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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Situationen gerät, in denen eine moralische Entscheidung erforderlich wird.«
    »Ja gewiss, Hellheit. Ich vermag aber nicht zu erkennen, warum Philosophie praktischer als Geschichtswissenschaft sein soll.«
    »Die Geschichte kann niemals unmittelbar erfahren werden. Wenn sie sich ereignet, geschieht dies in der Gegenwart, und das ist der Bereich der Philosophie.«
    »Das ist doch nur eine Frage der Definition.«
    »Ja«, antwortete Jasnah, »alle Worte haben die Eigenschaft, Gefangene ihrer eigenen Definitionen zu sein.«
    »Vermutlich«, sagte Schallan und lehnte sich zurück, damit Jasnah das Haar ins Wasser tauchen und die Seife abwaschen konnte.

    Nun rieb sich die Prinzessin die Haut mit einer milden Säuberungsseife ein. »Das war eine außerordentlich fade Antwort, Schallan. Was ist aus deiner Schlagfertigkeit geworden?«
    Schallan warf einen Blick zu der Bank und dem kostbaren Fabrial hinüber. Am Ende hatte sie sich als zu schwach erwiesen, das zu tun, was getan werden musste. »Meine Schlagfertigkeit hat sich eine vorübergehende Auszeit genommen, Hellheit«, sagte sie. »Sie unterzieht sich einer Überprüfung durch ihre Kolleginnen, die Ernsthaftigkeit und Verwegenheit heißen.«
    Jasnah hob eine Braue.
    Schallan setzte sich auf ihren Hacken zurück und hockte noch immer auf dem Handtuch. »Woher wisst Ihr , was richtig ist, Jasnah? Wie könnt Ihr das entscheiden, wenn Ihr nicht auf die Devotarien hört?«
    »Das hängt von der eigenen Philosophie ab. Was ist für dich das Wichtigste?«
    »Ich weiß es nicht. Könnt Ihr es mir nicht sagen?«
    »Nein«, erwiderte Jasnah. »Wenn ich dir die Antworten gäbe, wäre ich nicht besser als die Devotarien, die den Glauben verordnen.«
    »Sie sind nicht böse, Jasnah.«
    »Außer wenn sie versuchen, die ganze Welt zu beherrschen.«
    Schallan kniff die Lippen zusammen. Der Krieg des Verlustes hatte die Hierokratie vernichtet und den Vorinismus in die Devotarien getrieben. Das war das unausweichliche Ergebnis des Versuches, den eine Religion unternommen hatte, um die Herrschaft zu übernehmen. Die Devotarien sollten Moral lehren und sie nicht erzwingen. Diese Aufgabe oblag den Hellaugen.
    »Ihr sagt, dass Ihr mir keine Antworten geben könnt«, meinte Schallan. »Darf ich denn nicht um den Rat eines weisen Menschen bitten? Eines Menschen, der diesen Weg bereits gegangen ist? Warum schreiben wir unsere philosophischen Bücher und ziehen unsere Schlussfolgerungen, wenn wir doch niemanden damit beeinflussen wollen? Ihr selbst habt mir gesagt,
dass Informationen wertlos seien, wenn wir sie nicht dazu benutzen, Entscheidungen zu treffen.«
    Jasnah lächelte, tauchte ihre Arme unter und wusch sich die Seife ab. Schallan bemerkte ein siegreiches Glitzern in ihren Augen. Jasnah vertrat Ideen nicht unbedingt nur dann, wenn sie daran glaubte; manchmal wollte sie Schallan auch einfach nur herausfordern. Das war ärgerlich. Woher sollte Schallan denn wissen, was Jasnah wirklich glaubte, wenn sie stets entgegengesetzte Standpunkte einnahm?
    »Du verhältst dich, als gäbe es nur eine einzige Antwort«, sagte Jasnah, erhob sich im Becken und gab Schallan durch eine Handbewegung zu verstehen, dass sie ein Handtuch bringen sollte. »Eine einzige, ewig gültige Antwort.«
    Schallan gehorchte hastig und holte ein großes, flauschiges Handtuch. »Geht es in der Philosophie nicht genau darum? Um das Finden von Antworten? Um die Suche nach der Wahrheit und der wahren Bedeutung aller Dinge?«
    Wieder hob Jasnah eine Braue, dann trocknete sie sich ab.
    »Was ist los?«, fragte Schallan, die plötzlich verlegen geworden war.
    »Ich glaube, es ist Zeit für eine Gefechtsübung«, sagte Jasnah. »Außerhalb des Palanaeums.«
    »Jetzt?«, fragte Schallan. »Es ist doch schon spät!«
    »Ich habe dir gesagt, dass die Philosophie eine praktische Kunst ist«, meinte Jasnah, wickelte sich in das Handtuch ein, ging zu ihren Kleidern hinüber und nahm den Seelengießer aus seinem Beutel. Sie steckte die Finger in die Ketten und befestigte so die Edelsteine auf ihrem Handrücken. »Ich werde es dir beweisen. Komm, hilf mir beim Anziehen.«

    Als Kind hatte Schallan jene Abende besonders genossen, an denen es ihr möglich gewesen war, in den Garten hinauszuschlüpfen.
Er hatte wie ein anderer Ort gewirkt, wenn das Laken der Finsternis über dem Land lag. In jenen Schatten hatte sie sich vorstellen können, dass die Steinknospen, die Schieferborken und die Bäume in Wahrheit eine fremdländische Fauna

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