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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
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Azriel. Ich habe deinen Blick nach eurem Aufeinandertreffen gesehen und er hat sich seitdem nicht geändert. Du willst ihn immer noch töten, oder?«
    »Ich bin immerhin ein Unsterblicher.« Diese Antwort deutete ich als ein Ja und bemühte michvergeblich, die Härchen in meinem Nacken durch Gedankenkraft am Aufstellen zu hindern.
    »Ich wollte dich bitten, es nicht zu tun.«
    Nero verengte die blau blitzenden Augen zu misstrauischen Schlitzen. »Hatten wir das Thema nicht schon einmal? Es ist vollkommen gleich, ob ich ihn töte oder nicht. Er ist ein Dämon, er hat mehrere Leben. Also wird er sicher kein Problem damit haben, nach ein paar Stunden hier wieder munter auf seine arrogante Art und Weise herumzuspazieren.«
    Ich biss mir heftig auf die Unterlippe, bis ich einen unangenehmen, metallischen Geschmack auf der Zunge spürte. Wie brachte ich ihm das bei, ohne seinen Ehrgeiz noch weiter anzustacheln? Ich entschied mich erst einmal für die subtile Variante: »Jeder seiner Tode ist wirklich schrecklich für mich.«
    Doch Nero war zu aufmerksam, um das Offensichtliche zu überhören. »Jeder seiner Tode? Das klingt, als wäre er schon öfter gestorben.«
    Ich sah ihn unsicher an. War es wirklich in Ordnung, das zu sagen? Aus irgendeinem Grundbegann ich, Nero zu vertrauen. Vielleicht war es gar nicht schlecht, auch auf der anderen Seite der Front einen Verbündeten zu haben? Durch ihn würde ich sicher noch viel mehr erfahren können, als von Lian. Aber wenn ich wollte, dass Nero auch mir vertraute, musste ich mit offenen Karten spielen, das war sicher. Und was sollte er mit dieser Information schon anstellen? »Sechsmal.«
    Sofort schossen die Augenbrauen des Unsterblichen nach oben und er machte wie automatisch einen erschrockenen Schritt von mir weg. »Er ist bereits sechsmal gestorben?«
    Ich nickte langsam und wurde noch eine Spur konkreter: »Zweimal, bevor wir uns überhaupt kennengelernt haben. Viermal, seit wir uns kennen. Von zwei seiner Tode habe ich dir bereits erzählt, aber ich fürchte, dass ich mehr oder weniger auch an den anderen schuld bin, weil ich mich erstaunlich oft in Gefahr bringe.« Es war mir unangenehm, darüber zu sprechen, weil ich mir schon seit Jahren immer wieder die gleichen Vorwürfe machte.
    »Aber…das heißt ja –»Nero schien vollkommen aus dem Konzept gebracht und ich nickte abermals knapp, damit nicht er derjenige war, der es aussprach. »Ja. Das hier ist sein letztes Leben.«
    Eine Weile herrschte Stille zwischen uns, die ich mit einem abwehrenden Aufseufzen unterbrach. »Ich komme mir vor, wie in einem billigen Videospiel, wenn ich darüber spreche. Aber es ist so: Die meisten seiner sieben Leben hat er bereits aufgebraucht und Ersatz ist nicht in Sicht.«
    »Eine Katze.«
    »Was?« Erschrocken, dass er überhaupt etwas gesagt hatte, sah ich Nero an. Er räusperte sich verlegen, scheinbar waren ihm die Worte nur aus Versehen über die Lippen gekommen.
    »Man sagt doch, dass Katzen sieben Leben haben. Ich dachte, dass das vielleicht ein schönerer Vergleich ist.«
    Damit hatte er wohl recht. Und passender war der Vergleich allemal, wenn ich an Azriels manchmal raubtierhafte Bewegungen und seine katzenhaften Augen dachte.
    Wieder einmal war es mein Handy, das unser Gespräch beendete, und wieder einmal war es der Name meiner besten Freundin, den ich auf dem Display lesen konnte. Dieses Mädchen musste dringend an ihrem Timing arbeiten. »Entschuldige.«, murmelte ich Nero zu, den das Wort schon wieder ziemlich belustigte. Dann nahm ich das Gespräch an. »Sorry, Moni, ich hab mich verquatscht. Ich komme gleich raus.«
    »Schon gut, schon gut. Ich habe eigentlich auch nur eine super Neuigkeit: Melanie hat ein paar der Unsterblichen dazu überredet, mit uns nach der Schule noch etwas zu unternehmen. Klasse, oder? Wir gehen in die Cafébar zwei Straßen weiter, also beeil dich.« Ihre Stimme klang, als würde sie im Kreis grinsen.
    Ich verzog das Gesicht, und Nero sah mich fragend an. »Weißt du, ich glaube nicht, dass ich große Lust darauf habe.«
    »Ach komm schon, ich würde so gerne mitgehen! Aber wenn du nicht mitkommst, habe ich ein schlechtes Gewissen, dich alleine zu lassen!«
    Ich musste lächeln. »Das musst du ganz sicher nicht haben, Moni, wirklich. Ist doch kein Problem, wenn ich einmal allein nach Hause laufen muss. Mich wird schon niemand wegfangen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Du bist die Allerallerbeste, Noé!«, jubelte sie ins Telefon.

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