Der Weg des Feuers
glücklich. Nicht genug, dass sie einen schönen und wohlhabenden Würdenträger geheiratet hatte, waren nun auch die Aussichten auf die bevorstehende Geburt ihres ersten Kindes sehr zuversichtlich. Die junge Frau bewohnte eine schöne Villa im Süden von Memphis, und ihre beiden Hausmädchen lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
Das neueste Geschenk ihres Gatten hatte sie sich schon so lange gewünscht, dass sie es kaum wahrhaben wollte: ein wunderschönes Fläschchen mit Schwangerschaftsöl aus Zypern! Es hatte die Form einer Frau, die gerade entbunden hatte und ihr kleines Kind stillte. Mit dem Behennussöl aus der Flasche rieb ihre Masseurin sie ein. Diese Energie sollte die Abwehrkräfte von Mutter und Kind stärken.
Geschickte Hände bearbeiteten ihre Haut und schenkten ihr ein herrliches Wohlgefühl.
Als sie gerade beinahe eingenickt wäre, entrissen ihr plötzlich fürchterliche Verbrennungen Schmerzensschreie. Erschrocken wich die Masseurin zurück.
»Mein Körper verbrennt! Wasser, schnell!«
Doch dadurch wurde es nur noch schlimmer.
Kaum eine Stunde später rang die junge Frau unter schrecklichen Schmerzen mit dem Tod, und ihr Kind sollte nie das Licht der Welt erblicken.
Viele Fälle wurden Gua gemeldet. Aber sosehr er sich auch bemühte, er konnte kein Opfer dieses Körperöls retten.
Eine Feluke legte in Abydos an, und rund ein Dutzend Soldaten, angeführt von einem Oberbefehlshaber, den Sobek ernannt hatte, stellten sich am Ende des Landestegs auf. Der Offizier ging an Bord und verlangte den Kapitän zu sprechen.
»Was für eine Ladung hast du da?«
»Eine besondere Bestellung aus Memphis. Wollt Ihr die Genehmigung sehen?«
»Selbstverständlich.«
Die Dokumente wiesen keine Ungereimtheiten auf.
»Es handelt sich um Behennussöl für die Körperpflege und für die Küche, Lampenöl und Fläschchen mit Ladanum«, erklärte der Schiffer.
»Wer hat diese Bestellung aufgegeben?«
Der Kapitän kratzte sich am Kinn.
»Das weiß ich nicht, aber das geht mich auch nichts an!
Können wir jetzt entladen?«
»Ja.«
Besorgt überprüfte der Sicherheitsbeamte die Liste der Schiffsbewegungen, die Anfang des Monats eingegangen war. Dieses Schiff kam darin nicht vor. Das war allerdings noch nicht weiter beunruhigend, weil solche Sonderfahrten gar nicht selten waren. Und das Siegel von der Behörde des Wesirs, das auf dem Frachtbrief heftete, hätte eigentlich alle Bedenken des Offiziers zerstreuen müssen, der für die Sicherheit im Hafen von Abydos zu sorgen hatte.
Aber hatte er diesen Posten nicht eben wegen seines angeborenen Misstrauens erhalten? Also forderte er weitere zwanzig Soldaten an. Nicht ein einziger Matrose durfte das Schiff verlassen.
Der Offizier ging wieder an Bord, während die Hafenarbeiter ihre Arbeit verrichteten.
»Stammst du aus Memphis?«, fragte er den Kapitän.
»Nein, aus einem Dorf im Delta.«
»Und wer ist dein Herr?«
»Ein Schiffseigner aus Memphis.«
»Ist das deine erste Fahrt nach Abydos?«
»Ja, genau.«
»Und diese Fahrt macht dir gar keine Sorgen?«
»Nein, warum sollte sie auch?«
»Abydos ist schließlich nicht irgendein Zielhafen.«
»Weißt du, in meinem Beruf stellt man sich solche Fragen gar nicht erst.«
»Kannst du dich für alle Leute deiner Besatzung verbürgen?«
»Wenn es sein muss, mit meinem Leben, Herr! Mir geht es nur um meine Arbeit und sonst um nichts.«
Irgendwie hatte der Offizier gehofft, der Kapitän würde im Verlauf dieser ungewöhnlichen Befragung die Nerven verlieren und ihm einen wichtigen Hinweis liefern. Doch der Kapitän war über diese endlose Fragerei nicht verärgert und ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen.
»Wann kann ich wieder fahren?«
»Sobald der übliche Schreibkram erledigt ist.«
»Wird das lange dauern?«
»Ich möchte das Schiff durchsuchen lassen.«
»Ist das üblich?«
»Die Sicherheit von Abydos verlangt auf Befehl des Pharaos besondere Vorsichtsmaßnahmen.«
»Schon gut, macht nur.«
Der Offizier war zwar über den fehlenden Widerstand erstaunt, ließ das Schiff aber trotzdem durchsuchen – ohne Ergebnis.
Täuschte er sich, oder sollte er doch seiner Eingebung gehorchen?
»Etwas Geduld noch, bitte, ich regle die letzten Verwaltungsangelegenheiten. «
Schiff und Mannschaft standen unter strengster Bewachung, da gab es nichts zu befürchten. Trotzdem bat der Offizier um die Unterstützung eines zeitweiligen Priesters.
»Ich möchte, dass ein Fachmann die Lieferung überprüft,
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