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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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auch unmöglich, Menschen zu retten, indem man andere Menschen tötet. Wir sollten allesamt Chirurgen werden. Jeder Einzelne von uns …«
    Seine Gedanken schweiften ab. Doch seltsamerweise hatte er den Eindruck, dass seine Gedanken nun sogar klarer waren
als in den vergangenen Wochen. Die meisten Menschen verbrachten ihr gesamtes Leben damit, über ihre eigene Zukunft nachzudenken. Seine Zukunft aber war jetzt leer. Also dachte er an die Vergangenheit, an seinen Vater, an Tien, an manche Entscheidungen, die er getroffen hatte.
    Früher war ihm das Leben als einfach erschienen, doch das war zu einer Zeit gewesen, als er seinen Bruder noch nicht verloren hatte und von Amarams Armee auch noch nicht verraten worden war. Würde Kaladin zu diesen Tagen der Unschuld zurückkehren, wenn es ihm möglich wäre? Würde er lieber wieder so tun, als wenn alles einfach wäre?
    Nein. Er fiel nicht so leicht wie diese Tropfen. Er hatte sich seine Narben verdient. Er war von Mauern abgeprallt, hatte Schläge ins Gesicht erhalten. Unbeabsichtigt hatte er Unschuldige getötet. Er war neben jenen hergegangen, die Herzen wie geschwärzte Kohlen hatten, und er hatte sie bewundert. Er hatte sich aufgerafft, war geklettert, abgestürzt, gestolpert.
    Und nun war er hier. Am Ende. Er verstand so viel mehr, aber er fühlte sich doch nicht klüger. Am Rande der Kluft stand er auf und spürte, wie die Enttäuschung seines Vaters über ihm schwebte – wie die Gewitterwolken am Himmel.
    Er streckte den linken Fuß über die Leere.
    »Kaladin!«
    Er erstarrte, als er die leise, eindringliche Stimme hörte. Eine durchscheinende Gestalt hüpfte in der Luft herum und näherte sich ihm langsam durch den schwächer werdenden Regen. Das Wesen sprang vor, sank, stieg wieder höher; es war, als trüge es etwas Schweres. Kaladin zog den Fuß zurück und streckte die Hand aus. Ungezwungen landete Syl darauf. Nun hatte sie die Umrisse eines Himmelsaals angenommen, der etwas Dunkles im Maul hielt.
    Sie verwandelte sich wieder in den vertrauten Anblick einer jungen Frau; das Kleid flatterte ihr um die Beine. In den Händen
hielt sie ein schmales, dunkelgrünes Blatt mit drei Spitzen. Schwarzwurz.
    »Was ist das?«, fragte Kaladin.
    Sie wirkte erschöpft. »Diese Dinger sind so schwer!« Sie hob das Blatt in die Höhe. »Das hier habe ich dir mitgebracht! «
    Er nahm das Blatt zwischen Daumen und Zeigefinger. Schwarzwurz. Gift. »Warum?«, fragte er barsch.
    »Ich dachte …«, begann Syl und scheute vor ihm zurück. »Du hast diese anderen Blätter so sorgsam gehütet. Und dann hast du sie verloren, als du versuchtest, dem Mann in dem Sklavenkäfig zu helfen. Ich dachte, es macht dich vielleicht glücklich, wenn du wieder eins hast.«
    Fast hätte Kaladin aufgelacht. Sie hatte keine Vorstellung von dem, was sie getan hatte. Sie hatte ihm eines der tödlichsten Naturgifte Roschars gebracht, weil sie ihn hatte glücklich machen wollen. Das war vollkommen lächerlich. Und zugleich goldig.
    »Nachdem du das Blatt verloren hast, scheint alles schiefgegangen zu sein«, sagte Syl mit leiser Stimme. »Vorher hast du noch gekämpft.«
    »Ich habe versagt.«
    Sie bückte sich und kniete auf seiner Handfläche nieder. Der nebelartige Rock wand sich um ihre Beine; Regentropfen durchfuhren sie und kräuselten ihre Gestalt. »Es gefällt dir also nicht? Ich bin so weit geflogen … fast hätte ich mich selbst vergessen. Aber ich bin zurückgekommen. Ich bin zurückgekommen , Kaladin.«
    »Warum?«, wollte er wissen. »Warum kümmerst du dich um mich?«
    »Einfach so, weil ich es eben tue«, sagte sie und hielt den Kopf schräg. »Weißt du, ich habe dich beobachtet. Damals in der Armee. Du hast dir immer die jungen, unausgebildeten Männer ausgesucht und versucht, sie zu beschützen, auch wenn
du dich damit selbst in Gefahr gebracht hast. Daran kann ich mich erinnern, etwas verschwommen zwar, aber ich sehe es noch vor mir.«
    »Ich habe sie im Stich gelassen. Jetzt sind sie tot.«
    »Ohne dich wären sie noch früher gestorben. Du hast dafür gesorgt, dass sie die Armee als ihre neue Familie betrachtet haben. Ich erinnere mich an ihre Dankbarkeit. Das hat mich angelockt. Du hast ihnen geholfen.«
    »Nein«, sagte er und hielt das Schwarzwurzblatt weiter zwischen den Fingern. »Alles, was ich anfasse, verwelkt und stirbt.« Er schwankte am Rand des Abgrunds hin und her. Donner grollte in der Ferne.
    »Diese Männer in der Brückenmannschaft«, flüsterte Syl. »Du könntest

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