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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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dann warte damit, bis du alle Fakten kennst.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. » Ich kenne gar keine Fakten. Weil niemand bereit ist, mir etwas zu erzählen. Weißt du, wie frustrierend das ist?«
    » Ich kann es mir ziemlich gut vorstellen. Wie geht es deinem Freund, Mo? Du weißt schon, dem, den du nicht hast?« Der Zorn in seiner Stimme war schneidend wie ein Messer. » Du hast doch genauso viele schmutzige kleine Geheimnisse wie alle anderen, also hör schon auf mit diesem Scheiß von wegen gerechter Empörung.«
    Er hatte weitaus mehr recht, als es ihm selbst bewusst war. Ich lehnte mich zerknirscht zurück. Er nagelte mich mit einem Blick fest und fuhr fort: » Ja, Billy arbeitet für das Unternehmen. Er hat nur so lange überlebt, weil er schlau ist– er wird nicht gierig, lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster. Es ist bisher ganz gut gelaufen, aber jetzt haben neue Mitspieler die Bühne betreten.«
    » Die Russen.«
    Er stieß sich aus dem Sessel hoch und ging in Richtung Küche. » Sie haben es nicht nur auf Billy abgesehen, sondern auf das ganze Unternehmen, und sie sind ganz, ganz übel. Im Vergleich mit ihnen sieht die Mafia wie ein Haufen alter Ladys beim Bingo-Abend aus. Sie versuchen hier, in Billys Revier, Fuß zu fassen.«
    Ich lief hinter ihm her. » Wenn ich sie als die Kerle identifiziere, die Verity getötet haben…«
    » Dann hilft das Billy und seinen Leuten, die Macht zu behalten.«
    Es lief immer darauf hinaus, wer die Macht hatte, nicht wahr?
    » Erzähl mir von meinem Vater.«
    Er wandte sich ab, öffnete und schloss wahllos Schränke. » Ich war damals nicht dabei.«
    » Aber du weißt etwas. Ich weiß, dass du etwas weißt.« Ich baute mich vor ihm auf; ich musste die Wahrheit wissen.
    Er verschränkte mit verkniffenem Mund die Arme.
    » Es war mein Onkel, oder? Mein Vater war unschuldig. Onkel Billy hat ihm die Schuld in die Schuhe geschoben.« Ich atmete aus, und plötzlich sickerte Leichtigkeit durch die Dunkelheit und den Zorn, begleitet von dem Gefühl, dass ich vielleicht frei sein könnte.
    Und dann sah ich Colins Gesichtsausdruck, mitleidig, so bedauernd.
    » Er hat ihm nicht die Schuld in die Schuhe geschoben«, sagte er. Er stieß sich von der Theke ab, ging wieder auf und ab, düster umwirbelt von Sorge und Frustration.
    » Aber…«
    Er blieb stehen und sah mir in die Augen. Ganz gleich, was für Lügen mir bisher erzählt worden waren, Colin war ehrlich zu mir. » Dein Vater wusste, was er tat.«
    Ich setzte dazu an, mehr Einzelheiten zu fordern, aber er hob die Hand. » Nein. Das steht mir nicht zu. Das ist eine Sache zwischen dir und deinen Eltern und Billy. Ich habe schon mehr gesagt, als ich sollte.«
    » Aber…«
    » Ich will nicht, dass das zwischen uns steht«, sagte er. » Und du hast jetzt größere Probleme als deine Familiengeschichte, Mo. Du musst eine Entscheidung hinsichtlich der Identifizierung fällen.«
    Als ob mir die Identifizierung nach allem, was er gerade gesagt hatte, noch wichtig gewesen wäre. Aber wenn Colin glaubte, dass sie ein Problem war, dann war sie das. Ich ließ mich auf den Küchenstuhl fallen. » Glaubst du, ich sollte es tun?«
    » Darauf antworte ich unter keinen Umständen«, entgegnete er grimmig. » Was du auch beschließt, ich stehe hinter dir. Aber wir können es nicht weiter aufschieben.«
    Ihn » wir« sagen zu hören, war tröstlich, und ich schämte mich plötzlich für mein Verhalten. Er hatte nichts getan, als zu versuchen, mich zu beschützen, genauso sehr vor meinem Onkel wie vor allen anderen, und ich hatte nichts als gelogen. Ich hielt ihn am Ärmel fest. » Was ich vorhin gesagt habe … das tut mir leid. Es spielt keine Rolle, für wen du arbeitest. Du bist ein guter Mensch. Du bist wahrscheinlich der beste Mensch, den ich kenne.«
    Er fuhr mir rau mit einer Hand übers Haar. » Kid, du musst mehr Leute kennenlernen.«
    Elsa die Anwältin war auf dem Polizeirevier, als wir dort eintrafen; sie war ins Gespräch mit Billy vertieft. Kowalski starrte die beiden finster an und übertrug das Stirnrunzeln dann auf Colin und mich.
    » Sollten Sie nicht in der Schule sein?«
    Elsa griff ein. » Sie haben uns gebeten, sie für die Gegenüberstellung herzubringen, Detective. Wir sind aus Höflichkeit etwas früher gekommen. Und jetzt beschweren Sie sich, dass sie hier ist?«
    » Bei all dem Geld, das die Schule Sie kostet, hätte ich gedacht, dass es Ihnen lieber wäre, wenn sie zum Unterricht erscheint, das ist alles«,

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