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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
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scheint zu wissen, wie man es machen muss im Leben.«
    Ich sah ihm dabei zu, wie er sich amüsierte, und mir kam eine Frage in den Sinn, die ich ihm schon lange stellen wollte. »Hey, kann ich dich etwas fragen?«
    Er verstummte und richtete den Blick wieder auf mich, immer noch ein schelmisches Grinsen im Gesicht. »Klar doch, schieß los.«
    »Du bist ein Dämon. Soweit ich durch die Schule weiß, lebt ihr eher als Einzelgänger euer ganzes Leben lang und haltet euch vor allem nie über einen längeren Zeitraum an ein und demselben Ort auf. Ist das richtig?«
    Ich wartete sein Nicken ab, bevor ich fortfuhr: »Und doch bist du nach zehn Jahren immer noch hier. Gut, ich weiß, warum du jetzt hierbleibst. Noé. Aber es muss doch einen Auslöser gegeben haben, dass du dich damals dazu entschlossen hast, zu bleiben, oder?«
    »Ja, den gab es.« Azriel ließ sich auf den Boden sinken, zog die Kapuze über den Kopf und lehnte sich an die Wand an. »Noé ist eine ziemliche Quasselstrippe, also nehme ich an, dass sie dir schon erzählt hat, wie wir uns kennengelernt haben, was?«
    Ich nickte. »Sie hat auch erzählt, dass sie dich mit ihrer Reaktion damals wohl ziemlich beleidigt hat.«
    Der Dämon grinste. »Oh ja, das kannst du laut sagen. Aber ich war von den Menschen nichts anderes gewohnt, also hat es mich auch nicht lange verfolgt. Ihr Vater jedoch war vollkommen anders als alle Menschen, die ich bis dato kennen gelernt hatte. Nachdem er Noé nach Hause gebracht hatte, kam er am selben Abend noch einmal zurück, um sich bei mir zu bedanken. Aber er hat mir auch gesagt, dass er sich nicht fürihr Verhalten entschuldigen wird, da er sicher war, dass sie von allein um Verzeihung bitten würde. Er hat mich gebeten, dass ich, wenn sie das tut, ihre Entschuldigung annehme. Und er wollte, dass sie es vollkommen allein tut und bat mich, zumindest so lange im Wald auf sie zu warten. Also habe ich es eben gemacht.« Er zuckte mit den Schultern. »Eigentlich hatte ich es gar nicht erwartet, aber schon am nächsten Tag stand sie wieder im Wald und es schien mir, dass ihre ganze Angst wie verflogen war. Ich hatte eigentlich nicht vor, dem kleinen Mädchen so leicht zu verzeihen, wo es doch meinen Stolz so verletzt hatte. Aber sie hatte Cheeseburger dabei.«
    Er grinste, und ich musste lachen. »Also war ihre unerwartete Entschuldigung der Grund, dass du geblieben bist?«
    Doch Azriel schüttelte den Kopf. »Nein, das kam erst einige Monate später. Aus irgendeinem Grund kam Noé immer wieder in den Wald, um sich mit mir zu unterhalten. Aber nicht nur sie kam, auch andere Bewohner ihres Dorfes. Die hatten allerdings weniger friedliche Absichten alssie und ihr Vater.« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Eines Tages hat einer der Polizisten sie in den Wald verfolgt, aus purem Misstrauen. Er hat auf mich geschossen. Normalerweise wäre ich einfach abgehauen, aber aus irgendeinem Grund konnte ich es nicht. Und da hat der Mistkerl mir eine Kugel zwischen die Rippen gejagt.« Wie in schmerzlicher Erinnerung rieb Azriel sich die Stelle und verzog das Gesicht.
    Aufmerksam sah ich ihn an. »Bist du gestorben?«
    Er nickte. »Ich habe gespürt, wie sich meine Seele für eine kurze Zeit von meinem Körper gelöst hat, wie sie es schon zweimal zuvor getan hatte. Als sie sich wieder miteinander verbanden und ich die Augen aufschlug, lag ich in einem Bett und Noés Vater war über mich gebeugt.« Azriel schwieg für eine Sekunde, dann lachte er wieder. »Er hat mir erzählt, dass Noé dem Polizisten einen so gewaltigen Tritt zwischen die Beine gesetzt hat, dass er zurückgestolpert ist und sich den Kopf an einem Ast gestoßen hat. Er war wohl bewusstlos, also hat Noé mich bis zum Waldrand geschleift, wo ihr Vater uns gefundenund mitgenommen hat. Ich lag anscheinend ein paar Tage in Noés Bett, bevor ich aufgewacht bin. Eigentlich hatte ich nie so lange gebraucht, um wieder aufzuerstehen, aber das lag wohl an der Medizin, die ihr Vater mir verabreicht hat.« Er verzog das Gesicht und sah mich leidend an. »Die Menschen konnten es ja nicht besser wissen, aber einem Dämon gibt man einfach keine Menschenmedizin, egal wie schlecht er aussieht. Er steht schon von allein wieder auf.«
    Ich grinste und er sprach weiter, wieder vollkommen ernst. »Sie hatten ihre Sicherheit riskiert, um mich mitzunehmen und gesund zu pflegen. Hätte mich jemand entdeckt, wären sie als Hochverräter verhaftet worden, aber das war ihnen egal. Sie wollten mich nur wieder

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