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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Schlange, und der Nil überflutete die Höhle des Hapi.
    Isis war zwar eine gute Schwimmerin, ließ sich jetzt aber trotzdem gern helfen. Als sie sich dann beide Seite an Seite dem Boot näherten, begann sich Sekari zu fragen, ob ihm diese Überschwemmung vielleicht den Verstand geraubt hatte.
    »Seid ihr das wirklich?«
    »Isis hat überlebt, ich hab’s dir doch gesagt!«
    Unter ihrem nassen Leinenkleid zeichneten sich die vollkommenen Formen der jungen Frau ab. Verwirrt wandte Sekari den Blick ab und starrte auf sein Ruder.
    »Wir fahren zurück«, beschloss er, »und ich will nicht allein rudern.«
    Iker war ebenfalls zutiefst verwirrt und schlug ein fürchterliches Tempo an.
    Auch er wagte es nicht mehr, die junge Priesterin anzusehen.

    Der Sachschaden war erheblich, aber nur etwa ein Dutzend Menschenleben galt es zu betrauern – verängstigte Bauern, die ihre Zuflucht verlassen hatten und von der Flut eingeholt worden waren.
    Als sich dann die Früchte der Persea öffneten, um die Wiedervereinigung von Isis und Osiris zu feiern, begab sich die Bevölkerung wieder an die Arbeit. Der Überfluss der Nilschwemme wandelte sich von dem verheerenden Unglück in einen Segen. Unter der Leitung von Iker und Sehotep wurden neue kleine Inseln für den Ackerbau angelegt. Die vielen Auffangbecken würden in den kommenden Monaten nach und nach ihre kostbare Flüssigkeit freigeben – und bis zur nächsten Schwemme gab es keinen Wassermangel. Angesichts der gewaltigen Menge fruchtbarer Anschwemmungen, die der Nil mitgebracht hatte, versprachen die Ernten außergewöhnlich gut zu werden. Neue Kanäle mit Deichen mussten angelegt werden, damit Sumpflandschaften entstanden, in denen gejagt, gefischt und Viehzucht betrieben werden konnte.
    »Du baust die Stadt wieder auf«, befahl der König Sarenput.
    »Und sie wird noch viel schöner, als sie je war!«
    »Beginne mit dem Wiederaufbau von Biggeh. Und kümmere dich darum, dass neue Opfertische aufgestellt werden.«
    Sesostris’ Ansehen hätte nicht größer sein können. Einige verglichen ihn sogar mit den Pharaonen des Goldenen Zeitalters, und keiner zweifelte mehr daran, dass er in der Lage war, Ägypten vor jedem Unglück zu bewahren. Doch Sesostris machte sich nichts aus Huldigungen, hütete sich vor allen Schmeichlern und wusste, dass er diesen Sieg über die schwarze Magie des Propheten Osiris und einer jungen Priesterin zu verdanken hatte, die dafür ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte.

    Der Libanese lief wie ein gefangenes Raubtier auf und ab. Obwohl er sich sonst sehr gut beherrschen konnte, hatte er jetzt einfach Angst. Ohne Medes konnte er unmöglich den überaus einträglichen Handel mit Edelhölzern fortsetzen. Der Sekretär des Königlichen Rates wusste als Einziger, wie man die Zollbeamten bestechen musste.
    Nur einfach sein Vermögen zu verwalten, genügte dem Libanesen nicht. Zwar hätte er sich durchaus mit seinen Reichtümern zufrieden geben und ein angenehmes, sorgloses Leben voller Vergnügungen führen können. Aber die Begegnung mit dem Propheten hatte ihm andere
    Möglichkeiten eröffnet.
    Die Macht… Macht im Verborgenen, sehen ohne gesehen zu werden, über jeden Einzelnen etwas verzeichnen, seine Meinung und seine Gewohnheiten kennen, ohne dass er davon weiß, ein Spinnennetz weben, die Menschen zu willenlosen Hampelmännern machen! An diesen Beschäftigungen berauschte er sich noch mehr als an einem schweren Wein. Der Libanese verabscheute Zufriedenheit und Einklang, und er schätzte seine Aufgabe sehr: die Hauptstadt von innen zu zerstören.
    Er war gerade mal wieder dabei, sich mit süßem Gebäck voll zu stopfen, als ihn der Wasserträger zu sprechen wünschte.
    »Der Palast ist in hellem Aufruhr«, berichtete er ihm. »Eine schreckliche Schwemme hat Elephantine vernichtet. Und schon bald wird diese Flutwelle ganz Ägypten verwüsten. In etwa zwei Wochen wird sie Memphis erreichen.«
    »Ist ihr der Pharao zum Opfer gefallen?«
    »Das weiß man nicht, aber es muss zahllose Opfer gegeben haben. Hier habe ich eine Botschaft von Medes, die allerdings schon älter ist.«
    Ein verschlüsseltes Schreiben, das eine unglaubliche Nachricht beinhaltete und das Entscheidende ankündigte: Iker war zurückgekehrt, und eine zerstörerische Nilschwemme drohte.
    Das Vorhaben des Propheten wurde also unerbittlich umgesetzt. Von Nubien aus war es ihm gelungen, eine Sintflut auszulösen, die dem Gegner schon die Knochen brach, ehe er überhaupt angegriffen hatte. Es

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