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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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nicht elegant, aber kraftvoll. Er landete vor mir, so massig, dass sein Schatten mir den Blick auf die gemütlichen Ziegelhäuser verstellte. Ich machte kehrt und rannte auf die Schaukeln zu.
    Er holte auf, zischte kehlig und schien leise zu lachen. Verzweifelt stieß ich den Gummisitz der Schaukel nach ihm und lief weiter.
    Die dicke Kette traf ihn an der Brust und warf ihn einen halben Meter zurück. Ich würde nie an ihm vorbeikommen. Er war zu schnell. Stattdessen rannte ich auf die eiserne Kuppel zu, das Einzige, was überhaupt ein bisschen Deckung bot. Sie bestand aus dicken Metallstangen, und die Öffnungen waren für Grundschulkinder gedacht, nicht für abnorm große Mörder. Wenn es mir gelang, ein bisschen Zeit zu schinden, konnte ich den Notruf wählen.
    Ich warf einen Blick zurück. Fehler. Er kam immer noch auf mich zu, riesengroß, über einen halben Meter größer als ich und in schwarzes Leder gehüllt. Die Ärmel seines Mantels flatterten wie Flügel, als er nach mir griff.
    Als meine Fingerspitzen die Stangen der Kuppel streiften, packte er mich an der Rückseite meines Oberteils und riss mich zu Boden; meine Handtasche rollte weg. Er ergriff meinen Fuß und zerrte mich zu sich. Holzsplitter schürften mir die nackten Beine und Arme auf, Veritys Schal zog sich enger um meinen Hals zusammen. Seine Hand fühlte sich dornig und scharf um meinen Knöchel an: Die Finger waren dünn, aber stahlhart und rau. Ich schluchzte, trat um mich, bäumte mich wild auf, und der Absatz meines Schuhs– desjenigen, den er nicht festhielt– traf seine Kapuze. Ein Gurgeln und ein Knacken ertönten, dann fiel er heulend hintenüber.
    Halb kriechend, halb laufend gelangte ich zur Kuppel und zwängte mich durch eine Öffnung, die eigentlich für Drittklässler gedacht war. Mein Atem klang schmerzhaft und heiser, während der Angreifer um die Außenseite der Kuppel herumschlich.
    Er steckte einen Arm zwischen die Stäbe, aber ich rutschte rückwärts außer Reichweite. Und dann entdeckte ich meine Handtasche. Hinter ihm. Drei Meter entfernt.
    Ich saß in der Falle, und mir blieb nichts mehr übrig, als zu schreien.
    Er knurrte, sprang mit einem mächtigen Satz auf die Kuppel und griff nach unten, nach mir. Ich presste mich flach auf den Boden und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Der Ring fühlte sich sengend heiß an.
    Veritys Ring.
    Er knurrte wieder, und ich erstarrte; mein Entsetzen wurde von Zorn weggefegt. Er war Veritys Mörder, oder einer von ihnen. Er musste es sein. Ich streckte die Hand aus und ließ den Ring aufblitzen. Das Mondlicht wirkte schwächer als zuvor, aber sogar jetzt funkelte der Stein, als wäre er von innen beleuchtet. » Ist es das, was ihr wolltet? Ist sie deshalb tot?«
    Er geriet in Raserei, warf sich gegen die Kuppel, verbog die Stäbe.
    » Ich gebe ihn dir, in Ordnung?« Als ob er mich nicht dennoch töten würde.
    Er schien ein Messer bei sich zu haben: Ein metallisches Kreischen erfüllte die Luft, als er begann, die Stangen durchzusägen. » Komm schon«, sagte ich, » lass uns einen Handel abschließen. Du bekommst den Ring. Ich gehe nach Hause. Alle gewinnen.«
    Er musste keinen Handel abschließen. Niemand reagierte auf meine Schreie. Ich konnte nicht den Notruf wählen, nicht, wenn mein Handy außerhalb der Kuppel lag. Es hätte genauso gut drei Kilometer entfernt sein können.
    Er wollte anscheinend nicht um den Ring schachern, aber womöglich konnte der mir dennoch etwas Zeit erkaufen. Wenn ich ihn in die Gegenrichtung warf, würde ich vielleicht genug Zeit haben, hinauszusausen, mir das Telefon zu schnappen und unverletzt zurückzukehren. Ich konnte die Polizei anrufen. Das würde vielleicht ausreichen, ihn in die Flucht zu schlagen.
    Er wurde damit fertig, die erste Stange durchzusägen, und begann mit der nächsten. Er schnitt eine Türöffnung aus. Das schabende Geräusch hallte in meinen Zähnen wider, in meinen Knochen. Ich begann heftig zu zittern. Ich würde den Ring verlieren, aber kein Schmuckstück war mein Leben wert, nicht wahr? Verity hätte das verstanden.
    Ich versuchte, ihn mir von der Hand zu ziehen, aber er rührte sich nicht. Die zweite Stange polterte zu Boden und verfehlte mich nur um Zentimeter. Das Kreischen erfüllte meine Ohren, als er sich an eine dritte machte. Er würde binnen weniger Sekunden durch sein. Ich riss kräftiger, und mein Atem ging keuchend.
    » Mir wäre es wirklich lieber, wenn du das nicht tätest, Mouse!«, ertönte eine vertraute

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