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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ihnen helfen.«
    »Zu spät.« Er schloss die Augen und dachte an den Jungen, der heute gestorben war. »Es ist zu spät. Ich habe versagt. Sie sind tot. Sie werden alle sterben, daran ist nichts zu ändern. «
    »Warum machst du denn nicht noch einmal einen Versuch?« Ihre Stimme klang sanft, und trotzdem war sie stärker als der Sturm. »Wem könnte es schaden?«
    Er dachte nach.
    »Diesmal kannst du nicht versagen, Kaladin. Du hast es schon gesagt. Sie werden ohnehin alle sterben.«
    Er dachte an Tien, seine toten Augen richteten sich auf den Himmel.
    »Meistens weiß ich nicht, was du meinst, wenn du etwas sagst«, sagte sie. »Mein Verstand ist so umwölkt. Aber wenn du dich so sehr darum sorgst, dass du anderen Menschen wehtun könntest, dann solltest du keine Angst haben, den Brückenmännern zu helfen. Was kannst du ihnen denn schließlich noch antun?«
    »Ich …«
    »Nur noch ein weiterer Versuch, Kaladin«, flüsterte Syl. »Bitte.«

    Noch ein Versuch …
    Die Männer drängten sich in den Baracken zusammen, jeder hatte nur ein einziges Laken. Sie hatten Angst vor dem Sturm. Sie hatten Angst voreinander. Sie hatten auch Angst davor, was der nächste Tag bringen mochte.
    Noch ein Versuch …
    Er dachte an sich selbst, wie er beim Tod eines Jungen geweint hatte, der ihm unbekannt gewesen war. Er hatte nicht einmal mehr versucht, diesem Jungen zu helfen.
    Noch ein Versuch.
    Kaladin öffnete die Augen. Er war durchnässt und ihm war kalt, aber er spürte, wie eine winzige, warme Flamme der Entschlossenheit in ihm aufzuckte. Er ballte die Hand zur Faust, zerdrückte das Schwarzwurzblatt darin und ließ die Stücke in die Kluft rieseln. Dann senkte er die andere Hand, auf der Syl gesessen hatte.
    Ängstlich schoss sie in die Luft. »Kaladin?«
    Er tat einen Schritt von dem Abgrund weg; seine nackten Füße tappten in Pfützen und traten auf die Ranken der Steinknospen. Er bemerkte es nicht. Der Hang, den er vorhin hinuntergegangen war, war mit flachen, schieferartigen Pflanzen bedeckt, die sich im Regen wie Bücher geöffnet hatten: gekräuselte rote und grüne Blätter verbanden die beiden Hälften miteinander. Lebenssprengsel – winzige kleine grüne Lichtpunkte, heller zwar als Syl, aber so klein wie Sporen – tanzten zwischen den Pflanzen umher und wichen den Regentropfen aus.
    Kaladin ging den Hügel hinauf: Das Wasser floss ihm in kleinen Strömen entgegen. Als er den Kamm erreicht hatte, begab er sich zum Holzplatz. Mit Ausnahme von Gaz, der eine abgerissene Plane gerade wieder festzurrte, schien er ganz verlassen.
    Kaladin hatte den Mann schon beinahe erreicht, als dieser ihn endlich bemerkte. Der drahtige Sergeant sah ihn finster
an. »Zu feige, es durchzustehen, hochherrschaftlicher Herr? Wenn du glaubst, ich gebe dir das zurück, was …«
    Er verstummte mit einem erstickten Laut, als Kaladin auf ihn zusprang und Gaz am Hals packte. Überrascht hob Gaz den Arm, aber Kaladin schlug ihn zur Seite und riss dem Mann die Beine weg, so dass er hart auf den Felsboden schlug. Wasser spritzte auf. Gaz riss das Auge vor Schock und Schmerz weit auf und versuchte sich aus Kaladins Griff um seinen Hals zu befreien.
    »Die Welt hat sich soeben verändert, Gaz«, sagte Kaladin und beugte sich zu ihm vor. »Ich bin in der Kluft gestorben. Jetzt musst du dich mit meinem rachedurstigen Geist abgeben. «
    Gaz wand sich und sah sich hektisch nach Hilfe um. Doch es kam keine. Es fiel Kaladin nicht schwer, ihn am Boden zu halten. Das war das einzig Gute an dem Brückenlauf: Wenn man lange genug überlebte, bildete man starke Muskeln aus.
    Kaladin lockerte seinen Griff um Gaz’ Hals ein wenig, so dass er wieder Luft holen konnte. Dann beugte sich Kaladin noch tiefer hinunter. »Wir werden ganz neu anfangen, du und ich. Unbelastet. Und ich will, dass dir etwas klarwird. Ich bin schon tot. Du kannst mir nichts mehr antun. Verstanden?«
    Gaz nickte langsam, und Kaladin erlaubte ihm, die kalte, feuchte Luft wieder einzuatmen.
    »Brücke Vier gehört mir«, sagte Kaladin. »Du kannst uns die Ziele nennen, aber ich bin der Brückenführer. Der bisherige ist heute gestorben, also musst du ohnehin einen neuen Führer bestimmen. Verstanden?«
    Gaz nickte abermals.
    »Du lernst schnell«, sagte Kaladin. Er trat zurück, und zögernd stand Gaz auf. In seinen Augen lag zwar Hass, aber der war verschleiert. Er schien sich über irgendetwas Sorgen zu machen – über mehr als nur Kaladins Drohungen.

    »Ich will meine Sklavenschulden

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