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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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sowohl
    »Der, der ist« als auch »Der, der noch nicht ist« bedeutet. Aus dem Herrn über die Enneade entstand das Urpaar, bestehend aus Schu, dem leuchtenden Luftzug, und Tefnut, der Flamme. Dieses Paar gebar die Himmelsgöttin Nut und den Erdgott Geb. Ihre Kinder-also Nephthys, die Tempelherrin, Seth, die gefährliche Macht des Kosmos, Isis und Osiris – ergänzten die Enneade. Als die Priesterin seinen Namen ausgesprochen hatte, übertönte ein ohrenbetäubender Lärm ihre Stimme. Die wütenden Wasser würden die Grotte überfluten und sie ertränken.
    Trotzdem sang sie das Loblied auf die Enneade weiter, wie es ihr der Pharao beigebracht hatte.
    Plötzlich entrollte sich die gewaltige Schlange, die im Inneren der Höhle von Hapi verborgen war, verschlang ihren Schwanz und bildete einen Kreis um den Eingang. So versinnbildlichte sie den zyklischen Verlauf der Zeit, die sich immer und ewig aus ihrem eigenen Wesen wiederholt. Die rasende Flut zerschellte an ihrem Körper, ohne ihn zu zerstören.
    Die Schwemme verwüstete die kleine Insel Biggeh und riss die Opfertische mit sich.
    Und Isis flehte noch immer die Enneade an, diese zerstörerische Wut zu besänftigen.

    »Der Turm bebt«, sagte Sekari leise.
    »Er hält«, versprach Nesmontu.
    Das Schauspiel raubte einem die Sinne. Der Nil war kein Fluss mehr, sondern eine Folge gewaltiger Flutwellen, die die Stadt unter sich begruben, die Häuser aus ungebrannten Ziegeln wegrissen und das Ackerland verwüsteten.
    »Hat sich die Bevölkerung weit genug entfernt?«, fragte Sehotep voller Angst. »Wenn die Flut weiter so steigt, erreicht sie sogar die Hügel!«
    Äußerlich unerschütterlich dachte der Pharao an die junge Priesterin. Auch er sprach in Gedanken die rituellen Worte, mit der die glückliche Wiederkehr der Überschwemmung gefeiert wurde, die unerlässliche Begegnung von Isis und Osiris und die Gegenwart der Enneade, die das steigende Wasser in segensreiche Kräfte verwandeln musste.
    Iker konnte nur an Isis denken. Ihre Opferbereitschaft und ihr Mut konnten sie doch eigentlich nur in den Tod führen?
    Und abermals bebte der Turm der Festung.

    31

    Gergu hatte sich eine Kapuze über den Kopf gezogen, war sturzbetrunken und hörte nicht auf zu heulen. Er hatte sich auf einen Hügel geflüchtet, auf dem er sich in Sicherheit wähnte. Wie alle anderen auch hatte ihn die Gewalt dieser Überschwemmung vollkommen überrascht. Überzeugt, gleich von den Wassern verschlungen zu werden, wollte er seinem Tod wenigstens nicht ins Auge sehen.
    Jemand klopfte ihm auf die Schulter.
    »Ich bin unschuldig!«, heulte er, weil er sich dem Wächter aus der anderen Welt gegenüber glaubte, der ihm gleich die Kehle durchschneiden würde. »Ich habe nur die Befehle ausgeführt, die…«
    »Reiß dich zusammen«, befahl ihm Medes, »es ist vorbei.«
    »Wer… Wer bist du?«
    »Wach doch endlich auf!«
    Gergu erkannte den Sekretär des Königlichen Rates.
    »Wir… Wir sind noch am Leben?«
    »Ja, aber das war ziemlich knapp.«
    Das Wasser war zwei Fingerbreit unter ihrem Zufluchtsort stehen geblieben.
    Das gesamte Gebiet um Elephantine war zu einem riesengroßen See geworden, über den Tausende von Vögeln zogen. Nur die oberste Spitze des größten Turms der Festungsanlage ragte noch aus dem Wasser.
    Iker und Sekari paddelten so schnell sie konnten in Richtung Biggeh. Die Fluten hatten sich beruhigt, die Wellen legten sich und machten einem schnell fließenden Nil Platz. Zahlreiche Wirbel erschwerten noch das Rudern, aber der Königliche Sohn hatte keine Zeit, auf bessere Bedingungen zu warten.
    »Hier irgendwo war das Inselchen«, sagte Sekari düster. Die Flut hatte Biggeh vollkommen unter sich begraben. Wie hätte ihr Isis entkommen sollen?
    »Ich tauche«, entschied Iker.
    Das schlammige, undurchsichtige Wasser lichtete sich weiter unten. Iker tauchte auf einen Lichtschein zu, der aus einer Grotte zu kommen schien. Eine riesengroße Schlange hatte sich um den Eingang gerollt.
    Als er näher kam, sah er sie.
    Isis sprach noch immer die Besänftigungsworte vor sich hin. Als er nach ihr rufen wollte, schluckte Iker Wasser und war gezwungen, an die Oberfläche aufzutauchen, um Luft zu holen.
    »Sie lebt!«, rief er Sekari zu. »Ich gehe sie jetzt holen.«
    Sekari nickte mitleidig.
    Ohne Mühe fand der Taucher den Eingang zu der Grotte wieder. Und diesmal kam ihm Isis entgegen.
    Als sie ihren Zufluchtsort verließ und die Hand nahm, die er ihr reichte, verflüssigte sich die

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