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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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konnte nicht lange dauern, und in Memphis würden Angst und Schrecken herrschen. Zudem enthielt die Botschaft klare Anweisungen an den Libanesen: Er sollte seine Leute bereithalten, Furcht und Verwirrung schüren und die Einnahme der Hauptstadt vorbereiten.

    Die Königin von Ägypten versuchte für Ruhe am Hof zu sorgen, der wegen der beunruhigenden Gerüchte in hellem Aufruhr war.
    »Hört auf, Euch wie Angsthasen aufzuführen!«, befahl sie den höchsten Reichsbeamten, die sie im Palast
    zusammengerufen hatte. »Die Zwei Länder sind nicht ohne Herrscher, der Wesir übt sein Amt aus, und auch ich erfülle meine Pflichten.«
    »Wurde Sesostris getötet, Majestät?«, wollte der Oberarchivar wissen.
    »Gewiss nicht.«
    »Aber Ihr habt keinen Beweis, dass er dieses verheerende Unglück überlebt hat!«
    »Nein. Es dauert einige Tage, bis der Fluss wieder schiffbar ist. Dann werden wir Genaueres erfahren.«
    »Alle Einwohner von Elephantine sind ertrunken! Bald erleiden wir das gleiche Schicksal.«
    »Noch hat die Flut die Gegend um Theben nicht erreicht, und der Wesir trifft alle erforderlichen Maßnahmen. Dämme und Deiche werden verstärkt.«
    »Sind diese Maßnahmen nicht eher lächerlich?«
    »Was soll dieser Mangel an Vertrauen?«, fuhr Chnum-Hotep dazwischen. »Der Thron der Lebenden wackelt nicht, Maats Gesetz gilt nach wie vor.«
    »Jeder soll seine Aufgaben erledigen«, befahl die Königin.
    »Wenn ich Neuigkeiten erfahre, rufe ich euch wieder zusammen.«
    Wenig später fand eine Beratung im engsten Kreis statt.
    »Gibt es Neuigkeiten aus Abydos?«, fragte die Königin Senânkh.
    »Der Zustand des Lebensbaums ist unverändert, Majestät.«
    »Herrscht in Memphis Ruhe, Sobek?«
    »Nur oberflächlich, Majestät. Die bevorstehende Flut wird die Aufständischen aus ihren Löchern locken. Meine Männer sind einsatzbereit.«
    »Wie sieht es mit unseren Lebensmittelvorräten aus, Senânkh?«
    »Zwei Hungerjahre könnten wir aushalten.«
    »Wir dürfen uns nichts vormachen«, meinte Chnum-Hotep.
    »Diese Schwemme ist in keiner Weise natürlich. Nur ein Ungeheuer, das den Tod der Akazie will, konnte sie so steigern, dass sie große Teile unseres Landes zerstört hat. Möglicherweise ist beinahe unsere gesamte Armee, die in Elephantine zusammengezogen war, dabei vernichtet worden. Sollte das zutreffen, ist unser ganzes Land – mit Ausnahme von Abydos – schutzlos.«
    »Mit anderen Worten, Memphis wird leichte Beute sein«, sagte Senânkh.
    »Vergesst nicht meine Sicherheitsleute!«, hielt ihnen Sobek entgegen.
    »Ich schätze ihren Mut, aber sie können nichts gegen eine Übermacht nubischer Krieger ausrichten«, klagte der Wesir.
    »Ihr Überfall droht schon lange. Wir haben geglaubt, wir hätten sie mit unseren Festungen zwischen dem ersten und zweiten Katarakt im Griff, aber ihre Zahl hat sich nun als ungenügend herausgestellt. Das hat der Feind leider begriffen.«
    »Sesostris ist nicht tot«, sagte die Königin, »ich spüre, dass er da ist.«

    »Wer ist der Nächste?«, fragte der Wanderhaarschneider. Ein schwerer Kerl löste sich aus der Warteschlange und setzte sich auf den dreibeinigen Schemel.
    »Ich will es am Hals recht kurz und die Ohren frei.«
    »Was ist mit dem Bart?«
    »Auch etwas kürzer, bitte.«
    »Wie gefällt dir der Sommer in Memphis?«
    »Der Frühling in Bubastis ist mir lieber.«
    Nachdem diese Erkennungssätze ausgetauscht waren, konnten sich die beiden Libyer, die zum Netz des Libanesen gehörten, vertraulich unterhalten. Die nächsten Kunden waren weit genug weg, außerdem schwatzten sie oder spielten etwas zusammen.
    »Zeit zum Aufwachen«, sagte der Haarschneider.
    »Werden noch Waren bewegt?«
    »Nein, jetzt heißt es handeln.«
    »Wollen wir wieder den Palast angreifen?«
    »Nein, ganz unmöglich, ein zweites Mal lässt sich Sobek nicht überraschen. Wir haben seine Sicherheitsmaßnahmen jetzt mehrere Wochen überprüft. Es gibt keine Lücken.«
    »Was sollen wir dann machen?«
    »Die kommende Schwemme wird der Hauptstadt schwere Schäden zufügen. Alle Bewohner
    – wohlgemerkt
    einschließlich der Sicherheitsleute – sind aufgerufen, die Dämme zu verstärken. Wenn alles gut geht, führt der Prophet die nubischen Truppen bis hierher. Unsere Aufgabe ist es, die Verteidigung der Stadt außer Gefecht zu setzen.«
    »Und wie soll das gehen?«
    »Indem wir den Memphiten jeden Glauben an ihre Sicherheit rauben.«
    »Kein schlechter Gedanke«, meinte der Dicke anerkennend,
    »aber da

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