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Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition)

Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition)

Titel: Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamil Ahmad
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Briten zu beginnen, und für euch hier an der Grenze könnte es jederzeit ernst werden.‹
    ›Wenn Mullah Barrerai sich mein Freund nennt, wie konnte er sich für derlei einspannen lassen?‹
    ›Verstehst du denn nicht? Wäre es nicht Mullah Barrerai, dann wäre es jemand anders gewesen. Wenigstens habt ihr in ihm jemanden, der euch vielleicht helfen kann.‹
    Ich dachte eine Weile darüber nach. ›Danke Mullah Barrerai in meinem Namen. Danke ihm von Herzen dafür, dass er sich mein Freund nennt‹, sagte ich zu meinem Besucher. ›Ich würde mich gern mit ihm treffen.‹
    ›Ein Treffen wird schwierig sein, kann aber, später vielleicht, eingerichtet werden. Bis dahin werde ich als sein Bote den Kontakt zwischen euch aufrechterhalten.‹
    Ich begleitete den Boten zum Tor, wo er hinausgelassen wurde. Dann eilte ich zurück in die Messe, um den Oberst zu wecken. Unser befehlshabender Offizier war ein alter, erfahrener Grenzveteran, der ursprünglich bei den Irish Guards gedient hatte. Doch als sein Regiment nach England verlegt wurde, beantragte er seine Versetzung in die indische Armee. Er liebte die Region zutiefst und hatte in den letzten zwanzig Jahren seine irische Heimatstadt nicht ein einziges Mal besucht. Nach einigen Diskussionen beschloss er, der Regierung ein Telegramm zu schicken und gleichzeitig zu versuchen, eine anderweitige Bestätigung – oder Entkräftung – der uns überbrachten Information zu erhalten.
    Noch vor Ende des nächsten Tages war unsere Information in vollem Umfang bestätigt. Eine ganze Kompanie von Khassadars – einheimischen Soldaten – desertierte im Laufe der Nacht mitsamt ihren Waffen und ihrer Munition. Die meisten Stammeshäuptlinge und -unterhäuptlinge, die am nächsten Tag zum Fort hätten kommen sollen, um ihre halbjährlichen Zuteilungen zu erhalten, ließen sich nicht blicken. Stattdessen entsandten sie Stellvertreter – in der Regel entfernte Verwandte –, die die Geldbeträge in ihrem Namen entgegennehmen sollten.
    Die Zeit der Ungewissheit war jetzt vorbei. Unsere Lage war in der Tat verzweifelt. Uns verblieben gerade eine Handvoll Soldaten, auf deren Loyalität wir uns verlassen konnten. Die Stämme der Region, und ebenso ihre Häuptlinge, standen völlig unter dem Einfluss unserer Feinde, der Deutschen. Wir verbrachten die nächsten zwei Tage damit, die heimischen Einheiten, deren Loyalität fragwürdig geworden war, zu entwaffnen und die uns verbleibenden Soldaten auf strategisch wichtige Posten zu verteilen, während wir die übrigen aufgaben.
    Am folgenden Abend suchte uns der Bote Mullah Barrerais wieder auf. ›Der Mullah sagt‹, teilte er uns mit, ›dass die Stämme jetzt vor Hass kochen. Sie strömen aus nah und fern zusammen, um am deutschen Geld und der Beute teilzuhaben und sich an diesem sogenannten heiligen Krieg zu beteiligen. Er sagt, dass all diese Reden von Geld und Religion sie so weit aufgepeitscht haben, dass alle sich von euch abgewandt haben. Er sagt: Geht der Kampf erst los, wird er ihn nicht mehr aufhalten können, und euch bleibt nur noch eine einzige Chance.‹
    ›Welche Chance gibt er uns?‹, erkundigte ich mich.
    ›Er sagt, ihr werdet Geld mit Geld aufwiegen müssen, was ihr durchaus riskieren könnt, denn wenn eure Posten und Forts erst einmal überrannt sind, wird euch Geld auch nichts mehr nützen. Er sagt, wenn ihr ihm vertraut, solltet ihr mit so viel Geld, wie ihr auftreiben könnt – aber es dürfen auf keinen Fall weniger als fünfzigtausend Gold-Sovereigns sein –, offen zu ihm kommen.‹
    Ich bat den Boten, zu warten, während ich zum Oberst eilte und ihm die Nachrichten überbrachte. Der Oberst lächelte, sobald ich ausgeredet hatte.
    ›Ich wusste, dass es dazu kommen würde‹, sagte er, ›und ich habe von der Regierung bereits die Genehmigung erhalten, so zu verfahren, wie Sie vorschlagen. Sie haben meine Erlaubnis, mit den Rebellen zu verhandeln.‹
    Ich kehrte zum Boten zurück und teilte ihm mit, dass ich am folgenden Tag mit einigen Soldaten in ihr Lager kommen und Geld bei mir haben würde. Ich vertraute darauf, dass mir keine Gefahr von ihrer Seite drohte, wollte aber die Bestätigung haben, dass das sichere Geleit auch meine Eskorte einschließen würde. Bevor er aufbrach, wiederholte der Bote noch einmal: ›Der Mullah hat betont, dass ihr das Geld ganz offen bringen sollt und kein Geheimnis aus der Höhe des Betrags machen dürft.‹
    ›Ich werde mich an seine Anweisung halten, auch wenn ich

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