Der Weg des Feuers
ein großes Vergnügen. Was haltet Ihr davon, wenn wir mit dem Essen beginnen?«
Der kleine bärtige Mann fühlte sich sehr unbehaglich. Weder das vorzügliche Essen noch die großen Gewächse, die man ihm anbot, noch die Freundlichkeit des Hausherrn ließen ihn vergessen, wie ungewöhnlich diese Zweisamkeit war.
»Ihr habt einen heiklen Beruf«, bemerkte Sehotep, »und wie es scheint, kommt Ihr damit gut zurecht.«
»Ich… Ich tue, was ich kann.«
»Seid Ihr denn auch mit den Ergebnissen zufrieden?«
Erils Magen krampfte sich zusammen. Auf keinen Fall durfte er jetzt unüberlegt reden, er musste sehr geschickt vorgehen.
»Dank Wesir Chnum-Hotep wird die Verwaltung von Memphis immer besser. Aber es gibt noch immer einige Schwierigkeiten, die ich mit meinen Leuten gerne beseitigen möchte.«
»Wünscht Ihr Euch nicht vielleicht eine Arbeit, die… sagen wir, die Euch aufwerten würde?«
Der kleine Bärtige entspannte sich ein wenig. Anscheinend hatten seine Leistungen die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich gezogen! Vermutlich wollte ihm nun der Träger des Königlichen Siegels einen Posten in seiner Behörde anbieten, der mit viel Verantwortung verbunden war.
Sehotep betrachtete seinen Kelch, der mit einem köstlichen Rotwein aus Imet gefüllt war.
»Mein Freund, der Große Schatzmeister Senânkh hat dein Vermögen einer genauen Untersuchung unterzogen. Dein tatsächliches Vermögen, versteht sich.«
Eril wurde bleich. »Was… Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass du ein bestechlicher Betrüger bist.«
Entrüstet sprang der Beschuldigte auf. »Das stimmt nicht, das ist vollkommen falsch.«
»Senânkh hat unanfechtbare Beweise. Du beutest schamlos deine Kunden aus und bist an verschiedenen zweifelhaften Unternehmungen beteiligt. Aber da gibt es noch Schlimmeres.«
Eril gab auf und setzte sich wieder. »Ich… ich verstehe nicht.«
»Ich glaube schon, dass du mich verstehst. Für deine Unehrenhaftigkeit kommst du ins Gefängnis. Für deine Beteiligung an einer Verschwörung gegen den König erwartet dich die Todesstrafe.«
»Ich soll mich gegen den Pharao verschworen haben? Wie kommt Ihr denn darauf?«
»Hör auf zu lügen, ich habe einen Zeugen. Wenn du nicht zum Tode verurteilt werden willst, musst du mir auf der Stelle die Namen deiner Mitwisser nennen.«
Der kleine Bärtige verlor den letzten Rest an Anstand und warf sich Sehotep zu Füßen.
»Das muss ein Missverständnis sein! Ich bin ein gehorsamer Diener des Pharaos.«
»Das reicht, du Schurke. Du gehörst zu einem Netz von Widerständlern, die sich in Memphis eingenistet haben. Ich verlange Aufklärung über all deine Verbindungen.«
Eril sah ihn fassungslos an.
»Widerständler… Nein, da täuscht Ihr Euch! Ich kenne nur ein Dutzend Würdenträger… sehr verständnisvolle Würdenträger.«
Eril verriet sie alle, berichtete in allen Einzelheiten von seinen Geschäften und erging sich in reumütigen Wehklagen. Sehotep war enttäuscht und hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Offensichtlich hatte er einen armseligen kleinen Gauner aufgetan, nicht aber einen Anhänger des Propheten.
»Sobald ich die Nachricht entschlüsselt hatte«, berichtete General Nesmontu, »habe ich Sichern verlassen, um Euch ihren Inhalt mitzuteilen. Es besteht kein Zweifel, Majestät: Der Königliche Sohn ist am Leben! Man hat versucht, uns mit einem Leichnam in die Irre zu leiten, der nicht seiner war.«
»Wie kannst du da so sicher sein?«, fragte Sesostris, neben dem Sobek stand, der der Sache offenbar nicht traute.
»Iker und ich haben uns auf eine Verschlüsselung geeinigt, die nur ich entziffern kann.«
»Und was steht in der Nachricht?«, fragte Sobek.
»Iker hat das Versteck des Propheten ausfindig gemacht, der anscheinend ein Ungeheuer ist, gegen das er im Zweikampf antreten musste.«
»Das klingt doch vollkommen unwahrscheinlich!«, fand Sobek. »Der Königliche Sohn wurde gezwungen, diese Nachricht zu schreiben, um unsere Soldaten in einen Hinterhalt zu locken.«
»Selbst wenn du Recht haben solltest – Iker lebt«, sagte der Pharao.
»Ganz bestimmt nicht! Kaum hatte er diese Zeilen geschrieben, wird man ihn hingerichtet haben.«
»Warum hätte ihn der Prophet nicht als Geisel behalten sollen?«, fragte Nesmontu.
»Weil er ihn nicht mehr brauchen konnte!«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Iker hätte uns ja noch länger mit falschen Botschaften füttern können. Wahrscheinlich ist die Wahrheit viel einfacher: Der Königliche
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