Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)
ist Erste Hilfe?«
» Unter anderem.«
Ich konnte nicht aufhören, meinen Fuß zu berühren. » Im Krankenhaus. Da hast du mich geheilt.«
» Das schien mir noch das Geringste zu sein, was ich tun konnte.«
Mir kam ein Gedanke. » Warum hast du Verity nicht geholfen? Du hättest sie heilen können! Dann wäre sie noch…«
In scharfem Tonfall schnitt er mir das Wort ab: » Ich kann Menschen heilen, Mo, aber keine Toten auferwecken. Auch Magie hat ihre Grenzen.«
Ich warf mich gegen die Couchlehne. » Was für einen Zweck hat sie dann?«
» Was für einen Zweck hat überhaupt irgendetwas?«, entgegnete er. » Magie ist wie jede andere Begabung– Intelligenz, oder gut im Sprungwurf zu sein, oder mit den Ohren wackeln zu können. Etwas in meinem Blut lässt mich die Magie anzapfen.«
» Verity hat auch darüber verfügt?«
» Oh ja.«
» Wusste sie das? Wissen ihre Eltern davon?«
» Sie wusste es, aber ihre Eltern hatten keine Ahnung. Sie sind Flache, wie du. Keine Magie. Aber gewöhnlich gibt es jemanden in der Familie…«
» Evangeline.« Es war keine Frage.
Er neigte bestätigend den Kopf. » Sie hat Vee ein paar Tipps gegeben und ist häufiger hoch nach Chicago gereist, nachdem ihr klar geworden war, was vorging. Aber Verity brauchte mehr Anleitung. Sie hatte zu viel Macht angehäuft, um einfach unbeaufsichtigt herumzulaufen. Also haben wir sie runter nach New Orleans gebracht.«
» Sie ist aber nach Hause zurückgekehrt.«
» Das Mädchen war stur. Hat gesagt, sie wolle ihr letztes Schuljahr nicht verpassen, dich nicht im Stich lassen. Wenn du mich fragst, war es ihr unheimlich.«
Ich fuhr mit dem Finger am Rand eines Sofakissens entlang. » Sie hat unseren New-York-Plan platzen lassen. Sie wollte auf die Tulane University.«
» Kompromiss. Evangeline hat sie für das eine Jahr zurückkehren lassen. Danach wäre es mit dem Kinderkram vorbei gewesen. Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen.«
» Aber die Düsterlinge…«
» Sind ihr nach Hause gefolgt. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir wussten nicht, dass sie eine solche Bedrohung darstellten.«
» Ich verstehe immer noch nicht, warum sie hinter ihr her waren. Was war die besondere Aufgabe?«
Er rieb sich mit einer Hand das Gesicht. » Mehr als nur eine Aufgabe. Sie hatte eine Bestimmung.«
Ich warf gereizt die Hände in die Luft. » Oh, schon wieder dieser Schicksalskram? Ernsthaft?«
» Du hast gefragt«, blaffte er. » Also halt den Mund und hör mir zu, denn ich habe keine Lust, mich zu wiederholen. Es gibt eine Prophezeiung– eine, von der wir magischen Leute, die Bögen, schon so lange wissen, wie sich irgendjemand zurückerinnern kann.«
Ich biss mir auf die Lippen, um mich davon abzuhalten, ihn zu unterbrechen.
» Die rohe Magie, auf die alle Bögen zurückgreifen, ist nicht stabil. Sie ist etwas Machtvolles– zu gefährlich, um direkt damit umzugehen. Wie… ein Atomreaktor. Wenn man an der Quelle der Kernenergie herumspielen würde, wäre man tot. Aber wenn man sie umwandelt, kann man damit eine ganze Stadt mit Energie versorgen, stimmt’s? Magie funktioniert genauso. Es gibt Linien– Ley-Linien, wie Flache sie nennen– auf der ganzen Welt. Sie sind mit der rohen Magie verbunden, ziehen sie hervor, wandeln sie in etwas um, das Bögen gefahrloser nutzen können. Kannst du mir folgen?«
Eigentlich nicht, aber ich nickte.
» Braves Mädchen. Jede Linie steht mit einem der vier Elemente in Einklang– Erde, Luft, Feuer, Wasser. Die meisten Bögen benutzen nur einen Typ. Die anderen Linien funktionieren für sie einfach nicht, so, als ob der Strom abgestellt wäre. Wenn man Magie wirken will, zapft man die Linie seines Elements an.«
» Was ist dein Element?«
Das Feuer im Kamin flackerte prasselnd auf, und er grinste. » Rate mal.«
Ich verdrehte die Augen und bedeutete ihm, fortzufahren.
» Wir sind von diesen Linien abhängig. Nicht nur, um Zaubersprüche zu wirken, sondern auch in Bezug auf Politisches und unsere körperliche Unversehrtheit… Wenn die Linien die Magie nicht ausbalancieren würden, würde unsere ganze Welt zusammenstürzen. Aber die Prophezeiung besagt, dass die Linien versagen werden– nach und nach. Und wenn sie völlig ausfallen, dann würde es eine Person geben, die alles reparieren könnte. Als die hat Verity sich erwiesen.« Er holte tief Luft und musterte meinen Gesichtsausdruck genau. » Glaubst du mir?«
» Äh… nein. Selbst wenn ich es täte– es ist nicht logisch. Wenn Verity eure Welt
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