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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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sich gut, gerade wollte ich dich zu mir rufen.«
    Medes erschrak, bewahrte aber Haltung.
    »Ich stehe zu Diensten.«
    »Ist dein Schiff bereit?«
    »Mein Schiff…«
    »Du fährst nach Elephantine, der Pharao erwartet dich dort. Gergu ist für das Getreide zuständig, das wir unbedingt für die bevorstehende Unternehmung brauchen.«
    »Kann ich mich denn in Memphis nicht mehr nützlich machen?«
    »Seine Majestät hat dich mit der Betreuung der Schreiber beauftragt. Du schreibst das Bordbuch und verfasst die Tagesberichte und Erlasse. Du fürchtest dich doch hoffentlich nicht vor Arbeit?«
    »Nein, nein, im Gegenteil!«, rief Medes. »Aber ich bin kein Freund von Ortsveränderungen. Und auf dem Schiff werde ich immer krank.«
    »Gua wird dich betreuen. Abreise ist morgen früh.«
    War dieser Auftrag eine getarnte Falle, oder wurde er dort wirklich gebraucht? Wie auch immer, Medes würde kein Risiko eingehen. Indem er ihn wie die anderen Würdenträger unter Beobachtung stellte, hoffte Sobek auf einen Fehler. Folglich durfte sich der Sekretär des Königlichen Rates nicht mit dem Libanesen treffen, bevor er die Hauptstadt verließ. Sein Partner würde dieses Schweigen schon richtig deuten. Dummerweise hätte er eigentlich eine geheime Ladung Edelhölzer aus Byblos abfertigen müssen, aber diese heikle Aufgabe konnte Medes genauso wenig einem anderen anvertrauen wie dem Libanesen von Ikers Rückkehr zu berichten.

    Die Helfershelfer des Libanesen waren abrufbereit. Die Kaufleute, fliegenden Händler und Haarschneider gingen ihren Beschäftigungen nach und schwatzten mit den Kunden über ihre Ängste vor der Zukunft und die großen Verdienste des Pharaos. Und die Wachmänner und Sobeks Spitzel fischten nach wie vor im Trüben.
    Solange er keine neuen Anweisungen vom Propheten erhielt, kümmerte sich der Libanese um seine Geschäfte und mehrte sein Vermögen, das bereits sehr ansehnlich war. Der Besuch des Wasserverkäufers, der sein bester Mitarbeiter war, überraschte ihn.
    »Gibt es Ärger?«
    »Medes ist soeben auf einem Schiff Richtung Süden abgereist.«
    »Wir waren eigentlich für heute Nacht verabredet!«
    »Gergu ist mit dabei. Er ist für die Lastkähne zuständig, die Getreide für die Armee geladen haben.«
    Diese Maßnahme war leicht zu durchschauen: Sesostris verließ Ägypten und begab sich nach Nubien, wo es vielleicht zu wenig Lebensmittel geben könnte!
    Das Vorhaben des Propheten schien zu gelingen. Das einzig Störende daran war, dass man Medes
    hinzugezogen hatte.
    »Was geht im Palast vor?«
    »Die Königin regiert, der Wesir und Senânkh verwalten die Reichsgeschäfte. Sobek vervielfacht die Warenüberwachung und schickt ständig Streifen durch alle Stadtviertel, ohne dass er dabei die zunehmende Überwachung der Würdenträger vernachlässigen würde. Es sieht ganz so aus, als hätte ihm Sesostris befohlen, seine Anstrengungen zu verdoppeln.«
    »Dieser Sobek ist wirklich eine lästige Zecke!«
    »Die Trennung unserer einzelnen Leute wird aber weiterhin streng eingehalten«, rief der Wasserträger in Erinnerung.
    »Selbst wenn einer von uns verhaftet werden sollte, wäre das eine Sackgasse.«
    »Da bringst du mich auf eine Idee… Will man ein Raubtier besänftigen, das auf der Jagd ist, liefert man ihm doch am besten eine schöne Beute?«
    »Das ist ein sehr gewagtes Unterfangen!«
    »Hast du nicht eben unser gut abgeschüttetes Netzwerk gelobt?«
    »Doch, aber…«
    »Ich leite es, vergiss das bloß nicht!«
    Verärgert verschlang der Libanese ein Stück Sahnegebäck.
    »Wenn Medes nicht da ist, wer kümmert sich dann um die Zollbeamten? Die nächste Lieferung von Edelhölzern soll um Vollmond herum bei uns eintreffen!«
    »Sobek hat auch die Sicherheitsmaßnahmen rund um den Hafen verstärkt«, berichtete der Wasserträger.
    »Allmählich geht er mir richtig auf die Nerven! Das heißt also, unser Schiff muss samt Ladung erst einmal in Byblos bleiben. Kannst du dir vorstellen, was mir da durch die Lappen geht? Und dabei wissen wir nicht einmal, wann und ob überhaupt Medes aus Nubien zurückkommt!«
    Das groß angelegte Vorhaben des Propheten war dem Libanesen längst nicht so wichtig wie seine eigenen Geschäfte. Die jeweils vor Ort Herrschenden und ihre jeweilige Macht waren ihm ziemlich gleichgültig, solange der Handel blühte und seine geheimen Einkünfte reichlich flossen. Aber die Sicherheitskräfte wurden allmählich lästig. Und der Libanese würde sich von ihnen nicht seine Geschäfte

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