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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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knurrte er und zerrte eine Metalltür auf. Das Fenster auf Augenhöhe war mit Pappe verdeckt. » Hereinspaziert, Mo. Es dauert nicht lange.«
    Colin und Billy setzten beide dazu an, mir zu folgen, aber Kowalski hob die Hand. » Nur die Anwältin, Jungs«, sagte er. » Sie können hier draußen warten.«
    » Ich muss kurz mit meiner Nichte sprechen, Detective.« Onkel Billy zog mich beiseite und tätschelte mir die Hand. » Hör zu, Mo, es tut mir leid, was vorhin geschehen ist. Es ist unentschuldbar, dass meine Geschäftspartner dich so in Angst und Schrecken versetzt haben, aber das zeigt nur, wie wichtig das hier ist.«
    Das hatte er schon früher tausendmal mit mir gemacht: Er ließ seinen Charme spielen und tat verständnisvoll, unmittelbar bevor er mir Vorschriften machte. Es hatte bisher auch stets funktioniert, wer konnte es ihm also verdenken, dass er auf die immer gleiche alte Taktik verfiel? Aber ich war nicht mehr dasselbe stille, gefügige Mädchen. Ich hatte zu viel gesehen, und jetzt konnte ich ihn als das sehen, was er war– nicht mehr mein leutseliger Onkel Billy, sondern ein Lügner und Krimineller, die Wurzel der Schande meiner Familie. Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
    Er fuhr munter fort: » Da drinnen sind zwei Männer mit den Kennzeichen, über die wir neulich gesprochen haben. Kowalski wird fragen, ob irgendeiner von denen in dem Durchgang war, und du wirst ihm von den beiden Männern erzählen.«
    » Lügen, meinst du.« Meine Stimme war eisig.
    Sein Griff um meinen Arm verstärkte sich für einen Sekundenbruchteil. » In dem Durchgang war es stockdunkel. Wer sagt, dass sie es nicht waren?«
    » Ich.«
    Kowalski winkte mich in den Raum, und Elsa folgte mir auf dem Fuß. Ich konnte Colins Blick auf mir ruhen fühlen, als er sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand lehnte.
    Kowalski zog die Tür krachend zu, und Billys empörtes Gesicht verschwand hinter vier Zentimetern Stahl. Der Raum war winzig, gerade groß genug für eine Theke mit einem Telefon und drei abgenutzte Plastikstühle. Oberhalb der Theke befand sich ein Fenster in der Breite des Raums. Kowalski deutete auf die Stühle und legte einen dicken Aktenordner auf die Theke. » Setzen Sie sich, wenn Sie mögen. Es ist ganz einfach, Mo. Sechs Männer in einer Reihe. Sie sehen nach, ob Sie einen erkennen. Ich kann sie reden lassen, wenn Sie ihre Stimmen hören müssen, oder sie zum Fenster kommen lassen, wenn Sie sie aus der Nähe sehen wollen. Lassen Sie sich Zeit, sehen Sie sich alle Gesichter an. Wir sind nicht in Eile.«
    Er setzte sich hin und notierte sich etwas auf einem Stück Papier. » Eine Minute«, murmelte er. » Diese verdammten Formulare werden mich noch mal umbringen!«
    Elsa murmelte: » Gibt es etwas, das ich wissen sollte? Hat sich irgendetwas geändert?«
    Nur alles. » Nein. Ich bin bloß nervös«, sagte ich. Sie lächelte aufmunternd.
    » Die Männer können Sie nicht sehen«, sagte Kowalski, der meine Antwort mit angehört hatte. Er nahm das Telefon ab. » Es kann losgehen.«
    Sie kamen herein, sechs Männer, allesamt mit stumpfem Gesichtsausdruck und kalten Augen. Ich entdeckte die beiden, auf die mein Onkel es abgesehen hatte, beinahe sofort. Sie hoben sich von den anderen auch ohne Vorwarnung ab. Ihre Augen waren nicht einfach kalt, sondern tot. Ich erschauerte unwillkürlich. Vielleicht hatte Billy doch recht.
    » Vortreten«, sagte Kowalski ins Telefon. » Kommt Ihnen irgendeiner bekannt vor, Mo?«
    Man brauchte keine Magie, um das Böse zu spüren, das von diesen beiden ausging. Billy hatte mich verraten, aber ich musste mir dennoch die Frage stellen, ob es so schlimm sein würde, sie aus dem Verkehr zu ziehen. Es war mein Viertel, auf das sie es abgesehen hatten. Häuser, bei denen ich zu Halloween » Süßes oder Saures« gerufen hatte, Gäste, die ich im Slice bedient hatte, seit ich groß genug war, über die Theke zu sehen. Sie wollten hier eindringen und den Stoff meines täglichen Lebens durchtrennen, den Veritys Tod doch schon zerfetzt hatte. Ich konnte immer noch Jagd auf die Seraphim machen. Was konnte es schon schaden, die Menschen um mich herum zu beschützen?
    » Können Sie dafür sorgen, dass Nummer zwei mir seine Tätowierung zeigt? Die auf der Brust?«
    » Sie haben in Ihrer Beschreibung keine Tätowierung erwähnt«, sagte er und sah erst mich, dann den Papierstapel mit zusammengekniffenen Augen an.
    » Es ist möglich, dass die Gegenüberstellung mit den Tätern ihr

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