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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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beschritten, kehrten nie zurück.
    »Kaladin?«, fragte Syl besorgt mit sanfter Stimme.
    »Mein Vater hat immer gesagt, dass es auf der Welt zwei Arten von Menschen gibt«, flüsterte Kaladin mit heiserer Stimme. »Da sind zum einen diejenigen, die Leben nehmen, und zum anderen diejenigen, die Leben retten.«
    Syl sah ihn fragend an und hielt den Kopf schräg. Diese Art von Gespräch verwirrte sie, denn sie war im abstrakten Denken nicht geübt.
    »Damals war ich der Meinung, dass er Unrecht habe. Ich hatte geglaubt, es gäbe noch eine dritte Gruppe: Menschen, die töten, weil sie Leben retten wollen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich war ein Narr. Es gibt tatsächlich eine dritte Gruppe, und zwar eine sehr große. Aber sie ist nicht so, wie ich angenommen hatte.«

    »Was für eine Gruppe denn?«, fragte sie, während sie sich auf sein Knie setzte und die Stirn in Falten legte.
    »Es sind die Menschen, die nur existieren, um entweder gerettet oder getötet zu werden. Die Gruppe in der Mitte also. Diejenigen, die nichts anderes tun können, als zu sterben oder beschützt zu werden. Die Opfer. Und dazu gehöre ich.«
    Er hob den Blick und ließ ihn über den feuchten Holzplatz schweifen. Die Zimmerleute hatten sich zurückgezogen, Planen über das noch unbehandelte Holz geworfen und alle Werkzeuge entfernt, die rosten konnten. Die Baracken der Brückenmänner standen an der westlichen und nördlichen Seite des Platzes. Die von Brücke Vier befand sich etwas abseits von den anderen, als sei Pech eine ansteckende Krankheit. Ansteckung durch Nähe, wie Kaladins Vater gesagt hätte.
    »Wir existieren, um getötet zu werden«, bemerkte Kaladin. Er blinzelte und blickte auf die wenigen anderen Gefährten von Brücke Vier, die teilnahmslos im Regen saßen. »Falls wir nicht ohnehin schon tot sind.«

    »Ich hasse es, dich so zu sehen«, sagte Syl und umschwirrte Kaladins Kopf, während seine Mannschaft einen Stamm auf den Holzplatz zog. Die Parschendi zündeten die äußersten Dauerbrücken oft an, und deshalb waren die Ingenieure und Zimmerleute des Großprinzen Saleas stets beschäftigt.
    Der alte Kaladin hätte sich vielleicht gefragt, warum die Armeen keine größeren Anstrengungen zum Schutz der Brücken unternahmen. Hier stimmt etwas nicht!, rief eine Stimme in ihm. Dir fehlt ein Teil des Puzzles. Sie verschwenden Betriebsmittel und Leben. Es scheint ihnen nichts daran gelegen zu sein, vorwärtszudrängen und die Parschendi anzugreifen. Sie führen einzelne Schlachten auf den Plateaus, kehren ins Lager zurück und feiern. Warum? WARUM?

    Er beachtete diese Stimme nicht. Sie gehörte zu dem Mann, der er früher einmal gewesen war.
    »Du warst so sprühend vor Leben«, sagte Syl. »So viele haben zu dir aufgeschaut, Kaladin. Deine Einheit zum Beispiel. Und die Feinde, gegen die du gekämpft hast. Die anderen Sklaven. Sogar manche der Hellaugen.«
    Bald würde es Mittagessen geben. Dann konnte er schlafen, bis ihr Brückenführer sie zum Nachmittagsdienst wach trat.
    »Ich habe dich kämpfen sehen«, sagte Syl. »Ich kann mich kaum noch daran erinnern. Meine Erinnerungen an damals sind verschwommen. Es ist, als ob ich durch einen Gewitterregen schaue.«
    Halt. Das war seltsam. Sie war doch erst nach seiner Armeezeit zu ihm gestoßen. Und damals hatte sie sich wie ein gewöhnliches Windsprengsel verhalten. Er hielt inne und erntete von seinem Vorgesetzten dafür einen Fluch und einen Peitschenhieb auf den Rücken.
    Er zog wieder an dem Baumstamm. Brückenmänner, die bei der Arbeit langsam waren, wurden ausgepeitscht, und diejenigen, die beim Brückenlauf langsam waren, wurden hingerichtet. Solche Verstöße nahm die Armee sehr ernst. Wenn man sich weigerte, auf die Parschendi zuzupreschen oder versuchte, hinter den anderen Brücken zurückzubleiben, wurde man enthauptet. Nur in derartigen Fällen wurde diese besondere Todesart angewendet.
    Die Brückenmänner schwebten oft in der Gefahr, bestraft zu werden. Entweder trug man ihnen zusätzliche Arbeiten auf, oder sie wurden ausgepeitscht – oder sie erhielten keinen Lohn. Wenn sie etwas wirklich Schlimmes taten, wurden sie dem Urteil des Sturmvaters folgend während eines Großsturms an einen Pfosten oder eine Wand gebunden. Doch das Einzige, was eine sofortige Hinrichtung nach sich zog, war die Weigerung, auf die Parschendi zuzurennen.

    Die Botschaft war eindeutig. Wenn man mit seiner Brücke angriff, konnte man getötet werden, aber wenn man sich weigerte, wurde man

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