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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
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wundern, wenn er sich nach seiner Entdeckung innerhalb der nächsten zweihundert Jahre überhaupt noch einmal hier blicken lässt. Also solltest du aufhören, dir darüber Gedanken zu machen und diese ganze Sache einfach vergessen.«
    Sein Gesicht zeigte deutlich, dass er selbst gern noch zweihundert Jahre warten würde, um Azriel in die Hölle zu schicken. Aber das warnicht der Grund dafür, dass sich mein Magen auf einmal umdrehte und verrückt spielte. Natürlich, darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Azriel war erwischt worden, was hatte er noch für einen Grund, hierzubleiben? Wo es doch so gefährlich war für ihn?
    Ich schluckte hart. »Ja, vielleicht hast du recht. Vielleicht ist er wirklich weg.«
    Wieder traf mich ein überraschter Blick, wir wurden aber von Monjas gellender Stimme unterbrochen: »Noé!«
    Erschrocken drehte ich mich um. Meine beste Freundin stand mitten auf dem Gang, ein paar Meter von uns entfernt und starrte Nero an. Oh nein, die besessene Fanatikerin in ihr kam wieder durch! Ich warf Nero noch einen kurzen Blick zu, nickte zum Abschied und packte dann Monja, um sie durch den Gang so weit wie möglich wegzuschleifen.
    »Wa-was war das denn gerade? Oder besser: Wer war das?«, stotterte sie atemlos, als wir aus seinem Blickfeld verschwunden waren.
    »Nero, einer von den Unsterblichen.«, meinte ich knapp, warf ihr ihre Tasche zu und packtegeschäftig mein Buch weg. »Hast du deinen Pförtner angesprochen?«
    Monja wandte den Blick von Nero ab und sah mich verwirrt an. »Keine Chance. Um ihn standen so viele Mädchen herum, dass man gar nicht herankam. Außerdem hat er die alle ignoriert und uns immer nur gnadenlos weiter geschickt. Dass sie so kalt und unnahbar sind, macht sie wahrscheinlich so begehrenswert.« Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie ihre Gedanken in eine vorteilhaftere Richtung rücken. »Aber kommen wir mal zurück zu … Nero? Ehrlich, wie hast du es geschafft, dass er mit dir redet? Ich habe es mittlerweile für unmöglich gehalten!«
    »Ich habe ihn gestern auf dem Heimweg getroffen. Er meinte nur, dass ich so schnell wie möglich nach Hause gehen soll, weil es draußen so gefährlich ist.«, bog ich die Wahrheit etwas zurecht, schließlich konnte ich Monja ja nicht erzählen, was wirklich passiert war.
    »Die, die Engel am wenigsten mag, lernt direkt den ersten kennen und darf sogar zweimal mit ihm reden.« Etwas sehnsüchtig sah sie nocheinmal den Gang hinunter. »Gott, sieht der gut aus. Ich meine: Alle Engel sehen unglaublich gut aus, aber der ist irgendwie ein ganz besonderes Exemplar, meinst du nicht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ja, er ist ganz ok.«
    Monja sah mich an, als hätte ich einen unglaublich blasphemischen Satz gesagt. »Ganz ok? Du hast doch wirklich einen Schaden. Er ist PERFEKT, klasse, super heiß! Schau ihn dir doch mal genauer an!« Dann aber stockte sie und innerhalb einer Sekunde veränderte sich ihr Gesichtsausdruck zu einem übergroßen Grinsen und ihre Augen leuchteten wie ein Christbaum zu Weihnachten. »Nein, weißt du was: Schau ihn dir nicht genauer an, du weißt ihn ja doch nicht zu schätzen! Stell ihn lieber mir vor, wenn du ihn nicht willst! Ich weiß ihn ganz sicher zu schätzen, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Das glaube ich dir gern.«, erwiderte ich. »Aber ich kenne den Typen gar nicht. Wir haben nur zweimal miteinander geredet, das war’s.«
    »Sind immerhin zweimal mehr als ich. Komm schon, sei nicht so!«
    »Vielleicht.« Meine Lust darauf ging zwar gegen Null, aber so hatte ich wenigstens für einen Moment meine Ruhe. Der Stein in meinem Magen schien sekündlich zu wachsen und mich quälten immer noch so viele Fragen. Was waren die wahren Gründe für Neros Handeln? Und, was noch viel wichtiger war … hatte er recht, was Azriel anging? War er auf Nimmerwiedersehen verschwunden? Der Gedanke machte mich irgendwie traurig, ich wollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken. Über die letzten zehn Jahre hatte ich mich so daran gewöhnt, dass er da war. Allein der Gedanke an sein Verschwinden erschien mir völlig absurd.
    Aber ich musste der bitteren Wahrheit ins Auge sehen: Ich war wahrscheinlich die Einzige von uns beiden, die so dachte. Im Moment größter Not hatte er mich bei dem Unsterblichen allein zurückgelassen. Er hatte mich im Stich gelassen, um seine Haut zu retten. Am Ende war Azriel eben doch nur ein Dämon.

10
    Nero . - »Vielleicht.«
    Dieses Wort gefiel mir ganz und gar, und noch

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