Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
habe eine Schwägerin, die sich auf diese Weise immer wieder den Magen verdirbt.«
»Seht Ihr, sie hat einfach einen zu erlesenen Geschmack. Der Körper braucht viele verschiedene Nahrungsmittel, um gesund zu bleiben. Und der Geist benötigt viele verschiedene
Gedanken, wenn er scharf bleiben will. Würdet Ihr mir da etwa nicht zustimmen? Wenn ich also nur diese dummen Romane lesen würde, die Ihr als für mich angemessen betrachtet, dann würde mein Geist genauso krank werden wie der Magen Eurer Schwägerin. Ja, ich glaube, das ist eine gute Metapher. Ihr seid ein kluger Mann, Meister Artmyrn.«
Sein Lächeln kehrte zurück.
»Natürlich belastet es sowohl den Geist als auch den Magen, wenn man von oben herab behandelt wird«, fuhr sie fort. »Es ist sehr nett von Euch, mir eine treffende Lektion zu Eurer brillanten Metapher gegeben zu haben. Behandelt Ihr all Eure Kunden auf diese Weise?«
»Eure Hellheit, ich glaube, nun nähert Ihr Euch dem Sarkasmus. «
»Komisch. Ich war der Meinung, dass ich mit ganzer Macht in ihn hineingelaufen bin und das aus voller Leibeskraft herausschreie. «
Er errötete und stand auf. »Ich werde meiner Frau ein wenig helfen.« Eilig ging er davon.
Schallan lehnte sich zurück und bemerkte, dass sie wütend auf sich selbst war, weil sie ihrer Enttäuschung freien Lauf gelassen hatte. Das war genau das, wovor ihre Kindermädchen sie immer gewarnt hatten. Eine junge Frau sollte auf ihre Worte achtgeben. Die ungebärdige Zunge ihres Vaters hatte ihrem Haus einen bedauernswerten Ruf verschafft. Wollte sie etwa auch noch zu diesem Ruf beitragen?
Sie beruhigte sich, genoss die Wärme und beobachtete die tanzenden Flammensprengsel, bis der Händler und seine Frau mit einigen Bücherstapeln zurückkehrten. Der Händler setzte sich wieder; seine Frau zog sich einen Schemel heran, legte die Bücher auf dem Boden ab und zeigte Schallan eines nach dem anderen, während ihr Mann sprach.
»Was Geschichtswissenschaft angeht, so haben wir zwei Bücher zur Auswahl«, sagte der Händler, aus dessen Stimme jede
Herablassung – allerdings auch Freundlichkeit – verschwunden war. » Zeiten und Zeitabläufe von Rencalt ist eine einbändige Abhandlung über die Geschichte Roschars seit der Hierokratie.« Seine Frau hielt ein in rotes Leinen gebundenes Buch hoch. »Ich habe meiner Frau gesagt, dass Ihr die Empfehlung eines so seichten Buches vermutlich als Beleidigung empfinden werdet, aber sie hat dennoch darauf bestanden. «
»Danke«, sagte Schallan. »Ich bin nicht beleidigt, aber ich brauche in der Tat etwas Ausführlicheres.«
»Dann wird Eternathis vermutlich das Richtige für Euch sein«, sagte er, während seine Frau ein blau-graues vierbändiges Werk hochhielt. »Es handelt sich dabei um ein philosophisches Werk, das die gleiche Zeit behandelt und sich nur auf die Beziehungen zwischen den fünf vorinischen Königreichen konzentriert. Wie Ihr sehen könnt, ist es eine sehr ausführliche Abhandlung.«
Diese vier Bände wirkten äußerst umfangreich. Die fünf vorinischen Königreiche? Sie war der Meinung gewesen, dass es nur vier gab: Jah Keved, Alethkar, Kharbranth und Natanatan. Sie waren durch die Religion geeint und in den Jahren nach der Wiedererschaffung starke Verbündete gewesen. Aber was war das fünfte Königreich?
Die Bücher machten sie neugierig. »Ich nehme sie.«
»Ausgezeichnet«, sagte der Händler, und ein gewisses Glitzern kehrte in seine Augen zurück. »Von den philosophischen Werken, die Ihr aufgeführt habt, können wir Euch leider nichts von Yustara anbieten. Wir haben sowohl ein Buch von Placini als auch eines von Manaline; beides sind Auszüge aus ihren berühmtesten Schriften. Ich habe mir das Buch von Placini einmal vorlesen lassen; es ist ziemlich gut.«
Schallan nickte.
»Und was Gabrathin betrifft«, fuhr er fort, »so haben wir vier verschiedene Bände. Meine Güte, er war wirklich ein sehr
fleißiger Schriftsteller! Und wir hätten auch ein Buch von Schauka-Tochter-Hasweth.« Seine Frau hielt ein dünnes grünes Buch hoch. »Ich muss zugeben, bisher habe ich mir keines ihrer Werke vorlesen lassen. Ich wusste gar nicht, dass es überhaupt bedeutende Schin-Philosophinnen gab.«
Schallan betrachtete die vier Bücher von Gabrathin. Sie hatte keine Ahnung, welches sie kaufen sollte. Daher ging sie der Frage erst einmal aus dem Weg, indem sie auf die beiden Sammlungen deutete, die er zuerst erwähnt hatte, und dann auf den Einzelband von
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