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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gestorben war. Denk nicht daran, sagte sie nachdrücklich zu sich selbst.

    Sie hatten den zerbrochenen Seelengießer einem Juwelier gegeben, damit er ihn repariere, aber das Gerät hatte trotzdem nicht mehr funktioniert. Ihr Haushofmeister – einer der engsten Vertrauten ihres Vaters, ein Ratgeber namens Luesh – war zwar in der Benutzung dieses Gegenstandes unterwiesen worden, doch auch er konnte ihn nicht mehr in Gang bringen.
    Die Schulden und Versprechen ihres Vaters mussten gewaltig sein. Und die Möglichkeiten der Familie waren sehr begrenzt. Ihr blieb allerdings ein wenig Zeit – vielleicht ein Jahr –, bis die Zahlungen zu erfolgen hatten und die Abwesenheit ihres Vaters offenbar wurde. Endlich einmal war die einsame Lage der Familienbesitzungen ein Vorteil und gab einen guten Grund dafür ab, dass Informationen nur mit großer Verzögerung zugehen konnten. Ihre Brüder schrieben im Namen ihres Vaters Briefe, traten hier und da in Erscheinung und verbreiteten das Gerücht, dass Hellherr Davar Großes plane.
    All dies verschaffte ihr die Zeit, ihren kühnen Plan in die Tat umzusetzen: Jasnah Kholin zu finden, ihr Mündel zu werden, herauszufinden, wo sie ihren Seelengießer aufbewahrte und ihn dann durch Schallans eigenen, nicht mehr funktionierenden zu ersetzen.
    Mit Hilfe dieses Gegenstandes würden sie in der Lage sein, neue Steinbrüche zu erschaffen und ihren Reichtum zurückzuholen. Sie würden auch in der Lage sein, Lebensmittel für ihre Haussoldaten zu schaffen. Und mit genug Geld in der Hand, um die Schulden zu bezahlen und einige Bestechungsgelder zu verteilen, konnten sie dann irgendwann den Tod ihres Vaters verkünden, ohne befürchten zu müssen, von den anderen Häusern vernichtet zu werden.
    Schallan blieb zögernd in der Halle stehen und überdachte ihren nächsten Schritt. Was sie plante, war sehr gefährlich. Sie musste entkommen, ohne den Anschein zu erwecken, in den Diebstahl verwickelt zu sein. Obwohl sie schon viel darüber
nachgedacht hatte, wusste sie doch noch immer nicht, wie ihr das gelingen sollte. Aber es war bekannt, dass Jasnah viele Feinde hatte. Es musste also möglich sein, denen den Diebstahl des Seelengießers anzulasten.
    Doch diese Frage stellte sich erst später. Erst einmal musste Schallan Jasnah dazu überreden, sie als ihr Mündel anzunehmen. Es gab keinen anderen Weg.
    Nervös streckte Schallan die Arme in einer Geste der Bedürftigkeit aus. Sie legte die Schutzhand vor die Brust und berührte den Ellbogen ihrer Freihand, die sie mit gespreizten Fingern erhoben hatte. Eine Frau näherte sich ihr; sie trug die gestärkte weiße Bluse und den schwarzen Rock, der das allgemeine Zeichen einer Meisterdienerin war.
    Die stämmige Frau machte einen Knicks vor ihr. »Eure Hellheit? «
    »Das Palanaeum«, sagte Schallan.
    Die Frau verneigte sich und führte Schallan weiter in die Tiefen der langen Halle hinein. Die meisten der Frauen hier – einschließlich der Dienerinnen – trugen das Haar gebunden. Schallan fühlte sich mit ihren offenen Haaren also sehr auffällig: Ihrer tiefroten Farbe wegen hob sie sich noch stärker von den anderen ab.
    Bald fiel die große Halle steil nach unten ab. Doch als die halbe Stunde geschlagen wurde, hörte Schallan noch immer die fernen Glocken hinter sich. Vielleicht waren sie deshalb bei den Menschen hier so beliebt: Selbst in den Tiefen des Konklaves konnte man die Welt draußen noch vernehmen.
    Die Dienerin führte Schallan zu einer großen, zweiflügeligen Stahltür. Die Dienerin verbeugte sich, Schallan entließ sie mit einem Nicken.
    Schallan kam nicht umhin, die Schönheit der Türflügel zu bewundern; sie waren mit einem verwickelten geometrischen Muster aus Kreisen, Linien und Glyphen bedeckt. Es war eine Art Karte; auf jedem Türflügel befand sich eine Hälfte. Leider
hatte sie keine Zeit, die Einzelheiten genau zu untersuchen – und ging an allem vorbei.
    Hinter den Türen befand sich ein atemberaubend großer Raum. Die Wände bestanden aus geglättetem Fels und erhoben sich hoch in die Luft; das schwache Licht machte es zwar unmöglich zu sagen, wo sich die Decke befand, aber Schallan bemerkte hoch droben flackernde Lichter. In die Wände waren Dutzende kleiner Logen eingelassen, wie in einem Theater. Aus einigen fiel sanftes Licht. Die einzigen Geräusche waren das Umdrehen von Seiten und ein leises Flüstern. Schallan hob die Schutzhand an die Brust und fühlte sich von diesem gewaltigen Raum geradezu

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