Der Weg des Feuers
gerade dazu ermuntern, die Verdunklung des Lichts noch einmal zu wiederholen, als ihn die Löwin zum Schweigen brachte. Ihre Kiefer packten seinen Schädel. Einige Mutige wollten sie zwar noch mit Beschwörungsformeln vertreiben, aber die Löwin ließ ihnen keine Zeit, sie auszusprechen. Sie zerfetzte, zerriss und zertrampelte ihre Opfer.
Lediglich fünf Nubiern gelang die Flucht vor ihren Fangzähnen und ihren Pranken.
Als der Prophet der Löwin die Königin der Türkise zeigte, beruhigte sie sich wieder. Nach und nach verwandelte sie sich in eine strahlend schöne junge Frau mit einem geschmeidigen Körper, den der Prophet eilig mit einem Umhang verhüllte.
»Komm her und knie vor mir nieder, Techaï.«
Der große, hagere Zauberer, dessen Körper über und über mit Tätowierungen bedeckt war, tat wie ihm befohlen.
»Techaï – bedeutet dein Name nicht ›Plünderer‹?«
»Ja, Herr«, antwortete Techaï leise, »ich habe die Gabe, die finsteren Mächte zu rauben und gegen meine Feinde einzusetzen. Ich habe für Euch gestimmt, aber die Mehrheit hat nicht auf mich gehört!«
»Du und diejenigen, die dir gefolgt sind, wurden verschont.«
Nun warfen sich auch die anderen Überlebenden vor ihm zu Boden.
Die Augen des Propheten wurden mit einem Mal dunkelrot, er packte einen der Nubier an den Haaren und riss ihm den Lendenschurz herunter.
Als man das Geschlecht sah, gab es keinen Zweifel.
»Fast keine Brust, aber eine Frau!«
»Ich will Euch dienen, Herr!«
»Frauen sind niedere Wesen. Sie werden ihr ganzes Leben nicht erwachsen, lügen ständig und müssen ihrem Gatten unterworfen sein. Einzig und allein Bina, die Königin der Nacht, darf mir zur Seite stehen. Du aber bist weiter nichts als eine schamlose Verführerin.«
Die Zauberin senkte den Blick.
»Techaï«, befahl der Prophet, »steinige und verbrenne sie.«
»Aber, Herr…«
Ein glühender Blick gab dem Nubier zu verstehen, dass er keine Wahl hatte.
Er und seine drei Gehilfen sammelten Steine.
Die Unglückliche versuchte noch zu fliehen, aber da traf sie schon ein erstes Geschoss in den Nacken, ein zweites am Rücken.
Sie stand nur noch einmal auf, wobei sie vergeblich versuchte, ihr Gesicht zu schützen.
Auf ihren blutigen Körper, der noch schwach zuckte, häuften die vier Nubier trockene Palmzweige.
Und Techaï selbst entzündete das Feuer.
Die Zauberer zitterten noch vor Angst und dachten nur ans Überleben. Techaï versuchte, sich an die eine oder andere Beschwörungsformel zu erinnern, die sonst die schrecklichsten Ungeheuer auf der Stelle festgenagelt hätte. Als er sah, wie sich der Prophet mit Salz erfrischte und ihn dabei mit seinen roten Augen beobachtete, nahm er seine Niederlage an und begriff, dass jeder Widerstand zwecklos war und seinen Tod bedeuten würde.
»Was sollen wir tun, Herr?«
»Ihr sollt euren jeweiligen Stämmen von meinem Sieg berichten und ihnen befehlen, sich an einem Ort zu versammeln, der den ägyptischen Spähern unzugänglich ist.«
»Die Ägypter werden sich niemals hierher wagen. Und unsere Stammesführer haben Achtung vor der Zauberkraft. Nach Euren Taten wird Euch sogar Triah, der mächtige Prinz von Kusch, schätzen müssen.«
»Das reicht mir nicht. Ich verlange seinen uneingeschränkten Gehorsam.«
»Triah ist ein stolzer, argwöhnischer Mann, er…«
»Das besprechen wir ein andermal«, versprach der Prophet mit sanfter Stimme. »Komm mit Lebensmitteln und Frauen zurück zu mir. Die Frauen dürfen ihre Hütten aber nur verlassen, um zu kochen und für das Vergnügen meiner Männer da zu sein. Danach können wir über meine weiteren Pläne reden.«
Misstrauisch sah Schiefmaul zu, wie die nubischen Zauberer abzogen.
»Ihr seid viel zu nachsichtig, Herr. Die sehen wir nie wieder.«
»O doch, mein Freund, und du wirst dich wundern, wie schnell sie wieder hier sind.«
Und der Prophet hatte sich wieder einmal nicht getäuscht. Schon zwei Tage später tauchte ein sichtlich erschöpfter Techaï an der Spitze einer kleinen Armee schwarzer Krieger wieder auf.
»Hier bringe ich Euch die ersten vier Stämme, die bereit sind, dem Oberzauberer zu folgen«, erklärte er. »Triah wurde verständigt und wird Euch sicher bald einen Boten schicken.«
Schiefmaul untersuchte die Muskeln der Nubier, die mit Dolchen, Bogen und Speeren bewaffnet waren. »Nicht schlecht«, gab er anerkennend zu. »Diese Burschen könnten guten Nachwuchs abgeben, wenn sie meine harte Ausbildung überstehen.«
»Was ist mit
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