Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
»Schultertragen!«
Brücke Vier setzte sich in Bewegung. Während einige andere Mannschaften noch um die Baracken herumliefen, rannte Kaladins Gruppe bereits über den Holzplatz. Sie waren die Ersten, die den Hang hinunterliefen, und sie erreichten als Erste die dauerhafte Brücke, noch bevor sich die Armee formiert hatte. Dort befahl Kaladin, die Brücke abzusetzen und zu warten.
Kurz darauf hastete Lopen den Hang hinunter – und erstaunlicherweise befanden sich Dabbid und Hobber bei ihm. Sie konnten sich allerdings nicht sonderlich schnell bewegen, denn Hobber humpelte noch immer stark. Aber sie hatten aus einer Plane und zwei Holzstäben eine Art Trage gebaut. Darauf lagen etwa zwanzig Wasserschläuche. Die drei gesellten sich zu der Brückenmannschaft.
»Was ist das denn?«, fragte Kaladin.
»Du hast mir gesagt, ich solle alles mitbringen, was ich tragen kann«, meinte Lopen. »Das Ding hier haben wir von den Zimmerleuten bekommen. Sie tragen Holzstücke damit, und da sie es gerade nicht brauchen, haben wir es genommen, und jetzt sind wir hier. Stimmt das nicht, Stümmel?« Die letzten Worte waren an Dabbid gerichtet gewesen, der nur nickte.
»Stümmel?«, fragte Kaladin.
»Das kommt von stumm«, erklärte Lopen und zuckte die Achseln. »Weil er nicht viel redet.«
»Ich verstehe. Gute Arbeit. Brücke Vier, wieder auf Position. Da kommt der Rest der Armee.«
Die nächsten Stunden waren so, wie sie es von den Brückenläufen gewohnt waren. Unter mörderischen Bedingungen trugen sie die schwere Brücke über die Plateaus. Dabei erwies sich das Wasser als große Hilfe. Gelegentlich gab die Armee den Brückenmännern während eines Laufs Wasser. Aber es war nie ausreichend. Nach jeder Überquerung eines Plateaus etwas trinken zu können, schien genauso gut, wie ein halbes Dutzend Männer mehr zu haben.
Doch den wahren Unterschied machte die Übung. Die Männer von Brücke Vier fielen nicht jedes Mal erschöpft zu Boden, wenn sie die Brücke absetzten. Die Arbeit war zwar noch immer schwierig, aber ihre Körper waren inzwischen darauf eingestellt. Kaladin erntete etliche Blicke der Verwunderung und des Neides von den anderen Mannschaften, als seine Männer lachten und scherzten, anstatt zusammenzubrechen. Einmal in der Woche einen Brückenlauf zu machen – so wie es die anderen taten – reichte nicht aus. Eine zusätzliche Mahlzeit am Abend – und dazu das Training – hatten seinen Männern kräftigere Muskeln verschafft und sie gut auf die Anstrengungen vorbereitet.
Der gegenwärtige Lauf war einer der längsten, die Kaladin je mitgemacht hatte. Stundenlang rannten sie nach Osten. Das war ein schlechtes Zeichen. Wenn näher gelegene Plateaus ihr Ziel waren, gelangten sie oft noch vor den Parschendi dorthin. Aber wenn sie so weit nach draußen liefen, bedeutete dies, dass sie die Parschendi davon abhalten sollten, mit dem Edelsteinherz zu entkommen. Die Aussicht darauf, vor dem Feind einzutreffen, war sehr gering.
Das bedeutete, dass es vermutlich ein schwieriger Angriff werden würde. Wir sind für das Seitentragen noch nicht bereit,
dachte Kaladin, als sie sich einem gewaltigen Plateau näherten, das ein ungewöhnliches Aussehen hatte. Er hatte bereits davon gehört – es wurde der Turm genannt. Keine Alethi-Streitmacht hatte hier jemals ein Edelsteinherz errungen.
Sie stellten ihre Brücke bei der vorletzten Kluft ab und schoben sie darüber, und Kaladin hatte ein schlechtes Gefühl, als die Späher sie überquerten. Der Turm war wie ein unebener Keil geformt, dessen östliche Spitze hoch in die Luft ragte und so einen steilen Hang erschuf. Sadeas hatte viele Soldaten hierhergeführt. Dieses Plateau war gewaltig und erlaubte die Unterbringung von mehr Männern als gewöhnlich. Kaladin wartete mit großer Unruhe. Vielleicht hatten sie ja Glück, und die Parschendi waren bereits mit dem Edelsteinherz verschwunden. So weit draußen schien das durchaus möglich zu sein.
Die Späher kamen rasch zurück. »Feindliche Linien am gegenüberliegenden Rand! Sie haben den Kokon noch nicht aufbekommen! «
Kaladin ächzte leise auf. Die Armee machte sich daran, die Kluft zu überqueren, und Brücke Vier sah ihn mit ernsten Gesichtern an. Sie wussten, was als Nächstes kam. Einige von ihnen – vielleicht sogar viele – würden nicht überleben.
Diesmal konnte es sehr schlimm werden. Bei den früheren Läufen hatten sie immer einen Puffer gehabt. Wenn sie vier oder fünf Männer verloren hatten, waren sie
Weitere Kostenlose Bücher