbe und Strebebalken. »Wir könnten hier anpacken, dann geradeaus laufen und die Brücke rechts von uns nach unten geneigt tragen. Wir postieren die größeren Männer außen und die kleineren innen.«
»Was würde das aber nützen?«, fragte Fels und runzelte die Stirn.
Kaladin warf einen raschen Blick zu Gaz hinüber, der sie beobachtete. Er war unangenehm nahe. Es schien besser, nicht
darüber zu sprechen, warum er wollte, dass die Männer die Brücke auf der Seite trugen. Außerdem wollte er den Männern nicht zu große Hoffnungen machen, bevor er wusste, dass es tatsächlich funktionierte.
»Ich will nur etwas herumexperimentieren«, sagte er. »Wenn wir gelegentlich die Positionen ändern, könnte es leichter für uns sein. Dann setzen wir nämlich andere Muskeln ein.« Syl runzelte die Stirn, während sie oben auf der Brücke stand. Sie zog immer die Stirn kraus, wenn Kaladin die Wahrheit verschwieg.
»Ruft die Männer zusammen«, sagte Kaladin zu Fels, Teft, Narb und Moasch. Er hatte die vier zu Unterführern gemacht, auch wenn es solche bei den Brückenmännern für gewöhnlich nicht gab. Aber Soldaten arbeiteten am besten in kleinen Gruppen, zu denen nur jeweils sechs oder acht Männer gehörten.
Soldaten, dachte Kaladin. Betrachte ich sie denn als solche?
Sie kämpften nicht. Doch ja, sie waren durchaus Soldaten. Es war leicht, Männer zu unterschätzen, die man nur als Brückenmänner betrachtete. Es brauchte viel Mut, geradewegs auf feindliche Bogenschützen zuzulaufen. Auch wenn man dazu gezwungen wurde.
Er warf einen Blick zur Seite und bemerkte, dass Moasch im Gegensatz zu den anderen dreien nicht gegangen war. Der schmalgesichtige Mann hatte dunkelgrüne Augen und braunes, von einigen schwarzen Strähnen durchsetztes Haar.
»Stimmt etwas nicht, Soldat?«, fragte Kaladin.
Moasch blinzelte überrascht, als er dieses Wort hörte, doch inzwischen waren er und die anderen bei Kaladin an alle möglichen Überraschungen gewöhnt. »Warum hast du mich zum Anführer einer Untereinheit gemacht?«
»Weil du dich meinen Befehlen länger widersetzt hast als fast alle anderen. Und weil du mehr als alle anderen über die Gründe dafür gesprochen hast.«
»Du hast mich zum Anführer gemacht, weil ich dir nicht gehorcht habe?«
»Ich habe dich zum Anführer gemacht, weil ich dich für fähig und klug halte. Und darüber hinaus bist du nicht leicht zu beeinflussen. Du hast einen starken Willen. Und das kann ich gut gebrauchen.«
Moasch kratzte sich am Kinn, das von einem kurzen Bart eingerahmt wurde. »Also gut. Aber im Gegensatz zu Teft und dem Hornesser glaube ich nicht, dass du ein Gottesgeschenk bist. Ich traue dir nicht.«
»Warum gehorchst du mir dann?«
Moasch erwiderte seinen Blick und zuckte die Achseln. »Ich vermute, dass ich bloß neugierig bin.« Er ging davon und sammelte seine Männer.
Was bei allen tobenden Winden …, dachte Gaz verblüfft, als er zusah, wie Brücke Vier vorbeirannte. Was war nur in die Männer gefahren, dass sie die Brücke auf der Seite trugen?
Dafür hatten sie eine seltsame Formation zu bilden: drei Reihen statt fünf, und sie mussten die Unterseite der Brücke unbeholfen nach rechts von sich abhalten. Das war so ungefähr das Seltsamste, das er je gesehen hatte. Sie passten kaum alle an die Brücke, und die Handgriffe waren auch nicht dafür gemacht, die Brücke auf diese Weise zu tragen.
Gaz kratzte sich am Kopf, als er sie beobachtete. Dann streckte er die Hand aus und hielt Kaladin an, der gerade an ihm
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