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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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offensichtlich nicht einig?«
    »Der Geschickteste von uns, Techaï, hat für dich gestimmt. Aber er musste sich schließlich der Mehrheit beugen.«
    »War deine Meinung nicht ausschlaggebend?«
    Der Greis wirkte gereizt.
    »Ich habe meine Rechte als Ältester in Anspruch genommen und bereue es nicht.«
    »Du machst einen schweren Fehler. Solltest du das aber einsehen und deine Freunde dazu überreden, ihre Meinung zu ändern, will ich Nachsicht üben.«
    »Es hat keinen Sinn, weiter auf mich einzureden: Verlasse Nubien sofort.«
    Der Prophet wandte dem Greis den Rücken zu.
    »Der steinerne Bauch ist mein Verbündeter.«
    »Bleibst du hartnäckig, musst du sterben.«
    »Solltest du es wagen, dich an mir oder meinen Getreuen zu vergreifen, bin ich gezwungen, euch zu bestrafen.«
    »Unsere Zauberkraft ist stärker als deine. Widersetzt du dich unserem Befehl, werden wir noch heute Nacht einschreiten.«
    Mit diesen Worten kehrte der Greis zu seinen Leuten zurück, wobei er heftig mit dem Stock auf den Boden hämmerte.
    »Wünscht Ihr, dass ich Euch von diesem Haufen schwarzer Witzfiguren befreie?«, fragte Schiefmaul.
    »Einige von ihnen brauche ich noch.«
    »Muss man sie wirklich fürchten?«, wollte Shab der Krumme wissen.
    »Wenn ihr meine Anweisungen befolgt, wird euch nichts geschehen. Die Nubier werden jetzt drei Tage und drei Nächte lang die Augen der Welt verdunkeln, die Sonne und den Mond. Anstatt ihres üblichen Lichtes werden sie tödliche Wellen ausschicken. Zieht euch Wollumhänge an. Sollte auch nur ein winziger Teil eures Körpers dem Licht ausgesetzt werden, verschlingt euch ein Feuer. Das Prasseln der Flammen wird euch in Angst und Schrecken versetzen, und ihr werdet glauben, ihr verschmort in einem Glutofen. Versucht weder etwas zu sehen noch zu fliehen. Verharrt einfach regungslos, bis wieder Ruhe einkehrt.«
    »Und was ist mit Euch, Herr?«, fragte Shab ängstlich.
    »Ich erforsche weiter den steinernen Bauch.«
    »Seid Ihr denn sicher, dass Ihr von diesen Nubiern nichts zu befürchten habt?«
    Der Blick des Propheten wurde hart.
    »Ich habe sie alles gelehrt. Ehe sie schwach wurden und sich wie Memmen benahmen, war ich da. Wenn meine Armeen sich auf der ganzen Erde ausbreiten, morgen, übermorgen, in vielen hundert Jahren, werde ich immer noch da sein.«
    Selbst Schiefmaul spielte diesmal nicht den Prahlhans und hielt sich an die Anweisungen des Propheten. Um Binas Schutz kümmerte sich der Prophet selbst und hüllte sie in zwei Umhänge, die er mit Gürteln fest zusammenband. Im Morgengrauen begannen die Nubier ihren Angriff. Aus dem Felsen, auf dem der Prophet stand, schoss eine Flamme empor und umhüllte ihn, ehe sie sich in rasender Geschwindigkeit ausbreitete. Ihr Prasseln übertönte das Dröhnen des Wasserfalls. Die Körper der Getreuen verschwanden in der Glut, der Felsen glühte rot auf. Schwarze Wolken verdeckten den aufgehenden Mond.
    Drei Tage und drei Nächte dauerte diese Gluthölle. Ein Anhänger des Propheten gab die Hoffnung auf, riss sich die Kleider vom Leib und rannte los. Eine Feuerzunge schlang sich um seine Beine, die innerhalb von Sekunden verbrannten. Wenig später war von seinem Rumpf und seinem Kopf nur noch Asche übrig.
    Irgendwann schien dann endlich wieder die Sonne. Der Prophet öffnete die Gürtel von Binas Umhang.
    »Wir haben gesiegt«, verkündete er. »Ihr könnt jetzt aufstehen.«
    Erschöpft und verängstigt, hatten die Schüler nur Augen für ihren Herrn.
    Der wirkte ruhig und entspannt, so als wäre er gerade aus einem erholsamen Schlaf erwacht.
    »Jetzt werden wir diese Narren bestrafen«, beschloss er.
    »Rührt euch nicht von der Stelle.«
    »Und wenn uns diese seltsamen Zauberer angreifen?«, fragte Schiefmaul, begierig auf einen Kampf.
    »Ich gehe sie holen.«
    Der Prophet brachte Bina hinter einen gewaltigen Felsen, den das Wasser geformt hatte und wo sie vor den Blicken der anderen geschützt war.
    »Zieh dich aus.«
    Sobald sie nackt war, strich er ihr sanft über den Rücken, der daraufhin blutrot wurde. Ihr Gesicht verwandelte sich in den Kopf einer Löwin mit flammend roten Augen.
    »Geh hin, du Schreckliche, und strafe diese Ungläubigen.«
    Ein grauenhaftes Gebrüll ließ in weitem Umkreis bis hin zur Festung Buhen alle Lebewesen vor Angst erstarren. Dann stürzte das Raubtier los.
    Der Greis mit den weißen Haaren war der Erste, der sterben musste. Fassungslos über den gescheiterten Angriff der besten Zauberer von ganz Nubien, wollte er sie

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