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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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hatte, ob sie uns gefolgt waren, aber die Art, wie er dastand, schien keinerlei Furcht zu verraten. Erschöpfung, ja, und so viel Anspannung, dass er praktisch im Stehen vibrierte. Aber nichts, was darauf hingedeutet hätte, dass wir gleich wieder angegriffen werden würden.
    Er wandte sich zu mir um, und der Feuerschein warf Schatten auf sein Gesicht. Das Schwert war nicht mehr da. Er hatte sich umgezogen und trug nun ein schwarzes Leinenhemd, das am Hals offen stand, und fadenscheinige Jeans, die tief auf den Hüften saßen. Das Haar fiel ihm feucht in die Stirn, und die schwarzen Strähnen hoben sich von seiner goldbraunen Haut ab und ließen ihn so exotisch wirken wie den Rest des Raums.
    » Fühlst du dich besser?« Er nahm meinen Arm, wie ein Kavalier alter Schule, der zufällig zugleich Pirat war.
    Ich stieß seine Hand weg. » Was zur Hölle war das?«
    Er sah auf seinen Arm hinab und missverstand mich absichtlich. » Da, wo ich herkomme, nennen wir das Manieren.«
    » Hör auf mit dem Mist«, blaffte ich. » Das Ding im Park. Was war das? Warum hattest du ein Schwert? Wie sind wir hergekommen? Und wo sind wir überhaupt? Ich will Antworten. Sofort.«
    Er nahm mich wieder am Arm– diesmal weniger sanft– und stieß mich durch das Zimmer zur Couch. » Setz dich hin.«
    » Nein. Ich habe es satt, Anweisungen zu befolgen, Schwerterjunge. Rede schon!«
    Er zuckte mit den Schultern. » Wie du willst.«
    Nachdem er zu einem mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Sideboard hinübergegangen war, goss er sich ein Glas von etwas ein, das den gleichen blassen Goldton wie seine Haut hatte. Er hob das Glas, um mir spöttisch zuzutrinken, und nahm einen kräftigen Schluck. Ich stand nervös da, während er mich musterte, wie ein Wissenschaftler ein Forschungsobjekt studiert hätte, das auf ein Brett geheftet war. Die Stille dehnte sich immer weiter, bis ich sie durchbrach. » Du schuldest mir eine Erklärung.«
    » Deine Vorstellung von Dankbarkeit bedarf einer gewissen Verfeinerung. Ich habe dir gerade das Leben gerettet.« Er schüttelte den Kopf, nun wieder arrogant.
    Ich ging mit geballten Fäusten auf ihn zu. Schwert hin oder her, ich würde die Wahrheit erfahren, und wenn ich sie aus ihm herausprügeln musste.
    Als wir beinahe Auge in Auge standen, lächelte er, langsam und leichthin. » Was hältst du von einem Handel?« Sein Blick glitt zu dem Ring, den ich am Hals trug. » Ich habe eine Schwäche für Schmuck.«
    Ich dachte nicht einmal darüber nach. » Unter keinen Umständen.«
    » Im Park warst du verhandlungsbereit.«
    » Weil das Ding versucht hat, mich zu töten.«
    Er lächelte erneut, und diesmal lag keinerlei Leichtigkeit darin. Ich verschränkte die Arme und starrte zurück.
    » Nichts auf der Welt gibt es umsonst. Wenn du das noch nicht gelernt hast, bist du dümmer, als ich gedacht hätte.« Er trank noch einen Schluck und wirkte, als ob er mich ohnehin nie für sehr klug gehalten hatte. » Irgendetwas an dir passt nicht zusammen, weißt du? Wie wär’s also damit: Antworten gegen Antworten, Mouse. Letztes Angebot.«
    » Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst?«
    » Weil eine Lüge dir besser gefallen würde. Sind wir uns handelseinig?«
    Ich vertraute ihm nicht. Ich mochte ihn auch nicht, mit seiner Selbstgefälligkeit und seinen Geheimnissen, ganz gleich, wie gutaussehend er war. Allerdings hatte er mir das Leben gerettet. Verity hatte ihm etwas bedeutet. Und da ich im Grunde nichts wusste, würde ich bei dem Handel gewinnen.
    Ich streckte die Hand aus, damit er sie schütteln konnte. Stattdessen streiften seine Lippen meine Fingerknöchel, während seine jadefarbenen Augen auf meine gerichtet blieben.
    » Es ist mir ein Vergnügen, mit dir ins Geschäft zu kommen«, murmelte er.
    Was mich so erschauern ließ, war die Brise vom Balkon.
    » Ich zuerst«, sagte er. » Wo hatte Vee den Ring versteckt? Wir haben überall danach gesucht.«
    » In einer Schneekugel«, antwortete ich. » Sie sammelt sie.«
    Er lachte; das Geräusch war verstörend und klang aufrichtig. » So ein beschissen billig aussehendes Ding? So hässlich, dass sie ihr etwas hätten bezahlen sollen, damit sie es mitnimmt, nicht umgekehrt?«
    Ich nickte und lächelte wider Willen. » Du wusstest davon?«
    » Sie hat gesagt, es wäre zu abscheulich, um es zu kaufen. Hat gesagt, Evangeline würde eher tot umfallen, als das Ding in ihrem Haus zu dulden.« Er schüttelte den Kopf. » Und du bist darauf gekommen.«
    » Ich

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