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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
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Reaktion richtig interpretiert. »Verdammt, was hast du herausgefunden?«
    Ich sah nach unten. Die von Panik und Angst zerfressenen Augen Lians ertrug ich im Moment eher als die von Azriel. »Sie wollen die Gefangenen hinzurichten.«
    Der Dämon schnappte entsetzt nach Luft und trat einen Schritt von mir weg. »Nein! Nein, nein, nein!«, rief er aus. »Wir müssen sie sofort da rausholen!«
    »Das meine ich auch. Wir haben keine Zeit, die Ratte zu töten. Nicht jetzt.«
    Lian wimmerte wieder unter mir, scheinbar war ihm die derzeitige Situation vollkommen unbegreiflich. »Das wollte ich nicht, wirklich! Ich wusste doch nicht, dass sie Noé umbringen wollen! Ich habe mir nur Sorgen gemacht, weil sie mit einem Dämon verkehrt hat, ich wollte sie von diesem schlechten Pfad retten, auf den siesich begeben hat! Ich konnte doch nicht ahnen, was sie ihr antun würden, glaubt mir. Sonst hätte ich das doch nie gemacht!«
    »Halt die Fresse, du elende Ratte!« Azriel griff nach dem Kragen des Jungen und zog ihn gefährlich nah an sich heran. »Wenn die Unsterblichen ihr auch nur ein einziges Haar krümmen, dann schwöre ich dir, dass ich wiederkommen und dich mit deinen eigenen Sehnen erwürgen werde!«
    Er ließ ihn los und richtete sich auf, immer noch den ungnädigen Blick auf das wimmernde Häufchen Elend gerichtet. »Das gleiche gilt für alles, was du hier gesehen hast. Wenn du irgendjemandem davon erzählst, dich auch nur mit einem Wort verplapperst, dann wirst du einen grausamen Tod sterben, hast du verstanden?«
    Lian nickte hastig, über sein gequältes Gesicht liefen Tränen, die sich mit dem Blut vermischten.
    Azriel sah mich an. »Lass uns gehen.«
    »Warte noch eine Sekunde.«, hielt ich ihn auf. »Was wir da vorhaben ist verdammt gefährlich,es könnte wirklich sein, dass du bei dem Versuch endgültig stirbst.«
    Er lachte leise. »Ich bin immer bereit, für sie zu sterben, auch wenn es das letzte Mal ist. Aber was ist mit dir? Deine Artgenossen werden sicher auch nicht gerade sanft mit dir umspringen, wenn sie erfahren, dass du sie verraten hast.«
    Da hatte er vollkommen Recht. Ich schloss für einen Moment die Augen, bevor ich Azriel wieder ernst ansah. »Lass uns gehen.«

19
    »Du willst mir ernsthaft erzählen, dass es so verdammt einfach ist?« Azriel sah mich verständnislos an, und ich konnte es ihm nicht wirklich verdenken.
    Wir standen mitten in der von Dunkelheit eingehüllten Schule vor einem Abstellraum, und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Einfach durch die Tür stolpern und schon ist man bei euch, in der dämlichen Welt der Geflügel?«
    Ich wiegte den Kopf. »Im Prinzip ist es schon so. Die Magistratsvorsitzenden haben das Portal vor Ewigkeiten erschaffen, um uns den Übergang in die Menschenwelt zu ermöglichen. Aber genau da liegt auch der Haken: Der Durchgang kann nur von Unseresgleichen geöffnet werden, um die Unsterblichenwelt vor Eindringlingen zu schützen.«
    »Na, hoffentlich fangen die Menschen nicht irgendwann mal an, darüber nachzudenken.« Erschenkte mir ein bitteres Lächeln. »Dass ihr sie so auf Abstand haltet, muss den Armen ja echt wehtun.«
    Damit stieß Azriel die Tür auf, hinter der sich nicht mehr als ein paar Besen und Regale voller Putzmittel befanden. Nach kurzer Inspektion zog er die Tür wieder zu und grinste mich an. »Dann zeig mal dein Kunsstückchen.«
    Ich verdrehte die Augen, bevor ich die Türklinke nach unten drückte und durch die Tür schritt, direkt in den dunklen Gang unserer Akademie hinein.
    »Beeindruckend.«, zischte Azriel, der mir sofort folgte. »Und ich dachte, dass ihr Unsterblichen nicht mehr könnt, als schlau daherzureden und Menschen zu manipulieren. Ich habe mich wohl geirrt, Hut ab.«
    »Die meisten von uns sind für Magie in dem Sinne vollkommen unbegabt, das bleibt einzig und allein dem Magistrat vorenthalten. Obwohl das ganz sicher auch irgendein Trick ist, hinter den ich noch nicht gekommen bin.« Ich legte den Finger an die Lippen. »Wir müssen leise sein.Wenn jemand mitbekommt, dass du hier bist, ist sofort die Hölle los.«
    Er grinste. »Wäre doch interessant, den kleinen Hühnerhaufen hier direkt auf dem Gang zu versammeln. Jetzt schau nicht so, war doch nur ein Scherz. Ich spiele Mäuschen, versprochen.«
    Ich winkte ihm, mir zu folgen, und zusammen schlichen wir den Korridor entlang. Es war gespenstisch still in der Akademie, wahrscheinlich waren die anderen nach dem harten Training bereits ins Bett gefallen.

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